von Julian Dasgupta,

Electronic Arts: Consumerist reagiert auf Moore-Statement

Electronic Arts (Unternehmen) von Electronic Arts
Electronic Arts (Unternehmen) von Electronic Arts - Bildquelle: Electronic Arts
Da Electronic Arts derzeit drauf und dran ist, seinen Titel als "schlechtestes Unternehmen Amerikas" zu verteidigen, hat es der Hersteller in diesem Jahr mit der Abteilung Angriff probiert und sich in Form von Peter Moore schon vor dem "Halbfinale" zu dem von The Consumerist ausgelobten Preis geäußert.

Der Chief Operating Officer des Publishers gestand ein, man habe allerlei Fehler gemacht mit Geschäftsmodellen, enttäuschten Erwartungen und dem Launch von SimCity, um danach aber sogleich die Aussagekraft der unbeliebten, aber sehr öffentlichkeitswirksamen Auszeichnung ins Visier zu nehmen. Manche Vorwürde seien schlichtweg unwahr, so der Mann, der u.a. sagt: Der Online-Ansatz von SimCity habe einfach nichts mit DRM zu tun.

Um die Umfrage noch von einer zweiten Seite in die Zange zu nehmen, sinnierte Moore zudem über die Quellen der Stimmen, die man dort erhält. Da würde es z.B. Leute geben, die einfach unzufrieden mit der Wahl des Sportlers für das Cover des aktuellen Madden NFL sein. Außerdem hätten andere Firmen und Webseiten dazu aufgerufen, gegen EA zu votieren wegen des Engagements des Publishers für die Rechte Homosexueller.

The Consumerist antwortet

Das bekannte US-Verbraucherportal hat sich jetzt mit den Äußerungen Moores auseinandergesetzt - und hat erwartungsgemäß eine etwas andere Sichtweise. Bei dem Preis gehe es um die Beziehung der Kunden zum Markt und zu Unternehmen, und zum achten Mal in Folge ermögliche man es den Verbrauchern, den Konzernen eine Botschaft zu senden. Die Auszeichnung bedeute, die Kunden hätten dem Unternehmen etwas zu sagen: "Und zwar, dass EA mehr als andere Firmen einen Preis mit der Form von Plastikkacke verdient."

Moore hatte den "Sieg" im vergangenen Jahr mit dem Ärger um das Ende von Mass Effect 3 und der vermeintlichen Unterstützung des Publishers des SOPA begründet. Consumerist verweist auf eine eigene Analyse, die anderes nahelegen würde: Der Publisher sei u.a. unbeliebt, da er bekannt sei, Studios aufzukaufen, gegen die Wand fahren zu lassen und Marken zu melken. Auch die Exklusivdeals im Sportbereich seien vielen ein Dorn im Auge.

Auch Mikrotransaktionen bei Vollpreisspielen seien ein Thema. Viele Leute hätten das Gefühl, EA würde ihnen Geld für etwas abverlangen, das nicht zusätzlich, sondern ein integraler Bestandteil des Erlebnisses sei. Man würde unvollständige Produkte serviert bekommen.

Moore hatte bei Free-2-Play und Mikrotransaktionen auf die Millionen von Spielern verwiesen, die derartige Spiele konsumieren würden. Consumerist merkt an: "Nur weil es die Leute einem gestatten, sie auszunehmen, bedeutet das nicht gleich, dass man das auch machen sollte."

Das Madden-Argument halte auch keiner Prüfung stand, so das Magazin, das Moore auffordert, jene angeblichen Mailinglisten zu zeigen. Die Leser würden sich eher über die sinkende Qualität der Serie beklagen - über die Wahl des Covers habe sich noch kein einziger beschwert.

Die Behauptung Moores, Leute und Firmen mit homophober Gesinnung würden sich den Preis zu Nutze machen, um EA zu schaden, scheint Consumerist besonders zu missfallen. Derartiges habe man bisher noch nicht gehört. Auch Traffic-Analysen zufolge hätte man keine Besucher von politischen oder gar konservativen Webseiten bekommen. EA hätte Hunderte von Nominierungen erhalten - deutlich mehr als andere Teilnehmer. Keine einzige davon hätte in irgendeiner Form sexuellen Orientierungen erwähnt. Consumerist sei gegen Homophobie und Hetzreden - und die Leser würden die Auszeichnung auch verstehen und Unternehmen mit wirklich gerechtfertigten Gründen nominieren.

EA hätte die Möglichkeit gehabt, sich mit den tatsächlichen Problemen auseinanderzusetzen und den Kunden Respekt zu zollen, versuche jetzt aber stattdessen, homophobe Leuten und ach so jammernde Spieler verantwortlich zu machen für das Abschneiden in der Umfrage.

"Gaming might be a multibillion-dollar industry that attracts the world’s biggest names in entertainment, music, and sports, but it is nonetheless treated by both the media and the business world with a reductionist shrug. Companies like EA are happy to foster the misinformed perception of your average “gamer” as a whiny, nitpicky loner who will complain about anything, as that image only helps to discredit those who have a valid complaint about a relatively pricey consumer product.

Here’s our question to Peter Moore: If your entire industry is engaged in the production of something so trivial as to not warrant inclusion in a contest that features a poop trophy, why do you even work in it?"


Kommentare

johndoe553505 schrieb am
Kajetan hat geschrieben:
Meisterdieb1412 hat geschrieben:Um sich dieser Missstände bewusst zu sein reicht es ab und zu Nachrichten abseits von taff einzuschalten.
Dann geh doch zu den Leuten hin, die nur taff schauen und erkläre es ihnen, anstatt Dich wohlig in Deinem moralinsauren Wissenvorsprung zu suhlen ...
Keine Sorge, ich habe meine Pläne zur Weltverbesserung bereits in Teilen aufgestellt. :mrgreen:
ItsPayne schrieb am
Auch wenn always on bei SimCity kein beabsichtigtes DRM war. In jedem fall war es einer der größten FAILS der spielegeschichte..
und traurigerweise selbst wochen nach release noch nicht im griff.
brent schrieb am
Die Zahlen nicht zu erreichen muss nichts mit den Spielern zu tun haben. Da reichen auch überzogene Erwartungen aufgrund absurder Produktionskosten.
Kajetan schrieb am
Meisterdieb1412 hat geschrieben:Um sich dieser Missstände bewusst zu sein reicht es ab und zu Nachrichten abseits von taff einzuschalten.
Dann geh doch zu den Leuten hin, die nur taff schauen und erkläre es ihnen, anstatt Dich wohlig in Deinem moralinsauren Wissenvorsprung zu suhlen ...
johndoe702031 schrieb am
AkaSuzaku hat geschrieben:Alles eine Sache des Blickwinkels.
So ist es. Wie so oft.
VitaminDark hat geschrieben: Es wurde im Artikel und in diversen Kommentaren nun oft und mitunter ausführlich dargelegt, wieso eine Wahl von EA zum schlechtesten Unternehmen der USA in dieser speziellen Umfrage wohl in Ordnung ginge....
Es stimmt wohl, dass man diese völlig kriterienlose Wahl, die nur wie ein loses Stimmungsbarometer für die öffentlichen Images diverser Großkonzerne funktioniert, nicht unbedingt skandalisieren muss. Zumal wir Gamer es natürlich toll finden, wenn es laut wird um EA's völlig abgehobene Kunden-Arschtritt-Mentalität. Klar. Andererseits finde ich es aber auch ganz richtig, nicht pauschal und reflexartig in das (mittlerweile gut ritualisierte und automatisierte) EA-Bashing einzustimmen, sondern auch mal den Zeigefinger auf den Konsumenten zu richten. Denn eins sollte auch klar sein: Bei aller berechtigten Kritik an EA kann bei einem reinen Luxusartikelvertreiber, bei dem der Käufer jederzeit die völlig freie Wahl und eine fast überbordende Auswahl an Ausweichmöglichkeiten hat, der strenge Blick nicht ganz am Konsumenten vorbeigehen. Dessen Bigotterie nach dem Motto: "Vorne laut motzen und stänkern, hinten wie die Schäfchen konsumieren" hat in solch einem Thread AUCH eine Berechtigung denke ich. Es ist die andere Seite derselben Medaille, die wir Gamer natürlich weit weniger gern sehen wollen als die Häme gegen unser aller Lieblingsantagonisten EA. Mindestens hat es ein "Geschmäckle", was die Prioritäten der Consumeristen angeht - wie sehr einen das persönlich wurmt, siehe wiederum oben. Aber ich finde es schon ganz wichtig, dass Leute wie meisterdieb (und andere) da mal ein wenig den Finger in die Wunde legen.
schrieb am