von Julian Dasgupta,

Electronic Arts: Schwört auf Konnektivität

Electronic Arts (Unternehmen) von Electronic Arts
Electronic Arts (Unternehmen) von Electronic Arts - Bildquelle: Electronic Arts
Er habe noch kein einziges Spiel abgenickt, das als reines Singleplayer-Erlebnis angedacht war - sämtliche Spiele von Electronic Arts kämen mit Online-Anwendungen und digitalen Diensten daher, die quasi rund um die Uhr laufen würden. Das sagte Frank Gibeau zumindest in einem Interview (PDF) im Vorfeld einer Konferenz, die sich ums Cloud-Gaming dreht.

Gegenüber Kotaku stellt der Chef aller Studio-Sparten des Publishers klar, seine Äußerungen seien nicht als Abschied vom Singleplayer zu verstehen - jedes Spiel müsse eben irgendeine Form von Online-Dienst aufweisen. Ein wenig überraschender Standpunkt in Zeiten, in denen viele Hersteller den Service-Gedanken propagieren. Gibeau merkt an: "Man kann ein sehr tiefgründiges Singleplayer-Erlebnis haben, aber es muss einen fortlaufenden Plan für Inhalte geben, mit denen man die Kunden über das hinaus beschäftigt, was sich auf der Disk befindet. Ich sage jetzt nicht, dass es Deathmatch in Mirror's Edge geben muss."

Generell sollten Spiele als verbundenes Erlebnis konzipiert werden, in dem es eine große offene Spielwelt gebe, in der man auch andere Spieler sehen könne, mit ihnen zusammen spielen oder gegen sie antreten oder anderweitig sozial sein könne. Die "Telemetriedaten" würden nahelegen, dass dies die beste Variante für das Geschäft des Publishers sei und das beste Erlebnis liefern könne. Es gehe nicht darum, ein Bejeweled mit Deathmatch zu versehen, es gehe aber um ein verbundenes soziales Erlebnis, in dem man Teil einer großen Gemeinde sei.

Darauf angesprochen, dass manche keinen Wert legen auf soziale Interaktion in Spielen, entgegnet Gibeau: Spiele wie Die Sims, Mass Effect 3 oder das nächste SimCity könne man ja auch problemlos als Singleplayer konsumieren. Dass die Maxis-Produktion aber aufgrund der integrierten Konnektivität in jedem Fall eine dauerhafte Internetanbindung voraussetze und dementsprechende Auswirkungen auf die Nutzung habe, lässt der Label-Präsident natürlich unerwähnt. Ihm gehe es um den Service.

"All das sollte nicht nicht als der Tod des Singleplayer-Spiels, des Singleplayer-Erlebnisses oder des Erzählens von Geschichten missverstanden werden. Eine Geschichte ist das, wodurch sich gute Spiele von schlechten unterscheiden. Oder großartige von guten."

Fans einer gewissen für abgedrehte Storys bekannten und mit reichlich Zwischensequenzen versehenen Strategie-Serie dürften jene Worte vermutlich mit einer Portion Süffisanz aufnehmen - das kürzlich auf ein Free-to-play-Modell umgestellte Command & Conquer: Generals 2 kommt bekanntermaßen zumindest vorerst ohne Kampagne daher.



Kommentare

johndoe981765 schrieb am
So lange sich deren Fliessbandproduktionen (Fifa, Madden, NHL, Sims...) noch so gut verkaufen, werden wir wohl noch etwas warten müssen, bis es den Laden zerreisst.
Kajetan schrieb am
ColdFever hat geschrieben:Du scheinst nicht zu verstehen, was ich sagen will.
Dochdoch :)
In den vier Jahren, in denen laut Deiner Aussage der Herr CEO diese Firma an den Rand des Abgrundes geführt hat, hat der Herr CEO aber die tiefroten Verluste gestoppt und EA wieder auf Gewinnkurs geführt, was laut Geschäftszahlen nur möglich war, in dem er den Umsatz steigert und die Ausgaben minimiert hat. Dass seine Geschäftsstrategie uns beiden nicht gefällt, darüber brauchen wir kein Wort mehr verlieren, aber offenkundig gibt es da draussen genug Kunden, die das anders sehen.
Du betrachtest das alles nur aus Deiner persönlichen Warte, aber wenn es um den langfristigen geschäftlichen Erfolg geht, so steht der Herr CEO gar nicht mal so übel da. Die Zahlen sprechen für ihn, ob einem das nun in den Kram passt oder nicht. Dass diese Zahlen aber nicht gut genug für die Investoren sind, dass ist eine andere Geschichte und das ist auch der Grund, warum man bei EA verzweifelt auf irgendwelche Trends setzt, weil man keine Ahnung hat woher das von den Investoren geforderte immense Umsatzwachstum herkommen soll. Deswegen ist das Gerücht auch glaubhaft, die EA-Führung suche einen Käufer und strebe angeblich ein De-Listing an, um als privat geführtes Unternehmen in Ruhe die momentane Schwächephase in der Spieleindustrie (Schwächephase für die Ansprüche großer Konzerne wohlgemerkt) ausssitzen zu können.
Wigggenz schrieb am
EA versucht wirklich mit allen Mitteln, das unbeliebteste Unternehmen aller Zeiten zu bleiben.
Mir wird ja schon schlecht, wenn ich so einen gequirlten Scheiß lesen muss...
Ich bin stolz auf jedes EA-Spiel, das ich mir in den letzten Jahren nicht gekauft habe. Genau solche Knallchargen hätten von meinem Geld sonst profitiert.
ColdFever schrieb am
Kajetan hat geschrieben:Du scheinst nicht zu verstehen, was ich sagen will. Es geht nicht um die BWL-Kenntnisse von Ritticiello, sondern um den Umstand, dass unter seiner Führung die Verlustzone verlassen werden konnte und EA wieder schwarze Zahlen schreibt. Und nur das ist für einen möglichen Käufer von Interesse und nicht, was wir von DRM halten oder eben nicht.
Du scheinst nicht zu verstehen, was ich sagen will. Es geht nicht um die kurzfristige Profitmaximierung, die Riccitiello (Schreibweise beachten) erreichen konnte, sondern um die Rückgewinnung eines zerstörten Kundenvertrauens und sinnvoller Geschäftsmodelle.
Riccitiello hat das Vertrauensverhältnis zu den ehemaligen EA-Stammkunden in nur 4 Jahren völlig zerstört. EA wurde gar zum meistgehassten Unternehmen der USA gewählt. Alles, was wir Gamer heute an EA und der Branche hassen, basiert auf "Innovationen" von Riccitiello seit seinem Einstieg im Jahr 2008, vom Installations-Verfalls-DRM bis hin zum Online-Zwang, von Day1-DLC bis zu Projekt 10$ zum Gebrauchtkundenmelken, von vorzeitgen Serverabschaltungen bis hin zu Aufkauf von genialen Studios wie Bioware, die dann innerhalb kürzester Zeit für billige Massentitel wie "Dragon Age 2" verheizt werden.
F2P dürfte für EA und Riccitiello nun zum endgültigen Sargnagel werden, denn mit Casualtiteln per Online-Zwangshäppchen wird man die ehemaligen Vollpreiskunden nicht zurückgewinnen. Am Ende dürfte EA irgendwann billig aufgekauft werden und Riccitiello zieht mit seinen Bonusmillionen auf die Bahamas. Auf der PC-Plattform ist Steam gern bereit, dank eines mittlerweile sehr guten Vertrauensverhältnisses zu den Kunden die Marktführerschaft zu übernehmen. Und die Konsolenhersteller werden lieber auf traditionelle Publisher setzen, da Sony und Microsoft mit F2P nicht genug Geld verdienen. Riccitiello steuert EA immer weiter von den Kundenwünschen weg in den Abgrund, und jeder Investor, der das nicht erkennt und Riccitiello nicht entfernt, wird sein Geld verbrennen.
schrieb am