von Marcel Kleffmann,

Patrice Desilets (Schöpfer von Assassin's Creed) über "politische Lügen", Kompromisse und die Unpersönlichkeit bei Großproduktionen

Patrice Desilets, Schöpfer der Assassin's-Creed-Reihe, sprach mit Gameology via GameSpot über seine Entscheidung, Ubisoft den Rücken zu kehren. Er erklärte unter anderem, dass es generell schwierig sei, als Creative Director quasi persönlich für die Entscheidungen zu stehen, die von anderen Leuten aus dem Unternehmen getroffen wurden. Auch auf die wachsende Unpersönlichkeit bei Großprojekten kam er zu sprechen.

Desilets sagte: "Mein größter Kampf als Mitarbeiter in einem [großen] Unternehmen war es, dass ich der Typ am Ende oder auch in der Mitte war ... Ich war der Kerl, der Interviews mit den Medien machen musste und ihnen erklärte, was wir gerade machen und ich musste mit 'politischen Lügen' aufwarten und bekam Kommentare und erhielt Entscheidungen, die von anderen Menschen und nicht von mir getroffen wurden (...) es geht alles irgendwie darum, einen Kompromiss zu finden, wenn man in großen Organisation tätig ist. Und in meiner Rolle, als Creative Director, ist es schwierig, mit den Entscheidungen von anderen Personen zu leben, wenn man vor der Kamera oder in Skype ist. Ich sagte, dass ich kein wirklich guter Lügner bin und deswegen konnte ich es nicht mehr machen. (...) Und dann habe ich auch erkannt, dass, wenn man eine wirklich große Serie [Franchise] macht, dann verdient man auch Geld für andere Leute und diese [Leute] kümmern sich nicht wirklich um dich (*lacht*). Also sagte ich, es ist genug, wenn ich noch ein Assassin's Creed mache, dann für mich, für meine Jungs und auch für Quebec und für meine Leute in Montreal."

Patrice Desilets verließ Ubisoft Anfang 2011, um für THQ (1666: Amsterdam) zu arbeiten. Mittlerweile leitet er das Studio Panache (mit 24 Mitarbeiten) und sitzt an Ancestors: The Humankind Odyssey. Desilets hofft, dass sie das Studio noch auf 30 Mitarbeiter vergrößern können, aber größer sollte es nicht werden, damit sie sich untereinander im Team noch persönlich kennen würden. An Assassin's Creed 2 arbeiten zum Vergleich ungefähr 800 Personen.
Quelle: Gameology via GameSpot

Kommentare

Kajetan schrieb am
monotony hat geschrieben: ?02.05.2017 07:25 nicht verwunderlich. als aushängeschild finanziell orientierter unternehmen und großprojekte bist du boxsack, professioneller lügner und personifizierter werbebanner in einem. ich möchte auch nicht derjenige sein, der bullshots, downgrading und dlc vor presse und social media mob verteidigen muss. unter dieser art arbeit wird die eigene integrität begraben.
Oh, das betrifft auch die Leute, die lediglich als Ausführende an diversen Inhalten arbeiten. Wer mit Leidenschaft und Engagement an Videospielen arbeiten will, der geht gerade bei den Majors nach spätestens zwei, drei Jahren kaputt oder versucht den Indie-Sprung in die Selbstständigkeit. Es bleiben die übrig, die ihren Job ganz nüchtern als simplen Broterwerb betrachten, wo man ohne innere Anteilnahme seinen Stiefel runterwurschtelt. Man arbeitet an einem Projekt, weil man dafür bezahlt wird und nicht, weil man das Spiel, an dem man gerade arbeitet, persönlich gerne spielen würde.
monotony schrieb am
nicht verwunderlich. als aushängeschild finanziell orientierter unternehmen und großprojekte bist du boxsack, professioneller lügner und personifizierter werbebanner in einem. ich möchte auch nicht derjenige sein, der bullshots, downgrading und dlc vor presse und social media mob verteidigen muss. unter dieser art arbeit wird die eigene integrität begraben.
schrieb am