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22.09.2015 06:09, Benjamin Schmädig

Michael Pachter: Aktuelle Konsolengeneration sollte die letzte große sein - Analyst empiehlt Umstieg auf iPhone, Set-Top-Boxen und digitalen Vertrieb

Michael Pachter, Analyst bei Wedbush Morgan, sieht den Markt des klassischen Konsolengeschäfts als erschöpft an. Als Folge dessen müsse sich die Industrie anderen Plattformen zuwenden, um auch in Zukunft zu wachsen. Darüber hat Pachter laut GamesIndustry in einem Vortrag auf der DICE Europe gesprochen, einem Zusammenkommen von Entwicklern und Publishern.

"Die Anzahl der verkauften Konsolen hat ihr Maximum erreicht", so Pachter, "Die aktuelle Generation wird die vorherige nicht übertreffen." Die PlayStation 4 werde sich 120 bis 130 Mio. Mal verkaufen, die Xbox One 100 bis 110 Mio. Mal. Einschließlich ungefähr 20 Mio. verkaufter Wii-U-Konsolen (im Vergleich zu 100 Mio. Wii-Geräten) entspräche dies höchstens 260 Mio. und damit in etwa den 270 Mio. Konsolen der vergangenen Generation.

Laut Pachter erwartet die Industrie in der kommenden Generation eine ähnliche Situation wie sie der 3DS erlebt: Während von dem aktuellen Handheld ungefähr 15 Mio. pro Jahr verkauft würden, hätte Nintendo fünf Jahre lang jeweils mehr als 26 Mio. DS abgesetzt. Die Anzahl verkaufter Konsolen würde im nächsten Zyklus also etwa auf die Hälfte schrumpfen.

Wenn die Industrie wachsen wolle, müsse sie andere Vertreibsmodelle für Videospiele stärker ins Auge fassen. Pachters Vorschlag: das Einbeziehen von Hardware, die sich mit dem Ende der aktuellen Konsolengeneration ohnehin in jedem Haushalt befinden werde. Dazu zählten an einen Fernseher angeschlossene Handys oder Set-Top-Boxen. Diese Hardware müsste lediglich stark genug sein, damit Spiele wie Call of Duty darauf laufen könnten.

Der Analyst beschreibt die mögliche Situation mit den folgenden Worten: "Was geschieht, wenn man die Einstiegshürde so reduziert, dass niemand eine Konsole kaufen muss? Wenn Activision 20 Mio. Mal Call of Duty an die Besitzer einer Konsole verkauft, wie viele Leute würden es kaufen, die keine Konsole besitzen? Ich schätze, das wären 20 Mio. weitere Menschen. Um es den Europäern im Raum einfacher zu machen: Wie viele Leute würden FIFA kaufen, wenn sie keine Konsole benötigen würden? 20 Mio. mehr. Wie viele Menschen würden Grand Theft Auto spielen, wenn sie dafür keine Konsole benötigten? 100 Mio. Das sind wahnsinnig hohe Zahlen. Und es ergibt einfach Sinn. Es wird genau so geschehen."

Es gebe etliche 30- und 40-Jährige, die die genannten Spiele gerne erleben würden, doch "sie werden sich nicht für ein Spiel eine Konsole kaufen." Diese Interessenten könnten Publisher wohl an Bord holen, wenn ihre großen Titel auf Plattformen verfügbar wären, die nicht ausschließlich dem Spielen dienen.

Pachter verbindet mit der beschriebenen Änderung den notwendigen Schritt, Spiele ausschließlich auf digitalen Vertriebswegen zu vertreiben, also zum Download anzubieten. Als Vertriebsmodell schlägt er u.a. Abonnements für einzelne Titel vor. Auch eine Vereinigung mehrerer Publisher, welche die Einnahmen allgemeingültiger Abonnements entsprechend der Anzahl gespielter Spiele an ihre Mitglieder verteilt, kann er sich vorstellen.

"Das eröffnet allen in der Wertschöpfungskette neue Möglichkeiten, ausgenommen der Verkäufer und vielleicht der Konsolenhersteller."

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