von Benjamin Schmädig,

Videospiele als Training für Soldaten?



Wenn heute ein Soldat aus Europa oder Nordamerika in den Kampf zieht, ist er mit hoher Wahrscheinlichkeit mit Spielen aufgewachsen. Dazu gehören natürlich auch Titel im Stil von Medal of Honor oder SOCOM. Aber wie realistisch ist das Bild, welches derartige Spiele vom Krieg zeichnen? Ein Artikel der gestrigen Washington Post geht dieser Frage nach und hat verschiedene Soldaten zu ihren Erfahrungen befragt.



"Ich habe mich wie in einem großen Videospiel gefühlt. Es hat mich nicht einmal gestört, zurück zu schießen. Es war ein natürlicher Instinkt. Bumm! Bumm! Bumm! Bumm!", beschreibt z.B. der 29-jährige Pionier Sinque Swales seine einjährige Erfahrung im Irak. "Die Rebellen haben von der gegenüber liegenden Seite der Brücke gefeuert [...] Wir haben Luftunterstützung von einem Hubschrauber angefordert [...] Ich konnte gar nicht glauben, dass ich das sehe. Es war wie in 'Halo'. Es wirkte nicht einmal echt, aber das war es."



Konteradmiral Fred Lewis, der für die National Training System Association verantwortlich ist, beschreibt es mit den folgenden Worten: "Es hat einen großen Wandel in der Art und Weise gegeben, wie wir uns auf den Krieg vorbereiten und die Soldaten, welche wir heute trainieren, sind jene Kinder, die mit dem Gameboy aufgewachsen sind. Wir trainieren natürlich auch im Feld, aber Simulationen zu nutzen ist nicht nur natürlich, sondern auch notwendig."



"Die Technologie der Spiele hat eine Revolution in der Kunst der Kriegsführung hervorgerufen", behauptet der ehemalige Befehlshaber David Bartlett und fügt in Bezug auf den weiter oben zitierten Swales hinzu: "Als für ihn die Zeit kam, seine Waffe abzufeuern, war er bereit. Und er war vor allem dazu fähig, es zu tun. Seine Erfahrungen, die er bis zu diesem Zeitpunkt mit seinem Training und dem Spielen von u.a. 'Halo' gesammelt  hatte, ermöglichten ihm das."



Bartlett zeichnet übrigens für die Militär-MOD 'Marine Doom' verantwortlich. Und er begründet den Nutzen der Spiele damit, dass heutige Soldaten nicht wie ihre Vorfahren erst alles über Waffen und Gefechts-Situationen lernen müssen, sondern bereits über eine gewisse Kampf-Erfahrung verfügen.

Quelle: Washington Post

Kommentare

Max Headroom schrieb am
@Mr.Braun:
Kein Scherz... genau DAS ist auch meine Meinung ! Wir leben im *einundzwangigstem* (21.) Jahrhundert. Zweitausend Jahren, nachdem der letzte Mensch das Meer teilte und sein Kollege barfuss drüber lief. Über viertausend Jahre, nach dem Fall von Großkolonien. In einem Zeitalter, in der Satelliten unsere Erde umkreisen und die Menschen durch medizinische Errungenschaften Herr über viele Krankheiten wurden.
Aber was haben unsere grossen \"Denker und Lenker\" der Nation vor ? Waffengeschäfte, Terriotirialkämpfe und Präemptivschläge. Wir sind eigentlich kein deut besser als die Urzeitmenschen. Nur benutzen wir keine Keulen mehr, wir drohen mit Bleispritzen, Crusie Missiles und Nuklearwaffen.
Obwohl die Technik schon lange da ist, um komplexe Kriegsszenarien komplett im Rechner \"leben\" zu lassen, sind reale Menschen am Abzug einfach \"präsenter\". Und warum sollte ein Staat, ein Planet, von dieser Ur-Methode (\"Keule drauf und fertig!\") abweichen ? Klappte doch jahrtausende lang ganz gut... solange man die besseren Waffen hatte (^,-).
Nun wirbt man mit \"Telespiele\" für etwas, was eigentlich wahrlich veraltet ist. Nämlich dem realem abballern von Leben. Wir alle können problemlos stundenlang im LAN Köpfe abballern, Menschen erstechen und Blut spritzen lassen. Diese \"Kaltherzigkeit\" will man für das Militär nutzen. In meinen Augen der falsche Weg. Aber bei DER Masse an Spieler, findet das Militär sicherlich den einen oder anderen Deppen, der statt in der Schule mit der Pumpgun abok zu laufen, dann an der Front mit einer M4A1 in Uniform ballern darf.
Naja... kein Wunder, das die Aliens einen Bogen um uns machen und sich lieber auf dem Saturn amüsieren. Die Lebewesen auf diesen blauen Ball haben alle was an der Klatsche (^,-). Die \"Killerspiele\" Kinder denken über friedfertige Lösungen von Konflikte nach, und die machtvolle Elite der Erde terrorisiert mit \"nicht virtuellen\" Bomben die Nationen.
Ich bin sicherlich kein Pazifist, denn ich zocke gerne Command...
Zierfish schrieb am
ich fänds auch gut, dann werde ich soldat und mach den ganzen tag nichts anderes als für Geld zocken ;D
man müsste dann halt ein Spiel entwickeln, bei dem ungefähr 5000 Leute gleichzeitig aufm Server sind, und dann gibts halt kein Respawn
dann wär der Krieg halt recht kurz ^^
Evin schrieb am
Geilo, WWIII im Netz...
Mac vs PC :D
johndoe-freename-84417 schrieb am
Das einzige was ich in sachen \"Krieg und Kriegspiele\"
gut finden würde, wäre:
Wenn man schlicht und ergreifend den spiess umdrehen würde. Anstatt blut und vernichtung im reallife zu verüben sollten die länder sich doch besser online die kills zustecken.
ok jetzt werden 100% noch einige kommentare kommen die das eben gesagte total runter macht
aber wenn man sich noch einige sachen zusätzlich überlegen würde wäre es viel... ich sag jetz mal vorsichtig \"friedlicher\"
mfg. Mr.Braun
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alles dünscht
Max Headroom schrieb am
@P1et:

(..)Die Politiker sagen doch immer die Zocker könnten Realität und Spiele nicht mehr auseinanderhalten wo ich doch immer dachte die ticken nicht ganz richtig. Aber wenn ich dass so lese dass die Amerikanischen Soldaten den Krieg immer noch als \"Kunst\" oder einen großen \"Spielplatz\" zum austoben sehen, dann wird mir persönlich schlecht, wo doch so viele Leute vor allem Zivilisten, Frauen und Kinder, in solchen Kriegen unnötig sterben!!!

Ich liebe diese kritische Sichtweise, denn neben dem \"Cursor-drauf-und-abdrücken\" Menthalität eines Computer-Spielers darf man die \"echte\" Welt draussen mit den normalsterblichen Kindern, die morgens zur Schule gehen, damit sie abends durch einen Selbstmörder mit Bombengürtel in Stücke gerissen werden, nicht vergessen.
Wenn ein Amerikaner als Soldat in *diesen* Krieg zieht, dann darf er schonmal vorher sein Testament machen, denn weder bekommt er einige Münzen für die Continues mitgeliefert noch darf er auf eine Eintragung in die High-Score Liste rechnen.
Gut, es existieren die Medallien (Medal of Honor: Allied... (^,-)) und \"Ehrungen\" mit Gewehrsalven bei der Ankunft, doch ich weiss nicht, ob er weiter \"spielt\", wenn er zusieht wie sein Freund 2 Meter vor ihm durch einen Schuss in den Hinterkopf umkippt. Keine Witze mehr, kein Geplapper vor dem Schlafengehen. Nur noch Blutspritzer an den Händen und das Bild eines Freundes, der vor seinen Augen den letzten Atemzug genommen hat.
Krieg - der *echte* - ist Mord. Kein Wenn und kein Aber. Es geht im Krieg nicht darum, Punkte zu machen. Das Militär ist eine totbringende Waffe. Allerdings weiss ich nicht, ob das Militär *dies* den Soldaten eintrichtert oder ob die Soldaten selbst klug genug sind, dies zu erkennen. Denn in den bekannten Fällen (Vietnam, Desert Storm) haben genug Veteranen gezeigt, was für ein Leiden sie selbst \"nach Hause\" getragen haben. Und wenn man aus diesen Fällen nichts lernt, dann gute Nacht.
Andererseits ist die PR-Maschine nicht zu verachten. Die...
schrieb am