von Benjamin Schmädig,

Michael Pachter: Aktuelle Konsolengeneration sollte die letzte große sein - Analyst empiehlt Umstieg auf iPhone, Set-Top-Boxen und digitalen Vertrieb

Michael Pachter, Analyst bei Wedbush Morgan, sieht den Markt des klassischen Konsolengeschäfts als erschöpft an. Als Folge dessen müsse sich die Industrie anderen Plattformen zuwenden, um auch in Zukunft zu wachsen. Darüber hat Pachter laut GamesIndustry in einem Vortrag auf der DICE Europe gesprochen, einem Zusammenkommen von Entwicklern und Publishern.

"Die Anzahl der verkauften Konsolen hat ihr Maximum erreicht", so Pachter, "Die aktuelle Generation wird die vorherige nicht übertreffen." Die PlayStation 4 werde sich 120 bis 130 Mio. Mal verkaufen, die Xbox One 100 bis 110 Mio. Mal. Einschließlich ungefähr 20 Mio. verkaufter Wii-U-Konsolen (im Vergleich zu 100 Mio. Wii-Geräten) entspräche dies höchstens 260 Mio. und damit in etwa den 270 Mio. Konsolen der vergangenen Generation.

Laut Pachter erwartet die Industrie in der kommenden Generation eine ähnliche Situation wie sie der 3DS erlebt: Während von dem aktuellen Handheld ungefähr 15 Mio. pro Jahr verkauft würden, hätte Nintendo fünf Jahre lang jeweils mehr als 26 Mio. DS abgesetzt. Die Anzahl verkaufter Konsolen würde im nächsten Zyklus also etwa auf die Hälfte schrumpfen.

Wenn die Industrie wachsen wolle, müsse sie andere Vertreibsmodelle für Videospiele stärker ins Auge fassen. Pachters Vorschlag: das Einbeziehen von Hardware, die sich mit dem Ende der aktuellen Konsolengeneration ohnehin in jedem Haushalt befinden werde. Dazu zählten an einen Fernseher angeschlossene Handys oder Set-Top-Boxen. Diese Hardware müsste lediglich stark genug sein, damit Spiele wie Call of Duty darauf laufen könnten.

Der Analyst beschreibt die mögliche Situation mit den folgenden Worten: "Was geschieht, wenn man die Einstiegshürde so reduziert, dass niemand eine Konsole kaufen muss? Wenn Activision 20 Mio. Mal Call of Duty an die Besitzer einer Konsole verkauft, wie viele Leute würden es kaufen, die keine Konsole besitzen? Ich schätze, das wären 20 Mio. weitere Menschen. Um es den Europäern im Raum einfacher zu machen: Wie viele Leute würden FIFA kaufen, wenn sie keine Konsole benötigen würden? 20 Mio. mehr. Wie viele Menschen würden Grand Theft Auto spielen, wenn sie dafür keine Konsole benötigten? 100 Mio. Das sind wahnsinnig hohe Zahlen. Und es ergibt einfach Sinn. Es wird genau so geschehen."

Es gebe etliche 30- und 40-Jährige, die die genannten Spiele gerne erleben würden, doch "sie werden sich nicht für ein Spiel eine Konsole kaufen." Diese Interessenten könnten Publisher wohl an Bord holen, wenn ihre großen Titel auf Plattformen verfügbar wären, die nicht ausschließlich dem Spielen dienen.

Pachter verbindet mit der beschriebenen Änderung den notwendigen Schritt, Spiele ausschließlich auf digitalen Vertriebswegen zu vertreiben, also zum Download anzubieten. Als Vertriebsmodell schlägt er u.a. Abonnements für einzelne Titel vor. Auch eine Vereinigung mehrerer Publisher, welche die Einnahmen allgemeingültiger Abonnements entsprechend der Anzahl gespielter Spiele an ihre Mitglieder verteilt, kann er sich vorstellen.

"Das eröffnet allen in der Wertschöpfungskette neue Möglichkeiten, ausgenommen der Verkäufer und vielleicht der Konsolenhersteller."
Quelle: GamesIndustry

Kommentare

ZackeZells schrieb am
@ Kajetan
Was Pachter/Investoren wollen ist ungleich das was der Kunde ersteinmal möchte - der Kunde muss überzeugt werden das er diesesn heissen Shice unbedingt braucht, denn sonst ist sein Leben wertlos. Bin mir sicher je höher der investierte Betrag in eine Werbekampagne ist, je höher werden die Nutzerzahlen sein.
Ich kann mir beim besten willen nicht vorstellen das die Menschheit/Mehrheit "aufwacht" und sich denkt - achwas ich möchte das nicht, also kaufe ich es nicht.
Solange die Kunden das Kaufen was die Entscheider ihnen vorsetzen ist doch alles gut.
Falls es fehl schlägt rollen einige Köpfe und man verbleibt in dem Busziness in dem man sich eh schon ausgebreitet hat.
Was schreibe ich nur wieder, hat wohl wieder keine Hand und Fuss, nur ists so mäh auffer Arbeit und das Inet ist ausgelesen, drum verdinge ich mir die Zeit mit tippen, bis Feierabend....
chichi27 schrieb am
Pachter hat geschrieben:The console installed base is as big as it's ever going to get," he said. "[This] generation is not going to be bigger than the last generation. We're going to be about the same.
"The Wii U is going to sell 20 million units compared to 100 million for the Wii.
Er hat Recht aber nur wegen der Wii. Ein Großteil der Wii Besitzer wird sich nie wieder eine Konsole kaufen, geschweige denn einen fähigen PC.
Kajetan schrieb am
ZackeZells hat geschrieben:Die Vermarktung ist alles - wenn sich die "großen" Hersteller dazu entschließen umzusteigen, dann wird ein immens hoher Betrag in die PR und Werbung investiert - Dank dieser Kampagne wird der Konsument keine oder Kaum eine andere Wahl haben, wenn er das neueste vom neuen Spielen möchte.
Die Majors sind doch schon längst "umgestiegen". EA, Activision usw. bieten schon seit geraumerweile Spiele für Smartphones, Tablets und den ganzen Rest des Mobile-Bereiches an. Aber die Majors sehen das nicht als DEN HEISSEN SHICE an, auf den jetzt alles gesetzt werden muss. Für sie ist das nur ein zusätzliches Marktsegment mit potentiell guten Umsatzchancen. Denn auch wenn die Investoren Nullwachstum total doof finden, so sehen die Majors keine Veranlassungen das weiterhin profitable Konsolengeschäft aufzugeben, so wie sie auch keine Veranlassungen gesehen haben das weiterhin profitable PC-Geschäft aufzugeben.
Was bei der Betrachtung dieser Thematik hilft, das ist eine gedankliche Lösung von den Absolutismen, die hier gerne verwendet werden. Nur weil ein Segment besonders hohe Wachstumschancen bietet, heisst das noch lange nicht, dass sich jetzt ALLE auf DIESEN Bereich stürzen sollen. Hier wird, wie schon festgestellt, von Pachter und anderen Anbietern in diesem Bereich gerne blumiges Zeugs erzählt, um leichtgläubigen Kunden wie leichtgläubigen Investoren (ja, die gibt es natürlich auch) das Geld aus der Tasche zu ziehen.
ZackeZells schrieb am
greenelve hat geschrieben:Selbsterfüllende Prophezeiung. Wen genügend dem Analysten glauben, die Konsolen sind Vergangenheit und andere Geräte die Zukunft, dann wird entsprechend gekauft und es wird dazu kommen: Kaum jemand kauft Konsolen und fast alle kaufen andere Geräte. Brilliant. :cheer:
Die Vermarktung ist alles - wenn sich die "großen" Hersteller dazu entschließen umzusteigen, dann wird ein immens hoher Betrag in die PR und Werbung investiert - Dank dieser Kampagne wird der Konsument keine oder Kaum eine andere Wahl haben, wenn er das neueste vom neuen Spielen möchte.
Dank jahrzehntelanger konditionierung der potententiellen Kunden, werden die Konsumschafe auch zugreifen - die paar Wiederständler die da nicht mitmachen wird man in Kauf nehmen, wenn unter dem Strich mehr Kunden hinzugewonnen werden können.
Boesor schrieb am
ZackeZells hat geschrieben:Ich liebe die Interviews mit M. Pachter - die daraus resultierende Forumsdiskussion ist immer wieder gut zu lesen :)
Bitte mehr von ihm!
Das liegt aber auch nur daran das ziemlich viele user so reagieren als würde der große böse Onkel ihnen die rassel wegnehmen.
schrieb am