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09.04.2012 18:38, Julian Dasgupta

Jack Tramiel: Commodore-Gründer gestorben

Die Spieleszene ist um eine sie prägende Figur ärmer: Wie Forbes berichtet, ist Jack Tramiel am gestrigen Sonntag im Alter von 83 Jahren gestorben.

Als der 1928 als Idek Tramielski geborene Mann Mitte der 50er Jahre die Commodore Business Machines International gründete, hatte er bereits ein reichlich bewegtes Leben hinter sich: Nach der Invasions Polens wurde seine Familie erst in das Ghetto von Lodz, später dann ins Konzentrationslager Auschwitz transportiert. Von dort wurde er zusammen mit seinem Vater in ein Arbeitslager bei Hannover verlegt, wo er bis zu dessen Befreiung Zwangsarbeit verrichten musste.

Zwei Jahre nach dem Kriegsende emigrierte Tramiel dann in die USA und machte sich 1954 mit der Gründung von Commodore selbstständig. Der Rest ist Geschichte: Das, was einst als auf Schreibmaschinen und anderes Bürozubehör spezialisiertes Unternehmen begann, schnupperte Anfang der 70er Jahre mit Taschenrechnern erstmals in den Elektronikmarkt. Einige Jahre später wagte sich das Unternehmen in ein weiteres Segment: Heimcomputer.

Mit dem Commodore 64 veröffentlichte das Unternehmen 1982 schließlich ein Gerät, das sich inbesondere in Europa zu einem der zentralen Spieleplattformen des Jahrzehnts entwickeln sollte. Nachdem man dem "Brotkasten" noch eine Generalüberholung in Form des C128 spendiert hatte, konnte Commodore mit dem Amiga 1985 ein weiteres erfolgreiches System auf den Markt bringen, dessen meistverkaufter Vertreter (Amiga 500) 1987 in den Handel kam.

Tramiel war zu jenem Zeitpunkt allerdings nicht mehr an Bord: Schon drei Jahre zuvor hatte er sich mit dem Commodore-Aufsichtsratschef Irving Gould überworfen und das Unternehmen  verlassen. Der Branche blieb er allerdings erhalten: Noch im gleichen Jahr kaufte er das nach dem großen Videospielcrash angeschlagene Atari auf. Der Hersteller veröffentlichte den Atari ST, der bis zum PC-Boom der Hauptkonkurrent des Amiga sein sollte.

Mit dem Lynx veröffentlichte Atari 1989 einen technisch recht ambitionierten Handheld - welcher aufgrund der Größe, des Preises, des Batterieverbrauchs und des eher dünnen Softwareaufgebots allerdings stets im Schatten des Gameboy von Nintendo stand. Das Prädikat 'technisch ambitioniert, aber erfolglos' konnte sich der Hersteller dann auch noch im Heimkonsolenbereich verdienen, in dem man sich mit dem Jaguar versuchte - und schließlich scheiterte. 

Tramiel zog sich 1996 aus dem Unternehmen zurück. 1998 wurden die meisten Namens- und Markenrechte von Hasbro übernommen, 2000 wanderten sie dann an den französischen Publisher Infogrames.

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