von Benjamin Schmädig,

Gewerkschaftsstreik der Synchronsprecher und Darsteller: Gegendarstellung der Publisher und Stellungnahme von Nolan North (Uncharted)

Nachdem Verhandlungen zwischen der US-amerikanischen Gewerkschaft Screen Actors Guild-American Federation of Television and Radio Artists (SAG-AFTRA) und einer Reihe an Videospiel-Unternehmen, darunter Electronic Arts, Activision, Disney Character Voices und Warner Bros Games, gescheitert waren, streiken die Mitglieder der SAG-AFTRA seit zwei Wochen u.a. für bessere Arbeitsbedingungen und mehr Gehalt (wir berichteten). In einer Gegendarstellung wehren sich die betroffenen Unternehmen allerdings gegen die Vorwürfe und auch Darsteller Nolan North (Uncharted, Mafia 3, Destiny) kann die von der SAG-AFTRA zitierten Probleme nicht bestätigen. Develop vermittelt einen Überblick über die Situation.

In einem Interview mit Kotaku sagte North u.a., dass seine Stimme während Sprachaufnahmen nie in Gefahr gewesen sei - einer der Vorwürfe, die die Screen Actors Guild erhoben hatte. "Ich habe mich nie gedrängt gefühlt eine Sitzung fortsetzen zu müssen, wenn ich mich unwohl gefühlt habe, und ich wurde nie schlecht behandelt von den Leuten, für die ich gearbeitet habe", so North, der allerdings wisse, dass einige Kollegen andere Erfahrungen gesammelt haben. Einer sei immerhin auf ihn zugekommen und hätte sich überrascht davon gezeigt, dass North nie mit solchen Problemen konfrontiert worden wäre. Wohl auch deshalb unterstützt der Sprecher von u.a. Nathan Drake den Streik im Namen seiner Gewerkschaft.

Die bestreikten Unternehmen widersprechen dabei der Darstellung der Gewerkschaft. Ein Sprecher eines der Studios habe Kotaku wissen lassen: "Obwohl die Unternehmen bisher nur einen einzigen Vorfall einer Verletzung am Arbeitsplatz aufgrund des übermäßigen Beanspruchens der Stimme verzeichnet haben, waren sie stets darum bemüht, die Arbeitslast der Darsteller in diesem Bereich durch flexiblere Arbeitszeiten und andere innovative Maßnahmen zu senken.

Wir wollen die Aufmerksamkeit auch auf die erhöhten wirtschaftlichen Vorteile und verbesserten Arbeitsbedingungen lenken, denn die Darstellung auf der Webseite der SAG-AFTRA ist nicht korrekt, veraltet und gibt einige der Angebote nicht wieder, die wir im vergangenen Jahr vorgeschlagen haben."


Weiterhin hat eine Vereinigung der betroffenen Unternehmen auf einer speziell eingerichteten Webseite ihre eigene Darstellung der aktuellen Lage veröffentlicht. Dort heißt es u.a.: "Dieser Streik wäre vermeidbar gewesen."

Das gelte u.a. deshalb, weil die Unternehmen in den letzten Monaten verschiedene Angebote im Hinblick auf ein höheres Gehalt gemacht hätten, die sich teilweise nur namentlich von den Forderungen der Gewerkschaft unterscheiden würden, teilweise sogar höherwertig seien. Die Unternehmen sind der Ansicht, dass die Mitglieder der Gewerkschaft für ein Annehmen der Angebote stimmen würden - die SAG-AFTRA hätte diese Angebote allerdings nie offen mit den Darstellern kommuniziert. Stattdessen sei sie ohne Gegenangebot aus den Verhandlungen ausgestiegen, deren Scheitern das Beginn des Streiks zur Folge hatte.

Die Gewerkschaft wehrt sich ihrerseits gegen diese Darstellung und rief in der vergangenen Woche zum Aufstellen von Streikposten vor den Warner-Bros-Büros auf. In der Erklärung heißt es u.a.: "Nach Beginn des Streiks haben die Videospiel-Arbeitgeber mit Singer Associates eine teure PR-Firma engagiert, um einen Krieg über die sozialen Medien gegen euch und unsere Gewerkschaft anzuzetteln. Sie haben sogar eine irreführende SAG-AFTRA-Webseite [...] erstellt, um falsche Informationen zu verbreiten [...]."

Im Rahmen der Veröffentlichung von Call of Duty: Infinite Warfare wies die Gewerkschaft außerdem darauf hin, dass die Darsteller aller seit 2003 veröffentlichten Call-of-Duty-Spiele lediglich zu 0,03 Prozent an den Einnahmen von insgesamt 15 Mrd. Dollar beteiligt gewesen seien.
Quelle: Develop, Kotaku, SAG-AFTRA, Vereinigung "Video Game Companies"

Kommentare

Jazzdude schrieb am
billy coen 80 hat geschrieben:
Jazzdude hat geschrieben:
Todesglubsch hat geschrieben:Können ja mal mit den deutschen Sprechern reden wie viel Beteiligung die hatten. Dürfte so zwischen 0,00 und -0,0001% laufen.
(Ehemaliger) deutscher Synchronsprecher von Homer Simpson: 10.000 ? pro Staffel.
Englischer Synchronsprecher von Homer Simpson: $400.000 + pro Folge.
Und dabei war Norbert Gastell noch einer der am besten verdienensten deutschen Synchros. Da kann man sich ausrechnen, was deutsche Sprecher für Videospiele bekommen...
Wobei dieses Argument natürlich verlässlich hinkt. Wenn zur Verteidigung des Status Quo nur der Verweis auf vollkommen andere gesellschaftliche / wirtschaftliche / vertragliche Rahmenbedingungen hilft, ist das ein sicheres Zeichen, dass es keine sachlichen Argumente dafür gibt.
Das hat was von den ständigen Vergleichen des deutschen Sozialstaates mit irgendwelchen Bananenrepubliken. Was stellen sich die Leute denn an, nur weil die Rentenformel darauf hinausläuft, dass Arbeitnehmer, die jetzt in ihren Dreißigern sind, irgendwann ein Rentenniveau von um die 40 % haben werden? Sollen nur mal gucken, wie es den Senioren in Mali geht...
So war das gar nicht gemeint, bzw. nicht auf einen direkten Ländervergleich bezogen. Aber wie du richtig angedeutet hast: die USA sind was sowas angeht noch mal auf einem völlig anderem Level. Und wenn sich schon die US-Amerikanischen Sprecher über (teils scheinbar berechtigt) zu wenig Bezahlung ärgern, will ich nicht wissen, was die deutschen Sprecher bekommen.
billy coen 80 schrieb am
ronny_83 hat geschrieben:
eigentlichegal hat geschrieben:Aber wenn sich das Publikum an Leonard und Penny gewöhnt haben, kann man ab Staffel 3 oder 4 nicht anfangen die einfach durch wen anders zu ersetzen.
Und dann guck dir mal Gute Zeiten Schlechte Zeiten an. Läuft schon fast 30 Jahre und die ganze Riege wird ständig ausgetauscht und es wird trotzdem weiter angesehen. Blöd für die Schauspieler. :lol:
Liegt am anderen Konzept. Serien wie GZSZ bauen auf zig parallel laufende "Handlungs-"Stränge. Das alleine macht es schon sehr leicht, von den dutzenden von Figuren mal die eine oder andere verschwinden und dafür wieder neue auftauchen zu lassen.
Das lässt sich nicht beliebig auf jedes Konzept übertragen. Two and a Half Men wurde nach dem Wegfall von Charlie bei den Fans auch eher mit sehr gemischten Gefühlen aufgenommen.
Serien mit einem sehr festen Kern-Cast sind beinahe festgenagelt auf eben diesen. Nebenfiguren, durchaus auch welche, die über längere Zeit recht präsent waren, können kommen und gehen, aber das Austauschen einer Hauptfigur begründet meist den Anfang vom Ende.
eigentlichegal schrieb am
Knarfe1000 hat geschrieben: Naja, Schaupieler und Sprecher mit einem normalen Durchschnittsverdiener zu vergleichen, hinkt doch etwas. Sind ja irgendwo Promis. Und da sind 500 Euro für einen Tag im Studio (geschätzt) aus meiner Sicht zu wenig.
Naja, da kann man ewig drüber streiten und offensichtlich tun das ja auch die Leute in regelmäßigen Abständen. Ich will hier auch gar keine Gesellschaftsdebatte lostreten oder so, aber warum darf ich Schauspieler nicht am Normalo messen? Und wieso regt man sich dann über Dax-Vorstände auf? Die sind ja auch irgendwie bekannt. Ich habe ja auch nicht gesagt, dass die Synchronsprecher nicht mehr verdienen dürfen, im Gegenteil, ich habe bewusst darauf hingewiesen, dass sie auch gern 400.000 pro Folge abgreifen können, wenn sie das heraushandeln können. Nur so zu tun, als wäre jemand, der soviel verdient wie viele andere Menschen auch, nur mit weniger Zeiteinsatz als alle anderen, unterbezahlt, finde ich irgendwie verquer....
eigentlichegal schrieb am
ronny_83 hat geschrieben:Und dann guck dir mal Gute Zeiten Schlechte Zeiten an. Läuft schon fast 30 Jahre und die ganze Riege wird ständig ausgetauscht und es wird trotzdem weiter angesehen. Blöd für die Schauspieler. :lol:
Das klappt ja aber auch nur deswegen nicht, weil GZSZ ein anderes Konzept verfolgt als TBBT. Bei TBBT konzentriert man sich auf wenige Protagonisten und bei GZSZ ist es doch so, dass es davon lebt, dass es tausende unterschiedliche Leute gibt, die mal verschwinden können nur um in 1000 Folgen später wieder aufzutauchen. Die haben halt weniger Marktmacht. :P
Dasselbe gibt es doch aber bei allen anderen Jobs auch. Wenn du am Fließband stehst und jeder weiß, ob du da stehst oder wer anders, macht keinen großen Unterschied, dann wirst du auch kein astronomisches Gehalt aushandeln können. Wenn du hingegen der einzige bist, der irgendein Produkt planen kann, dass 50% des Umsatzes des Unternehmens ausmacht, dann kannst du eben ein wenig anders auftreten. Irgendwer bei GZSZ = Fließbandarbeiter, Leonard/Penny = Planer. Gerecht ist dieses System nicht, aber gut erklärbar...
Knarfe1000 schrieb am
eigentlichegal hat geschrieben:
Knarfe1000 hat geschrieben:10 K pro Staffel indessen viel zu wenig.
Warum soll das zu wenig sein? Mal angenommen eine Simpsons-Staffel hat ca. 20 Folgen, dann würde das bedeuten, dass man jeden Tag eine synchronisieren könnte. Weiter angenommen, das sei von der Stimme her nicht zu machen und wir setzen also nicht einen 8 Stunden Tag an, sondern eher einen 4 Stunden Tag, dann bedeutet das, dass man für eine Staffel 2 Monate braucht um sie zu synchronisieren. Das würde immer noch ein monatliches Gehalt von 5.000? machen. Selbst, wenn es 3 Monate dauern würde, wären es immer noch 3.333? im Monat, was vielleicht nicht unbedingt fürstlich, wohl aber doch ausreichend ist für eine Arbeit, die höchstwahrscheinlich nichtmal Vollzeit betrieben wird.
Naja, Schaupieler und Sprecher mit einem normalen Durchschnittsverdiener zu vergleichen, hinkt doch etwas. Sind ja irgendwo Promis. Und da sind 500 Euro für einen Tag im Studio (geschätzt) aus meiner Sicht zu wenig. Abgesehen davon, dass die quasi selbständig sind und alle Versicherungen/Rentenvorsorge aus eigener Tasche zahlen müssen.
Für eine Serie, die dermaßen beliebt ist und für die Macher Millionen abwirft, wäre m.E. vielleicht die 5-fache Summe okay.
schrieb am