Der Vorgänger: Unerreicht! Noch heute gilt er - da gebe ich dem Produzenten, der das Spiel auf der Messe präsentiert, völlig Recht - als das Spiel, welches das Milieu um die "Familie" am intensivsten inszeniert hat. Und daran will 2K Czech natürlich anknüpfen: mit einer Fortsetzung, die zwar in einer offenen Welt spielt und entsprechende Freiheiten bietet, die aber vor allem von ihrer filmischen Aufmachung leben soll. Doch damit sind nicht nur die Filmszenen gemeint, von denen Mafia 2 (ab 6,35€ bei kaufen) reichlich bieten wird - es geht vor allem um die Inszenierung der Missionen.

Deshalb verzichten die Entwickler z.B. auf einen durchgehenden Tag-/Nachtwechsel und bauen Missionen so auf, wie es auch ein Regisseur tun würde: Es wird vorher festgelegt, ob es regnet und zu welcher Tageszeit ein Auftrag ausgeführt wird. So sehen wir eine frühe Szene, in der Vito helfen soll, einen kahlköpfigen Gegenspieler seines Auftraggebers auszuschalten. Die Vorführung beginnt in einem kleinen amerikanischen Diner, bevor Vito auf die Straße tritt, in einen Wagen steigt und einen zeitgenössischen Song im Radio anwählt. Es ist Winter. Der Himmel ist zugezogen, Schneeflocken tauchen langsam zwischen den flachen Gebäuden unter, die eisige Straße lässt den Wagen rutschen und aus den Gullideckeln strömen warme Nebelschwaden. Die Kulisse soll die niedergeschlagene Stimmung einfangen, die dem Protagonisten entgegen schlägt, nachdem er in Amerika ankam.

Wir erreichen ein kleines Wohnhaus, vor dem ein Kerl über der Motorhaube seines Autos lehnt; ein anderer lümmelt im Treppenhaus gemütlich am Fenster. Nach einem Dialog mit seinen Partnern trifft schließlich das Ziel ein - und Vito eröffnet mit einem schweren Maschinengewehr das Feuer. Sind die ersten Feinde erledigt, hetzt er durch das Treppenhaus nach unten. Der Mann am Fenster stellt sich als Komplize heraus und ist in den Schusswechsel verwickelt, ein anderer erledigt gerade eben einen vorschnell nach oben Stürmenden eiskalt per Kopfschuss. Film und Action: Mafia 2 will die Elemente in jedem Abschnitt verbinden, anstatt sie säuberlich zu trennen.

Nachdem sich Vito und sein Boss schließlich ihr Ziel vorknöpfen, eskaliert die Situation, denn der Kahlköpfige verpasst Vitos Boss eine Kugel. Auf dem Weg aus dem Gebäude - vorbei an explodierenden Alkoholtanks und brennendem Holz - muss der junge Mafiosi deshalb dafür sorgen, dass sie schnell ihren Wagen erreichen. Vito geht in Deckung, Kisten gehen zu Bruch: Mafia 2 steht trotz des 40er- und 50er-Jahre-Szenarios für moderne Action! Die anschließende Flucht endet schließlich in einer Straßensperre, ein Dutzend Polizisten richten ihre Waffen auf das Auto - die Präsentation endet mit einem Cliffhanger.

E3-Fazit: Nach dem grandiosen Vorgänger hatte ich große Hoffnungen in das zweite Mafia gesteckt. Und nach dem, was ich in Los Angeles gesehen habe, werden diese wohl nicht enttäuscht werden. Noch wollen die Entwickler zwar nicht bekannt geben, wie viele spielerischen Möglichkeiten es abseits der Missionen in Empire City geben wird, und die Grafik leidet nicht nur unter einem spürbaren Stottern, sondern zeigt euch spät auftauchende Häuser, Autos und Passanten. Dafür vermittelt die Stadt ein angenehm bodenständiges, glaubhaftes Gefühl des Vor-Ort-Seins. Vor allem aber hinterlässt die filmreife Action einen ausgesprochen viel versprechenden Eindruck! Denn allem Anschein nach gelingt es dem Nachfolger tatsächlich, die packende Inszenierung eines geradlinigen Shooters mit dem Prinzip der offenen Welt zu verbinden - Mafia 2 dürfte eine würdige Fortsetzung werden (Video: E3-Trailer).

E3-Eindruck: sehr gut