von Julian Dasgupta,

THQ: Geldgeber kritisieren Insolvenzplan

THQ (Unternehmen) von
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Im Dezember geschah das, was sich schon länger angebahnt hatte: THQ meldete offiziell Insolvenz an. Der Antrag kam quasi plangemäß, hatte das Management doch seit Oktober mit der Clearlake Capital Group verhandelt. Das Investmentunternehmen vertritt einen nicht näher benannten Investor und wurde im Zug der Insolvenzmeldung als potenzieller Neueigentümer präsentiert, der dem Hersteller einen "Neustart" ermöglichen soll.

Knapp 60 Mio. Dollar würde die Firma für sämtliche Besitztümer des Publishers - Marken, Studios, aktuelle Projekte und Veträge - zahlen, von denen zehn Mio. Dollar direkt an die Gläubiger des Publishers gehen sollen. Dies entspricht zehn Prozent der Gesamtschulden, die THQ zum Zeitpunkt der Insolvenz bei jenen Geldgebern hatte.

Drei davon haben jetzt vor Gericht Einspruch gegen das von Brian Farrell & Co. vorgeschlagene Bietprozedere erhoben. Dies sei vom Management und Clearlake klar so konzipiert worden, dass andere Parteien kaum realistische Chancen hätten. Formell gesehen könnten andere Firmen zwar eigene Offerten unterbreiten. Da die erste Anhörung zur Auktion aber bereits am heutigen Freitag stattfinden soll und Gebote bis zum 8. Januar eingereicht werden müssen, könnten andere Firmen sich kaum eine Einblick in die Geschäftsbücher verschaffen und diese gründlich prüfen.

Zudem sei die vereinbarte Break-up-Gebühr für Clearlake unangemessen hoch. Sollte tatsächlich noch ein anderer Bieter mitmischen und den Zuschlag erhalten, würden Clearlake 1,75 Mio. Dollar plus eine Kostenentschädigung in Höhe von 500.000 Dollar zustehen. Laut der Vorgaben müsse ein konkurrierendes Angebot insgesamt mindestens 2,75 Mio. Dollar über der derzeit bestehenden Offerte liegen.

Auch wird dem THQ-Management vorgeworfen, in der Zeit vor der Insolvenz fast ausschließlich nur nach finanziellen Investoren - also Investoren, die primär auf eine schnelle Wertsteigerung aus sind - gesucht zu haben. Strategische Investoren hingegen, die sich THQ bzw. einzelne Assets als gezielte Ergänzung oder Erweiterung des eigenen Geschäfts genehmigen würden, seien nicht angesprochen worden. Auch hätten sich die Mannen um Jason Rubin gegen den Verkauf einzelner Marken und Studios ausgesprochen und nur nach Geldgebern fahnden lassen, die in THQ investieren oder den Hersteller komplett übernehmen.

Die drei Kreditgeber - Wolverine, Third Avenue und Silverback Asset Management - halten zusammen Wandelanleihen in Höhe von 41 Mio. Dollar, sind aber nicht die einzigen Parteien, die Kritik am Vorgehen des Herstellers üben. Laut Distressed Debt hat auch die als Treuhänderin eingesetzte Roberta DeAngelis Einspruch erhoben. Sie erachtet das anderen potenziellen Bietern zur Verfügung stehende Zeitfenster ebenfalls als zu kurz und verweist auf den Einfluss von Clearlake auf das Verfahren. DeAngelis nimmt auch die Break-up-Gebühr ins Visier, welche als dringliche Verwaltungsgebühr eingestuft wurde. Sollte Geld aus anderen Quellen (sprich: ein erfolgreiche Konkurrenzofferte) fließen, würde Clearlake noch vor allen Gläubigern entschädigt werden. Dies sei allerdings nicht vom US-Insolvenzrecht abgedeckt. Auch würde nur eine kleine Gruppe von Leuten bei der Bietprozedur mitmischen können - laut der örtlichen Gesetzgebung müsse die Auktion aber sämtlichen Interessenten und Gläubigern zugänglich sein.

THQ selbst begründet die knappe 30-Tage-Frist damit, dass man spätestens am 15. Januar komplett zahlungsunfähig sein wird. Dann nämlich endet der kurzfristig mit einer Bank ausgehandelte Stundungszeitraum.

Bisher hat noch kein anderes Unternehmen offen Interesse an THQ bekundet oder ein eigenes Gebot in Aussicht gestellt. Einigen Gerüchten zufolge soll allerdings Ubisoft seine Fühler ausgestreckt und hinter den Kulissen eifrig mit dem Publisher und Clearlake verhandelt haben. Der französische Hersteller hat dem Vernehmen nach aber nur bestimmte Marken und Studios im Visier und Schnäppchen im Sinn - eine komplette Übernahme aller Besitztümer strebt man angeblich nicht an.

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Quelle: via GI.biz

Kommentare

Solidus Snake schrieb am
Ich denke mal Ziel ist es THQ an sich zu erhalten, wenn sie ihre Filetstücke verscherbeln dann wird das ganze sowieso keinen Sinn mehr machen. Ich denke durchaus, dass der ein oder andere Interesse an Vigil Games und dessen Marke Darksiders hat.
Temeter  schrieb am
Sir Richfield hat geschrieben:Bitte keine Heise/Golem Relevanz Diskussionen, bitte.
Das Thema betrifft einen bekannten und nicht gerade unbeliebten Publisher.
Dessen Schicksal (Und das seiner Franchises) betrifft Spieler relativ unmittelbar (Kommen noch Spiele mit dem Namen und wenn ja - von wem?).
Und ebenfalls wichtig: Mit wessen DRM-Pestbeule müssen wir rechnen?
Sir Richfield schrieb am
papperlapapp hat geschrieben:4players sollte sich in 4investors umbenennen.
bitte mehr spieletests, darum gehts hier doch noch, oder?
Bitte keine Heise/Golem Relevanz Diskussionen, bitte.
Das Thema betrifft einen bekannten und nicht gerade unbeliebten Publisher.
Dessen Schicksal (Und das seiner Franchises) betrifft Spieler relativ unmittelbar (Kommen noch Spiele mit dem Namen und wenn ja - von wem?).
FiesoHorst schrieb am
Flachpfeife hat geschrieben:Ich bin zwar kein ausgebildeter Medienkaufmann, aber ist es nicht eigentlich egal ob das jetzt auf einen bieter zugeschnitten ist? wenn ich meinem freund was verkaufen will geb ich anderen auch nich die chance mitzubieten....
du hast dabei aber auch keine gläubiger, die ihre kohle sehen wollen.
schrieb am