von Julian Dasgupta,

Electronic Arts: "Die Leute müssen denken, dass sie uns beklauen"

Electronic Arts (Unternehmen) von Electronic Arts
Electronic Arts (Unternehmen) von Electronic Arts - Bildquelle: Electronic Arts
Man kennt das: Mit der Berufung eines neuen Geschäftsführers soll auch frischer Wind in ein Unternehmen gebracht werden. Und so waren nach dem Amtsantritt von John Riccitiello bei Electronic Arts im Jahr 2007 einige mutige Worte zu hören, mit denen der Rückkehrer Fairness und Innovation forderte, alte Fehler eingestand und kritisierte. Knapp sieben Jahre später hatte Riccitiello den Publisher so umgebaut, dass er reichlich Umsatz im Digitalbereich erwirtschaften konnte. Gleichzeitig musste man aber Milliardenverluste und dann zwei Jahre in Folge den Stempel "schlechtestes Unternehmen Amerikas" verkraften.

Hatte man im Frühjahr noch Peter Moore von der Leine gelassen, um gegen die zu erwartende Wirkung der zweiten Auszeichnung anzukämpfen, so begibt sich EAs neuer Geschäftsführer Andrew Wilson jetzt wohl im Rahmen einer PR-Offensive auf einen demütigen Kuschelkurs und besuchte zusammen mit Patrick Soderlund die Kollegen von Kotaku.

Darin erinnert sich der Australier, wie ihm der Musiker Russel Simmons einst sein Menschenbild darlegte: Der Mensch habe das ureigene Verlangen zu stehlen. Man könne das aber nutzen, indem man den Leuten etwas für 20 Dollar verkauft, was eigentlich 25 Dollar wert ist. Damit werde das Klau-Bedürfnis befriedigt.

Das hat Wilson jetzt auch zu einer Art Motto erhoben: "Wenn wir etwas erschaffen und vom Kunden wollen, dass er Geld und Zeit investiert, dann müssen wir sicherstellen, dass er glaubt, uns zu beklauen und dass er mehr aus dem Deal herausbekommt als wir - die anderen werden dann folgen. Und das wird unsere Philosophie."

Es gebe viele Konzerne, die viel Geld verdienen und dennoch sehr beliebt bei den Kunden seien - weil diese dort denken, man bekomme einen guten Gegenwert für seine Investition.

EA und die unbeliebte "Auszeichnung"

Dass man den Preis von den Consumerist-Lesern zum zweiten Mal verpasst bekam, habe einem schon zu denken gegeben, merkt Soderlund an - der erste hat offensichtlich nicht ausgereicht.

"Wir haben begonnen darüber nachzudenken, dass wir nicht mehr als schlechtestes Unternehmen Amerikas gesehen werden wollen. Ich persönlich glaube nicht, dass wir jemals das schlechteste Unternehmen Amerikas waren, aber das [der Preis] sagt einem schon etwas. Die Kunden teilen uns etwas mit. Und das haben wir sehr ernst genommen. Das war noch, bevor Andrew zum Geschäftsführer ernannt wurde. Wir, Peter Moore und ein paar der anderen Manager haben uns getroffen und versucht zu verstehen, was denn der Grund dafür ist, dass die Leute solche Dinge sagen. Und da gab es einige Dinge, die die Kunden nicht mochten... der Online-Pass war eines davon."

Der Rest is bekannt: EA - einer der Pioniere beim Online Pass - hat sich mittlerweile wieder von dem Konzept verabschiedet. Soderlund verweist außerdem auf das kürzlich auf Origin eingeführte Rückgaberecht bei Spielen: "Wenn du das Spiel nicht magst, kannst du es zurückgeben. Und das ist wieder so eine Sache, bei der man das Gefühl hat, uns zu beklauen - nicht umgekehrt."

Wilson gelobt auch, man wolle die Qualität steigern und müsse Wege finden, um bessere Spiele noch schneller produzieren zu können. Er, Soderlund, Lucy Bradshaw, Frank Gibeau und andere Manager hätten sich zu einer "Kultur der Innovation" verpflichtet, in der EA noch mehr Projekte versucht, aber auch mehr Projekte frühzeitig beerdigt - das berühmte "fail fast, fail often".

Der erwünschte Idealzustand: EA könne auf jedes Spiel stolz sein, das man abliefert - selbst wenn es nicht der erhoffte kommerzielle oder wertungstechnische Erfolg wird. Man wolle nichts abliefern, von dem man rückblickend denkt: Das hätte man lieber einstampfen sollen.

An die frühen Riccitiello-Tage erinnern auch ein paar andere Äußerungen: Innovation und Leidenschaft würden sich letztendlich immer auszahlen. Auch wolle man auf das Kundenfeedback hören, statt getrieben vom Blick auf kurzfristige Gewinne zu agieren.

So sei Battlefield Premium eine gute Sache, die von den Spielern akzeptiert und gekauft werde, da sie hier einen guten Gegenwert sehen würden. Man bekomme vier bis fünf Erweiterungen für 50 Dollar und könne das auch noch zwei Jahre lang spielen. (Soderlund meint sicherlich: Bis zur Veröffentlichung des nächsten Battlefield.)

"Verdient EA damit Geld? Ja, aber werden die Kunden das mögen und wollen? Ja, das tun sie. Von ganzem Herzen. Ich glaube, das ist eine Herangehensweise, die sich auszahlen wird, wenn wir das aus der Kundenperspektive betreiben und die Dinge machen, die die Kunden wollen."


Kommentare

THD04 schrieb am
*RUMS* klapper... quitsch...
Sorry... musste grad erst wieder vom Boden hochkommen auf dem ich mich vor lachen gekugelt habe nachdem ich von meinem Stuhl gefallen bin.
Den PR-Typen ist heutzutage auch nichts zu peinlich, oder? Das wir als Gamer bei jeder einzelnen PR-Ankündigung angelogen werden ist ja nichts neues... aber das sie sich jetzt auch noch eine eigene Realität schaffen... Respekt von meiner Seite. Der kann doch nicht wirklich glauben was er da faselt... 8O
Und wenn ich Unternehmenskultur und EA in einem Satz lese kommt in mir das Bedürfnis hoch aus dem Stand im Strahl zu kotzen. :D
sarnokh schrieb am
Sorry aber... was für ne beschissene Logik ist DAS denn: Wir sollen unser Bedürfnis zum stehlen befriedigen? Das ist wohl die mithin saudümmste PR ever.
Das Problem von EA ist doch nicht klauen, sondern dass die wie bei Momo hunderte kleiner Zusatzdinge extra verkaufen und so eine Art Sucht erzeugen, dass der Spieler glaubt immer mehr Zusätze kaufen zu müssen.
Und überdies rusht EA seit den Tagen von Ultima 8 die Spiele VIEL zu früh raus, die dann total unfertig sind!
Alles was ich hier lese sind bescheuerte PR Sprüche!
Christoph W. schrieb am
Enthroned hat geschrieben: "Definitiv" sagst du, obwohl du BF4 nur vom hören-sagen kennst. Definitiv ist Crysis 3 aktuell günstiger zu bekommen, definitiv gibt es dort keine Fahrzeuge und definitiv nicht so viele Individualisierungen. Definitiv ist es das bessere Spiel für Leute die Unreal Tournament sehr mochten, definitiv trifft das aber nicht für alle zu.
Definitiv liegst du falsch was die Kopie von BF3 anbelangt, definitiv liegst du aber mit der Behauptung "es nicht unbedingt haben zu müssen" richtig. Doch solltest du dir definitiv kein entgültiges Urteil über ein Spiel leisten, welches du nicht kennst. Es könnte ja sein, dass du es dir in einem Jahr zu einem günstigen Preis holst und feststellst: Oh, da lag ich definitiv falsch. Was bleibt ist immernoch das Geldersparnis, was insofern definitiv nicht so verkehrt sein kann.
Naja Hören-Sagen... die teilweise schweren Probleme mit Lags, Servern und Netcodes sind jetzt kein großes Geheimnis.
Angesichts dessen das sich Battlefield 3 immer noch so gut wie eh und je spielt, warum sich nicht für eine günstigere und stabilere MP Shooteralternative entscheiden, wenn man was neues sucht?
Battlefield 4 werde ich mir ohnehin kaufen (allerdings ohne Premium wie BF3), die Frage die sich mir nur stellt ist wann, und das wird frühestens dann sein wenn der allgemeine Community-Tenor Richtung "spielbar" schwenkt.
Ich hatte zum Release von Battlefield 3 schon MASSENHAFT Probleme, den Krampf brauch ich nicht unbedingt nochmal.
no cheater!!! schrieb am
Eigentlich möchte ich mal meinen unmut über das premium paket von ea äussern. Schon seitdem es die mappacks für bf 3 zu kaufen gab, habe ich mich über das mangelnde preis leistungs verhältnis ziemlich aufgeregt. Wie kann es sein dass ich für ein paar multiplayer karten den preis eines vollwertigen spiels bezahlen soll? Für das gleiche Geld liefern andere Entwickler ein vielfaches an Inhalt und umfang ab.Wenn ich an ein skyrim denke dass so viel kostet wie diese paar lächerlichen multiplayerkarten ist es offentsichtlich dass hier ein vielfaches mehr an arbeit drinsteckt als bei den premium inhalten. Natürlich ist es eine mehr oder weniger subjektive einschätzung was einem guten preis-leistungs-verhältnis entspricht,allerdings bin ich da ja bei weitem nicht der einzige der sich von diesem geschäftsmodell abgezockt vorkommt. Zumal es den Sinn von addons komplett verfehlt. Es sind Inhalte die klar von der Entwicklung des eigentlichen spiels getrennt wurden, um sie extra gewinnbringend zu verkaufen. Dass dabei das preis-leistungs-verhältnis für den kunden unter aller sau ist stört natürlich niemanden bei EA. Was zudem nach der aussage "Die leute müssen denken dass sie uns beklauen" ihres neuen geschäftsführes andrew wilson gleich doppelt wie ein schlechter witz rüberkommt.Ich wünsche Ea das es wieder zum schlechtesten Unternehmen Amerikas gekürt wird, da die Firmenpolitik ein synonym dafür ist wie man dem kunden mit lügen und miesen Geschäftspraktiken das geld aus der Tasche zieht.
Enthroned schrieb am
Christoph W. hat geschrieben:Naja einen Vorteil hat das ja wenn Battlefield 4 quasi ne Kopie vom dritten Teil ist.
Man kann weiter das mittlerweile sehr schnell und stabil laufende Battlefield 3 zocken und verpasst kaum was wenn man sich den neusten Teil spart :)
Ich habe mir die Tage noch Crysis 3 für nen Zwanni auf Amazon gekauft und der Multiplayer macht auch ordentlich Laune. Keine Netcodeprobleme, stabiles und schnelles Matchmaking, Unreal Tournament Gameplay mit sinnvollen Erweiterungen samt ordentlichen Maps und ner maximalen Spielerzahl von 16 = Der wohl defintiv bessere Kauf :)
"Definitiv" sagst du, obwohl du BF4 nur vom hören-sagen kennst. Definitiv ist Crysis 3 aktuell günstiger zu bekommen, definitiv gibt es dort keine Fahrzeuge und definitiv nicht so viele Individualisierungen. Definitiv ist es das bessere Spiel für Leute die Unreal Tournament sehr mochten, definitiv trifft das aber nicht für alle zu.
Definitiv liegst du falsch was die Kopie von BF3 anbelangt, definitiv liegst du aber mit der Behauptung "es nicht unbedingt haben zu müssen" richtig. Doch solltest du dir definitiv kein entgültiges Urteil über ein Spiel leisten, welches du nicht kennst. Es könnte ja sein, dass du es dir in einem Jahr zu einem günstigen Preis holst und feststellst: Oh, da lag ich definitiv falsch. Was bleibt ist immernoch das Geldersparnis, was insofern definitiv nicht so verkehrt sein kann.
Edit:
@no cheater!!!(unter mir)

Im Grunde hast du Recht, aber es gelten für jedes Genre nuneinmal auch andere "Gesetze". Rollenspiele Beispielsweise schreiben sich ja geradezu auf die Stirn, zumindest mit ca. 20 Stunden Story/Handlung zu unterhalten. Bei Shootern hingegen bewegt man sich auf völlig anderem Terrain. Gemessen an der Anzahl von Karten liegt Battlefield so ziemlich im Durchschnitt. Auch alte Multiplayer Shooter kamen in ihrer Verkaufsversion selten auf mehr als 10 Karten. Allerdings bin ich weit davon entfernt alle gespielt zu haben.
schrieb am