Electronic Arts
05.11.2013 14:52, Julian Dasgupta

"Die Leute müssen denken, dass sie uns beklauen"

Man kennt das: Mit der Berufung eines neuen Geschäftsführers soll auch frischer Wind in ein Unternehmen gebracht werden. Und so waren nach dem Amtsantritt von John Riccitiello bei Electronic Arts im Jahr 2007 einige mutige Worte zu hören, mit denen der Rückkehrer Fairness und Innovation forderte, alte Fehler eingestand und kritisierte. Knapp sieben Jahre später hatte Riccitiello den Publisher so umgebaut, dass er reichlich Umsatz im Digitalbereich erwirtschaften konnte. Gleichzeitig musste man aber Milliardenverluste und dann zwei Jahre in Folge den Stempel "schlechtestes Unternehmen Amerikas" verkraften.

Hatte man im Frühjahr noch Peter Moore von der Leine gelassen, um gegen die zu erwartende Wirkung der zweiten Auszeichnung anzukämpfen, so begibt sich EAs neuer Geschäftsführer Andrew Wilson jetzt wohl im Rahmen einer PR-Offensive auf einen demütigen Kuschelkurs und besuchte zusammen mit Patrick Soderlund die Kollegen von Kotaku .

Darin erinnert sich der Australier, wie ihm der Musiker Russel Simmons einst sein Menschenbild darlegte: Der Mensch habe das ureigene Verlangen zu stehlen. Man könne das aber nutzen, indem man den Leuten etwas für 20 Dollar verkauft, was eigentlich 25 Dollar wert ist. Damit werde das Klau-Bedürfnis befriedigt. 

Das hat Wilson jetzt auch zu einer Art Motto erhoben: "Wenn wir etwas erschaffen und vom Kunden wollen, dass er Geld und Zeit investiert, dann müssen wir sicherstellen, dass er glaubt, uns zu beklauen und dass er mehr aus dem Deal herausbekommt als wir - die anderen werden dann folgen. Und das wird unsere Philosophie."

Es gebe viele Konzerne, die viel Geld verdienen und dennoch sehr beliebt bei den Kunden seien - weil diese dort denken, man bekomme einen guten Gegenwert für seine Investition. 

EA und die unbeliebte "Auszeichnung"

Dass man den Preis von den Consumerist-Lesern zum zweiten Mal verpasst bekam, habe einem schon zu denken gegeben, merkt Soderlund an - der erste hat offensichtlich nicht ausgereicht.

"Wir haben begonnen darüber nachzudenken, dass wir nicht mehr als schlechtestes Unternehmen Amerikas gesehen werden wollen. Ich persönlich glaube nicht, dass wir jemals das schlechteste Unternehmen Amerikas waren, aber das [der Preis] sagt einem schon etwas. Die Kunden teilen uns etwas mit. Und das haben wir sehr ernst genommen. Das war noch, bevor Andrew zum Geschäftsführer ernannt wurde. Wir, Peter Moore und ein paar der anderen Manager haben uns getroffen und versucht zu verstehen, was denn der Grund dafür ist, dass die Leute solche Dinge sagen. Und da gab es einige Dinge, die die Kunden nicht mochten... der Online-Pass war eines davon."

Der Rest is bekannt: EA - einer der Pioniere beim Online Pass - hat sich mittlerweile wieder von dem Konzept verabschiedet. Soderlund verweist außerdem auf das kürzlich auf Origin eingeführte Rückgaberecht bei Spielen: "Wenn du das Spiel nicht magst, kannst du es zurückgeben. Und das ist wieder so eine Sache, bei der man das Gefühl hat, uns zu beklauen - nicht umgekehrt."

Wilson gelobt auch, man wolle die Qualität steigern und müsse Wege finden, um bessere Spiele noch schneller produzieren zu können. Er, Soderlund, Lucy Bradshaw, Frank Gibeau und andere Manager hätten sich zu einer "Kultur der Innovation" verpflichtet, in der EA noch mehr Projekte versucht, aber auch mehr Projekte frühzeitig beerdigt - das berühmte "fail fast, fail often".

Der erwünschte Idealzustand: EA könne auf jedes Spiel stolz sein, das man abliefert - selbst wenn es nicht der erhoffte kommerzielle oder wertungstechnische Erfolg wird. Man wolle nichts abliefern, von dem man rückblickend denkt: Das hätte man lieber einstampfen sollen.

An die frühen Riccitiello-Tage erinnern auch ein paar andere Äußerungen: Innovation und Leidenschaft würden sich letztendlich immer auszahlen. Auch wolle man auf das Kundenfeedback hören, statt getrieben vom Blick auf kurzfristige Gewinne zu agieren.

So sei Battlefield Premium eine gute Sache, die von den Spielern akzeptiert und gekauft werde, da sie hier einen guten Gegenwert sehen würden. Man bekomme vier bis fünf Erweiterungen für 50 Dollar und könne das auch noch zwei Jahre lang spielen. (Soderlund meint sicherlich: Bis zur Veröffentlichung des nächsten Battlefield.)

"Verdient EA damit Geld? Ja, aber werden die Kunden das mögen und wollen? Ja, das tun sie. Von ganzem Herzen. Ich glaube, das ist eine Herangehensweise, die sich auszahlen wird, wenn wir das aus der Kundenperspektive betreiben und die Dinge machen, die die Kunden wollen."

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