Electronic Arts
19.07.2012 00:26, Julian Dasgupta

Riccitiello über Börsenkurse & neue Märkte

Im Februar 2007 löste John Riccitiello Larry Probst als Geschäftsführer von Electronic Arts ab. Es war die Rückkehr eines alten Bekannten: Von 1997 bis 2004 war Riccitiello bereits als Chief Operating Officer des Publishers tätig gewesen.

Der Marktwert des Unternehmens beträgt derzeit knapp 3,66 Mrd. US-Dollar und liegt damit deutlich unter den Marken, die man vier bis fünf Jahre zuvor noch erreicht hatte. Was nicht am schlechten Börsenumfeld liegen könnte - der von Riccitiello eingeleitete Umbau dauert und dauert.

Das Abschneiden von Star Wars: The Old Republic dürfte die Stimmung nicht gerade verbessert haben: Das MMORPG war schließlich einer der Hauptgründe für die über 860 Mio. Dollar teure Übernahme von BioWare/Pandemic gewesen, die Riccitiello seinerzeit initiiert hatte. Derzeit leidet die teuerste Produktion, die sich EA je geleistet hat, allerdings unter einem rapiden Rückgang der Nutzerzahlen. Welcher sich auch mit allerlei Lockangeboten und Testwochenenden nur bedingt stoppen ließ. Vor einigen Tagen wurde schließlich eine Testversion veröffentlicht, in der man ohne zeitliche Begrenzung die ersten 15 Charakterstufen ausprobieren kann. Die Spielergemeinde wettet derweil schon mal darauf, wann die wohl unvermeidliche Umstellung auf ein Free-to-play-Modell angekündigt wird. Ende Mai gab das Unternehmen dann bekannt, dass man einige Stellen bei BioWare Austin streichen werde. Vor einigen Tagen verließ dann noch Rich Vogel -Mitgründer des Studios und Producer von Star Wars: The Old Republic- das Team.

Aufgrund der Kombination aus Börsenwert, den Milliardenverlusten der jüngeren Vergangenheit und der Performance des Prestigeprojekts scheint Riccitiello mittlerweile dann doch so angeschlagen, dass vor Kurzem das Gerücht die Runde machte , der Aufsichtsrat werde den Geschäftsführer im Umfeld der Veröffentlichung der nächsten Quartalszahlen zum Rücktritt auffordern und Peter Moore (derzeit Chief Operating Officer) zum Nachfolger ernennen.

"Der Börsenkurs macht keinen Sinn"

Im Interview mit CNBC ließ sich Riccitiello naturgemäß nichts anmerken und gibt sich zuversichtlich: Electronic Arts befinde sich auf dem richtigen Weg ins digitale Zeitalter. Auf den Aktienkurs angesprochen lässt er verlauten: Die aktuelle Bewertung mache für ihn "absolut überhaupt keinen Sinn." Umtriebige Investoren könnten dies aber als Chance erfassen und zulangen.

Die Anleger hätten Probleme zu verstehen, wo die Wachstumsbereiche in der Branche verortet sind. Diese befinde sich in einem Umbruch aufgrund neuer Plattformen und dem Warten auf die nächste Konsolengeneration. Trotz eher ruhiger Marktlage hätte EA in den vergangenen Jahren eine "starke Performance" hingelegt, die Gewinne hätten "dramatisch zugelegt". Worauf sich der CEO da aber eigentlich genau bezieht, ist nicht wirklich klar - vom kleinen Gewinn im vergangenen Jahr mal abgesehen, sahen die Bilanzen in der jüngeren Vergangenheit dann doch etwas anders aus.

Die Investoren würden eben damit zögern, Geld im Spielebereich anzulegen, da alle den Eindruck hätten, dass die Einnahmen zurückgehen. Dies treffe aber nur auf den Retailbereich zu. Die von der NPD Group genannten US-Verkaufszahlen würden ja "nur einen kleinen Bruchteil" der Gesamteinnahmen ausmachen. Vor fünf Jahren hätten die Analysten ja auch behauptet, der PC-Markt befände sich im freien Fall, da die Daten jener Marktforscher dies ja gezeigt hätten. In Wirklichkeit sei der PC jedoch dieser Tage die am schnellsten wachsende Spieleplattform dank Download-Kanälen, Abos und Mikrotransaktionen. EA hätte im Digitalbereich um 40 Prozent zugelegt - bei den Anlegern würde man aber nach wie vor auf die Retailzahlen fixiert sein. Auf iOS sei man der Marktführer unter den Publishern, mit Origin habe man eine eigene Download-Plattform.

Bei Spielen würde die Online-Nutzung üblicherweise ein paar Wochen nach dem Verkaufsstart deutlich zurückgehen. Bei FIFA 12 sei man hingegen selbst im Juli noch bei 4,5 Mio. Spielern pro Woche, nachdem es kurz nach dem Launch im Schnitt fünf Mio. gewesen waren. Und die würden natürlich auch Umsatz generieren. Man bewege sich eben weg vom einmaligen Produkt hin zum Rundum-Service.

Man sei immer mehr dabei, eine "Datenplattform" aufzubauen, schließlich habe man mittlerweile insgesamt 250 Mio. Kunden. Innerhalb des eigenen Netzwerks würden pro Monat über fünf Mrd. Werbemitteilungen bzw. Werbungen für hauseigene Produkte ausgeliefert, die den Kunden nicht wirklich stören würden. Dank der Daten wisse man genau, wen man wie ansprechen muss. Die Kunden würden diese Verbindungen "lieben." Jeder sei doch schließlich interessiert daran zu wissen, was seine besten Freunde derzeit spielen. Ein Spieler, der gerade Madden durchgespielt hat, würde es zu schätzen wissen, wenn er dann auf FIFA hingewiesen wird.

Die Situation rund um Star Wars: The Old Republic tut Riccitiello als "non-story" ab. Man habe eben feststellen müssen, dass es da eine gewisse "softness" des MMORPGs gebe und das Fazit gezogen: Man habe ein großartiges Produkt, aber es sei sehr herausfordernd, ein abo-basiertes Spiel in einer immer stärker von F2P dominierten Welt zu betreiben. Die Veröffentlichung der Testversion sei eine Reaktion darauf gewesen. F2P sei sehr, sehr mächtig - aber letztendlich dann doch nie so kostenlos wie beworben. EA habe sich Gedanken dazu gemacht, wie man Leuten die Star Wars-Inhalte zugänglich machen könnte - die seien schließlich so toll, dass die Nutzer nach der Schnupperphase mehr verlangen würden.

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