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10.02.2016 05:09, Benjamin Schmädig

Jim Sterling zur Schließung von Gametrailers und der wirtschaftlichen Lage des klassischen Spielejournalismus'

Jim Sterling hat auf seiner Webseite The Jimquisition einen Beitrag verfasst, der mit Blick auf die Schließung von Gametrailers vor zwei Tagen (wir berichteten) die wirtschaftliche Situation klassischer Spielemedien beleuchtet. Sterling hatte selbst bei Destructoid und The Escapist gearbeitet, bevor er sich mit finanzieller Rückendeckung über Patreon selbstständig machte.

Als zentrales Problem des herkömmlichen Spielejournalismus arbeitet er die Finanzierung über Werbeeinnahmen heraus, die sich vor allem auf die Anzahl der Leser bzw. Zuschauer stützt: Je mehr Besucher ein Medium habe, desto mehr Werbung werde gebucht und desto höhere Einnahmen erziele es demnach. Diese Einnahmen seien inzwischen aber so gering, dass nur extrem gestiegene Besucherzahlen noch einen merklichen Gewinnzuwachs bedeuten würden. Sterling: "Es kann sein, dass ein paar tausend Leute die Kritiken lesen oder Videos anschauen, und man dem Gesellschafter trotzdem nur ein paar Cent einbringt."

Ein Grund dafür sei das Ausblenden vieler Anzeigen durch Adblock. Damit ist immerhin eine Art Wettrüsten der Anzeigenersteller und Browsererweiterungen wie Adblock verbunden sowie die Tatsache, dass weniger Werbung jenes Geld einbringt, das Magazine teilweise pro Klick auf eine Anzeige erhalten.

Der Muttergesellschaft sei es zudem egal, ob bekannte Namen oder Gesichter hinter den Artikeln bzw. Videos stehen oder unbekannte Frischlinge - die Verantwortlichen würden nur auf die Zahlen schauen und ein etablierter Journalist bedeute ihnen unterm Strich mehr Ausgaben in Form eines höheren Gehalts.

Hinzu geselle sich ein ganz anderes Problem, das die heutige Medienlandschaft kennzeichne: "Mir wurde in der Vergangenheit ganz unverblümt gesagt, dass der Erfolg meiner Marke keine Rolle spielt, solange ich nicht bereit sei, gesponsorte Inhalte zu erstellen, denn mit denen wird heutzutage Geld gemacht. Wenn du die Ersteller von Inhalten dazu bringen kannst, Hulu zu erwähnen oder Deadpool zu bewerben - dafür erhalten sie gewaltige Einnahmen, die weder von AdBlock beeinflusst werden noch von dem für das Erstellen der eigentlichen Inhalte notwendigen Etat."

Ein Problem aller Medien, die audiovisuelle Inhalte anbieten, sei zudem Youtube, denn technisch wäre das weltweit größte Videoportal allen anderen Anbietern haushoch überlegen. Andere Player, über die Videos oft angeboten werden, würden zwar größere Kontrolle über Werbeeinnahmen verleihen und pro angesehenem Video größeren Gewinn abwerfen. "Das Problem ist, dass sie fast durchgehend scheiße sind und sie niemand benutzen will, um die gewünschten Inhalte abzurufen. Die Werbung ist aufdringlicher, die Player sind mit weniger Abspielgeräten kompatibel, wenige unterstützen mobile Plattformen und die Qualität ist im Allgemeinen schrecklich", urteilt Sterling.

Anderweitig große Medien seien auf Youtube zudem generell kaum erfolgreich. Sie müssten also mit einem eigenen Player Geld machen, den die Zuschauer nicht ausstehen können. Das ist laut Sterling das Problem des klassischen Spielejournalismus: Er sei an herkömmliche Stukturen gebunden, könne über diese aber nur schwer noch wirtschaftlich erfolgreich sein. Einige große Namen hätten genug finanzielle Rückendeckung, um in diesem Umfeld erfolgreich zu sein - allen anderen stünden allerdings schwere Zeiten bevor.

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