von Julian Dasgupta,

THQ: "Haben keinen Spielraum für Fehler"

THQ (Unternehmen) von
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Schon seit einiger Zeit befindet sich THQ in einer finanziellen Schieflage. Jahrelang hatte der US-Publisher vor allem auf günstige Lizenz-Versoftungen gesetzt. Als jener Markt wegbrach, leistete man sich noch mit den 360/PS3-Versionen des uDraw-Tablets einen teuren Flop, der die Lage endgültig verschärfte.

In den vergangenen Monaten musste der Publisher schließlich reichlich die Axt schwingen: Projekte wurden eingestampft oder umkonzeptioniert (siehe Warhammer 40.000: Dark Millennium), diverse Studios und Niederlassungen wurden geschlossen, zahlreiche Stellen im Unternehmen gestrichen. Der Kurs heißt jetzt: Fokus auf wenige ausgewählte Titel.

Seit einem Monat schwingt der zum THQ-Präsident ernannte Naughty Dog-Mitgründer Jason Rubin das Zepter beim Tagesgeschäft des Publishers. Eine seiner ersten Amtshandlungen: Das einst als Stand-Alone-Erweiterung für Saints Row: The Third angekündigte Enter the Dominatrix wird deutlich aufgestockt und zum echten Sequel umfunktioniert. Eine andere Baustelle bearbeitete der Hersteller gestern: Angesichts des drohenden NASDAQ-Ausschlusses wurde eine Aktienzusammenlegung im Verhältnis von 10:1 verkündet. Dadurch wird der aktuelle Kurs (derzeit ca. 56 Cent) wieder über die für die NASDAQ relevante Marke von einem Dollar gehievt.

Gegenüber Gamasutra macht Brian Farrell das, was man eben als Geschäftsführer eines Unternehmens in schlechten Zeiten macht: Zuversicht vermitteln. Das Gros der für den Kurswechsel notwendigen Arbeit sei erledigt, heißt es. Die vergangenen sechs Monate seien sehr schmerzhaft gewesen - jetzt habe man aber eine neue Führung. In den letzten Quartalszahlen sei die Trendwende schon erkennbar gewesen.

Allzu freudig darf man dann aber angesichts der derzeitigen Zahlen und des aktuellen Börsenwerts (gerade mal 39 Mio. Dollar) dann doch nicht sein: Fehltritte könne man sich jetzt eigentlich nicht mehr erlauben. Der Hersteller habe kaum Spielraum und müsse jetzt bestmöglich arbeiten.

Über Rücktritt denke Farrell nicht nach, auch wenn er Fehler eingestehen müsse: "Die Frage, wer für die Sitation verantwortlich ist, in der sich THQ befindet, stellt sich nicht: Das bin ich. Darum fühle ich mich auch dafür verantwortlich, das Unternehmen da wieder rauszubekommen."



Kommentare

superboss schrieb am
ich bin ja echt gespannt, was nächsten Monat mit darksiders 2 auf uns zu kommt.
Kajetan schrieb am
Deimos hat geschrieben:Die Fehlertoleranz ist mittlerweile auf nahezu null gesunken, aber fertige Prognosen kann man noch nicht abgeben.
Das stimmt. So einfach ist die Zukunft trotz aller Wahrscheinlichkeiten doch nicht vorherzusagen.
LeKwas schrieb am
THQ hat keine Reserven mehr. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis hier der letzte das Licht ausmacht. THQ hat fertig! Konzerne wie EA oder Activision warten nur noch darauf, bis der Laden dichtgemacht wird, um sich günstig mit IPs einzudecken, welche das eigene Portfolio ergänzen könnten.
Na, so rabenschwarz sieht die Situation nun auch noch nicht aus, denn im Gegensatz zu THQ hat z.B. CDV in den letzten Bestehensjahren fast nur noch Murks auf den Markt gepfeffert (siehe Lula 3D, Wet, The Sexy Empire, Nightwatch, Übersoldier, Sudden Strike 3, Jackass The Game, etc.) - mit solchen Spielen hebst du den Karren natürlich nicht aus dem Dreck, sondern katalysierst den Untergang bloß zusätzlich durch dein verschlechtertes Image.
Die Fehlertoleranz ist mittlerweile auf nahezu null gesunken, aber fertige Prognosen kann man noch nicht abgeben.
Hamers schrieb am
Bin kein alzu großer Fan von ihren Spielen, aber hoffentlich schaffen sie es. Wäre schade um die Marken und die restlichen Mitarbeiter. Der CEO hat glaube ich auch schon sein Gehalt um 50% gekürzt, finde ich sehr verantwortungsvoll von ihm, obwohl es sicher nicht er alleine war.
JunkieXXL schrieb am
Kajetan hat geschrieben:
JunkieXXL hat geschrieben:THQ hat seinen Spielraum für Fehler in der Vergangenheit bereits voll ausgenutzt, daher bleibt nun wirklich kein Raum mehr für Fehler. Logisch. Ihr jetziger Weg sieht genau richtig aus: Nur noch auf bekannte grosse Marken setzen, vernünftige Studios für die Entwicklung engagieren (z.B. Crytek, Relic Entertainment) und alles pedantisch überwachen. So könnte das noch was werden. Noch ein misslungenes Homefront, n hingeklatschtes Company of Heroes oder irgendwelche zusammengezimmerten PC only Titel wären der Untergang.
Der Untergang für THQ kann auch kommen, wenn man alles genauso macht, wie Du es beschreibst. Die Marktsättigung im AAA-Bereich ist mittlerweile so sehr vorangeschritten, dass THQ wahrscheinlich nicht mehr die Mittel hat, um diese Titel entsprechend zu bewerben, damit die notwendigen Umsatzhöhen erreicht werden. Und selbst wenn das gegeben ist ... es hat schon seinen Grund, warum das Videospielgeschäft als eine hochriskante Branche gilt. Es gibt keine Sicherheiten! Da kannst Du als Anbieter und Produzent alles richtig gemacht haben. Das Spiel ist gut und es ist nicht allzu teuer geworden und das Marketing-Budget hält sich im Rahmen ... und dennoch verkauft es sich bestenfalls nur mäßig, man kommt mit Mühe auf eine schwarze Null, wo man doch aber mit einem fetten gewinn gerechnet hatte. Entweder wird eine der Titel, an denen noch gearbeitet wird, ein MonsterMegaUber-Erfolg, der die ganze Firma für ein weiteres Jahr aus der Krise reisst oder man dümpelt Chapter 17 entgegen. Ich kenne diese Situation noch von CDV Software, wo man mit Codename Panzers einen unerwarteten Riesenerfolg hatte, der das Leiden der Firma nur für etwa anderthalb Jahre verlängert hat, anstatt grundsätzlich für Besserung zu sorgen.
THQ hat keine Reserven mehr. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis hier der letzte das Licht ausmacht. THQ hat fertig! Konzerne wie EA oder Activision warten nur noch darauf, bis der Laden dichtgemacht...
schrieb am