von Marcel Kleffmann,

Europäische Kommission fordert Regelungen für In-App-Käufe: Google reagiert, Apple bisher nicht

Die Europäische Kommission und die nationalen Verbraucherschutzbehörden hatten sich im letzten Jahr zusammengesetzt, um verbraucherfreundliche Lösungen zu In-App-Käufen bei Titeln zu erarbeiten, die von den Herstellern als Free-to-play bezeichnet bzw. beworben werden, aber oftmals reichhaltige kostenpflichtige Inhalte und penetrante Kauf-Aufforderungen enthalten. Zahlreiche Nutzer in der EU hatten sich über derartige Praktiken beschwert.

Das gemeinsame Positionspapier mit konkreten Forderungen, auf das sich nationale Verbraucherschutzbehörden im Rahmen des Verbraucherschutz-Netzes (CPC) verständigt hatten, wurde im Dezember 2013 an Apple, Google und die Interactive Software Federation of Europe (ISFE) übermittelt. In der Zwischenzeit hat Google zahlreiche Änderungen basierend auf den Forderungen beschlossen, die bis Ende September 2014 umgesetzt werden sollen. Apple hat bislang keine festen Zusagen gemacht und ebenso keinen Zeitplan benannt.

Folgende Forderungen standen im Positionspapier:
  • Bei Spielen, die als "free" bzw. "kostenlos" beworben werden, darf es keine Irreführung der Verbraucher hinsichtlich der wahren Kosten geben.
  • Die Spiele dürfen Kinder nicht direkt dazu auffordern, Produkte zu kaufen oder Erwachsene zu überreden, die Produkte für sie zu kaufen.
  • Die Verbraucher müssen über die Zahlungsmodalitäten angemessen informiert und Geldbeträge dürfen nicht per Voreinstellung ohne ausdrückliches Einverständnis des Verbrauchers abgebucht werden.
  • Die Händler müssen eine E-Mail-Adresse angeben, die die Verbraucher für Fragen oder Beschwerden nutzen können.

In der Pressemitteilung der Europäischen Kommission heißt es (Hervorhebungen durch News-Autor): "Google hat inzwischen zahlreiche Änderungen beschlossen, die bis Ende September 2014 umgesetzt sein sollen: völliger Verzicht auf die Verwendung des Wortes 'free' oder 'kostenlos', wenn die Spiele In-App-Käufe umfassen; Formulierung gezielter Leitlinien für die App-Entwickler, um 'direkte Aufforderungen an Kinder' im Sinne des EU-Rechts auszuschließen; befristete Maßnahmen als Beitrag zur Kontrolle der Einhaltung von EU-Verbraucherschutzvorschriften. Google hat außerdem seine Standardvoreinstellungen so angepasst, dass die Bezahlung vor jedem In-App-Kauf durch den Verbraucher genehmigt werden muss, sofern der Verbraucher diese Einstellungen nicht von sich aus verändert."

"Apple will sich mit den Kritikpunkten, insbesondere im Zusammenhang mit der Zahlungsermächtigung, befassen, hat aber bisher leider keine konkreten und umgehenden Lösungsvorschläge vorgelegt. Auch gibt es für die Umsetzung dieser eventuellen Änderungen bislang keine festen Zusagen und keinen Zeitplan. Die CPC-Behörden werden die Gespräche mit Apple fortsetzen, damit das Unternehmen detaillierte Angaben zu den geforderten Veränderungen macht und seine Geschäftspraktiken an dem gemeinsamen Positionspapier orientiert."

"Es ist die erste Durchsetzungsmaßnahme dieser Art, bei der sich die Europäische Kommission und die nationalen Behörden zusammengetan haben. Ich freue mich, dass dies zu greifbaren Ergebnissen führt. Für die Verbraucherinnen und Verbraucher ist das von großer Bedeutung. Vor allem Kinder müssen besser geschützt werden, wenn sie online spielen. Die Maßnahme liefert zudem wertvolle Erkenntnisse für die laufenden Überlegungen darüber, wie sich die Durchsetzung von Verbraucherrechten in der Europäischen Union am effizientesten organisieren lässt. Die Aktion hat gezeigt, dass sich Zusammenarbeit lohnt und zu einem besseren Verbraucherschutz in allen Mitgliedstaaten beiträgt", sagte der für Verbraucherpolitik zuständige EU-Kommissar Neven Mimica.

Vizepräsidentin Neelie Kroes, zuständig für die Digitale Agenda, fügte hinzu: "Die Kommission unterstützt Innovationen im Bereich der Apps. In-App-Verkäufe sind ein legitimes Geschäftsmodell, doch müssen die Anbieter, wenn sie diese neuen Geschäftsideen entwickeln, das EU-Recht verstehen und beachten."
Quelle: Europäische Kommission

Kommentare

Nightmare King Grimm schrieb am
Ich denke die Regelungen sind primär wichtig, weil heutzutage die Kinder schon viel mit dem Smartphone können, selbiges auch recht früh in die Hand gedrückt bekommen. Und wenn dann eben bei Candy Crush der nette Hinweis kommt, dass einem die Leben ausgehen man aber ganz leicht mehr Leben haben kann, geht das kleingedruckte, preisliche sehr leicht unter. Das ist letztlich von der ganzen Aufmachung her schon irreführend und kann für so manchen ein Problem sein.
Für mich persönlich ist das keine Schwierigkeit, mir ist es bisher immer gelungen jedwede Falle zu umgehen (auch fernab von Apps). Aber ich sehe da durchaus Konfliktpotential und denke, es ist absolut richtig das alles etwas einzugrenzen bzw deutlich herauszuheben, denn das ist bei vielem zzt nicht der Fall.
casanoffi schrieb am
Bambi0815 hat geschrieben:Ich weiss nicht ob man irgendwie den Konsument schuld geben kann. In der Regel sind Konsumenten dumm. Das weiss man ja mittlerweile. Und sie nehmen das was sie bekommen.
Wir werden mittlerweile schon überwacht total ... denkste wir hätten das verhindern können ? Ich denke man kann da den Nutzern auch keine Schuld geben.
Sie werden angelockt, denken sich nichts böses und werden dann ausgenommen. Liesst sich einer durch was sie bei "kostenlosen" Spielen auf dem Handy akzeptieren wenn sie es runterladen ?
Das muss man sich einfach mal reinziehen ..wie kann einer da ein Spiel akzeptieren was in den AGBs sozusagen steht.
Aber sie tun es als ob nix wäre. Wenn dadrin stehen würde ich spende meien Organe bei Akzeptierung so würde die Masse einfach "weiter" drücken. Daher muss eine Regelung her um die Menschen zu schützen, den die Industry wird immer alles versuchen A) Informationen zu bekommen, B) Dein Geld zu bekommen.
Und die Menschen werden immer weiter sensibilisiert für sowas.
Naja, eine "Schuld" an sich existiert hier in meinen Augen gar nicht.
Ich möchte es mal sehr polemisch ausdrücken:
Auf der einen Seite steht der "dumme Konsument", der alles frisst, was ihm vor die Rübe gehalten wird.
Auf der anderen Seite steht die "böse Industrie", die diesen Umstand schamlos ausnützt.
Ja, die Konsumenten werden angelockt, denken sich nichts böses und werden dann ausgenommen.
ABER: ich kenne es ja selbst - jeder Zahlvorgang muss vom Nutzer bestätigt werden. Zumindest kenne ich das von meinen Fällen.
Es ist ja nicht so, dass man irgendwann 1x sein Passwort eingeben muss und dann die Anbieter fröhlich vom Konto abbuchen dürfen.
Wenn ich einen "kostenlosen" Titel lade und schon nach kurzer Zeit feststelle, dass hier gar nix mit kostenlos ist, dann überlege ich mir, ob mir das Spiel die Zahlung (für was auch immer) wert ist.
Ich fühle mich dabei auch nicht betrogen, sondern denke rational.
Das hat schicht und einfach was mit Selbstkontrolle und dem sinnvollen...
Bambi0815 schrieb am
casanoffi hat geschrieben:
gracjanski hat geschrieben:man könnte ja auch solche Mistspiele auch einfach links liegen lassen. Als ob es nicht genug klasse Spiele geben würde...
true words ...
Aber ich denke, hier gehts offensichtlich (mal wieder) um die Tatsache, dass man - ich drücke es jetzt mal vorsichtig aus - Konsumenten vor sich selbst schützen muss.
Ich weiss nicht ob man irgendwie den Konsument schuld geben kann. In der Regel sind Konsumenten dumm. Das weiss man ja mittlerweile. Und sie nehmen das was sie bekommen.
Wir werden mittlerweile schon überwacht total ... denkste wir hätten das verhindern können ? Ich denke man kann da den Nutzern auch keine Schuld geben.
Sie werden angelockt, denken sich nichts böses und werden dann ausgenommen. Liesst sich einer durch was sie bei "kostenlosen" Spielen auf dem Handy akzeptieren wenn sie es runterladen ?
Das muss man sich einfach mal reinziehen ..wie kann einer da ein Spiel akzeptieren was in den AGBs sozusagen steht.
Aber sie tun es als ob nix wäre. Wenn dadrin stehen würde ich spende meien Organe bei Akzeptierung so würde die Masse einfach "weiter" drücken. Daher muss eine Regelung her um die Menschen zu schützen, den die Industry wird immer alles versuchen A) Informationen zu bekommen, B) Dein Geld zu bekommen.
Und die Menschen werden immer weiter sensibilisiert für sowas.
crewmate schrieb am
Sehr gut: Die EU tut was gegen Walfänger. :-)
Besonders was Kinder angeht, ist das für die Eltern glaube ich nur schwer zu kontrollieren. Keine Ahnung ob da jetzt wirklich die Kredit Karte von Nöten ist. Oder wie weit da Jugendschutz Einstellungen greifen.
Wenn mein 14 Jähriger Cousin sich vor allem ITunes Karten wünscht, dann rieche ich den Braten.
Die haben inzwischen eine völlig andere Sicht auf Spiele als wir. Und wie viele Eltern setzen sich wirklich damit auseinander, was ihre Kinder Zocken. Man braucht ja nur mal in ein beliebiges Xbox Live Spiel mit Voice Chat zu gehen. Total Decay.
casanoffi schrieb am
gracjanski hat geschrieben:man könnte ja auch solche Mistspiele auch einfach links liegen lassen. Als ob es nicht genug klasse Spiele geben würde...
true words ...
Aber ich denke, hier gehts offensichtlich (mal wieder) um die Tatsache, dass man - ich drücke es jetzt mal vorsichtig aus - Konsumenten vor sich selbst schützen muss.
schrieb am