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21.03.2012 22:01, Julian Dasgupta

Spellbound: Desperados-Macher sind insolvent

Schwere Zeiten muss Spellbound Entertainment dieser Tage durchleben. Wie der Hersteller soeben verlauten ließ, hat man jetzt beim Insolvenzgericht Offenburg offiziell Insolvenz angemeldet. Zuvor sei eine Investorenrunde gescheitert.

Über die weiteren Chancen des Unternehmens heißt es:

"Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde Herr Rechtsanwalt Dr. Ulrich Nehrig bestellt. Nach den Ergebnissen der ersten Prüfungshandlungen ist eine Sanierungschance gegeben, da die Projektentwicklung weit fortgeschritten ist und das Publisher-Feedback sehr positiv ist.

Die Löhne und Gehälter der 65 Mitarbeiter sind im vorläufigen Insolvenzverfahren gesichert und der Geschäftsbetrieb läuft normal weiter. Nach Angaben von Dr. Nehrig wird umgehend ein Investorenprozess eingeleitet. Die Chancen hierfür stehen nach seiner Einschätzung sehr gut."


Weitere Informationen liegen bis dato nicht vor.

Cowboys & Airlines

Spellbound war 1994 von Armin Gessert und Jean-Marc Haessig gegründert worden. Mit Airline Tycoon hatte sich das Studio dann erstmals einen Namen gemacht - noch bekannter und erfolgreicher war aber der Taktik-Titel Desperados, der nicht nur durch sein Western-Szenario zu gefallen wusste. Mit Robin Hood und Chicago 1930 blieb man dem Genre treu.

2006 ließ man die Zusammenarbeit mit Atari wiederaufleben und veröffentlichte Desperados 2: Cooper's Revenge. Allzu lange hielt jener Pakt allerdings nicht: Das, was einst als Erweiterung für Desperados 2 gedacht war, wurde in Eigenregie weiterentwickelt und schließlich über dtp als Helldorado veröffentlicht.

Piranha-Ersatzmänner

Es folgte ein Wechsel zu einem anderen Genre. Nachdem sich JoWooD und Piranha Bytes im Streit getrennt hatten, sucht der Publisher ein neues Studio für die Entwicklung von Gothic 4. Spellbound legte ein internes Projekt namens RavensDale auf Eis und bemühte sich um den Zuschlag - und setzte sich auch durch. Auf der Games Convention 2007 wurde die Kooperation dann offiziell verkündet

Parallel widmete man sich zusammen mit dem in Berlin ansässigen Studio Bitfield einem Handheld-Titel. Für Gessert hatte Giana Sisters DS eine besondere Bedeutung, hatte der Branchenveteran doch die C64-Vorlage seinerzeit gemeinsam mit Manfred Trenz entwickelt. Das Spiel wurde Anfang 2009 veröffentlicht, im vergangenen Jahr erschien schließlich noch eine iOS-Umsetzung. 

Im Herbst musste Spellbound allerdings einen schweren Schlag verkraften: Am 8. November 2009 verstarb Armin Gessert überraschend im Alter von 47 Jahren. 

Arcania: Gothic 4 sollte derweil eigentlich Ende 2009 fertiggestellt werden, kam aber nach einer Verschiebung erst ein Jahr später in den Handel. Der Absatz blieb unter den Erwartungen JoWooDs. Spellbound produzierte mit Arcania: Fall of Setarrif noch eine Erweiterung, deren Release aber aufgrund rechtlicher Probleme verschoben werden musste. Nach der Pleite JoWooDs konnte das Add-on dann im Herbst des vergangenen Jahres über Nordic Games veröffentlicht werden.

Zur gleichen Zeit zog Spellbound - bereits wieder an RavensDale arbeitend - weg aus dem heimischen Kehl nach Offenburg. Mit damals 70 Angestellten war die Firma laut eigenen Angaben zu jenem Zeitpunkt das drittgrößte und zugleich auch älteste noch unabhängige Studio in Deutschland. Zur gleichen Zeit hatte man noch ein weiteres Projekt in Angriff genommen: Spellbound wollte ein Studio mit Fokus auf Browser- und Mobile-Spiele in Berlin aufbauen. 

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