THQ
05.01.2013 02:16, Julian Dasgupta

Mehrere Interessenten am Start

Nach dem Insolvenzantrag im Dezember entscheidet sich dieser Tage das Schicksal von THQ. Dabei gibt es zwei mögliche Szenarien: Der Publisher wird komplett von einer anderen Firma übernommen oder häppchenweise an Interessenten verkauft.

Ersteres ist erwartungsgemäß der Wunsch des Managementeams um Brian Farrell and Jason Rubin, welche THQ quasi einen Neustart ermöglichen und die verbliebenen Studios samt aller aktuellen Projekte  weiterbetreiben wollen. Dementsprechend hatte man im Laufe des Herbstes einen Deal mit der Clearlake Capital Group eingefädelt, welche sich im Namen eines unbekannten Investors bereit erklärt hat, nach einer Insolvenz sämtliche Besitztümer THQs für 60,5 Mio. Dollar aufzukaufen.

Am gestrigen Freitag fand die erste Anhörung im Insolvenzverfahren statt. Laut eines anwesenden Bloggers von Distressed Debt Investors segnete die zuständige Richterin das von THQ vorgeschlagene Bietverfahren (noch) nicht ab und bat die anwesenden Parteien, ihre Differenzen am Wochende auszuräumen.

Warner Bros. & Co. interessiert

Zugegen war auch ein Vertreter von Centerview Partners, der Investmentbank, die THQ im Sommer angeheuert hatte, um einen Geldgeber oder Käufer zu finden. Der ließ verlauten, es gebe fünf Interessenten, die derzeit die Geschäftsbücher des bankrotten Publishers prüfen lassen. Bei der Anhörung anwesend waren u.a. Anwälte von Warner Bros. Der Konzern kennt sich bestens mit derartigen Szenarien aus, hatte man sich dort doch auch 2009 aus der Konkursmasse von Midway bedient und zahlreiche Marken erworben, darunter Mortal Kombat samt dem dafür zuständigen Studio. Basierend auf einigen Gerüchten und früheren Andeutungen dürfte auch Ubisoft zum Kreis derer gehören, die sich ein Filetstückchen sichern wollen.

Centerview zufolge handelt es sich bei allen Interessenten um strategische Käufer. Sprich: Die Unternehmen wollen gezielt bestimmte Marken und Studios erwerben, die ins eigene Portfolio passen und dieses entweder stärker ausrichten oder dort vorhandene Lücken schließen. Da der jüngste Vertreter der Serie über fünf Mio. Mal ausgeliefert wurde, dürften z.B. Saints Row und Volition Begehrlichkeiten bei den Herstellern wecken, die gerne in GTA-Gefilden umtriebig sein wollen. Eine Komplettübernahme THQs ist für strategische Käufer hingegen wenig attraktiv. Den Verkauf einzelner Marken wollen Farrell, Clearlake & Co. aber genau vermeiden.

Die nächste Anhörung wird am Montag stattfinden.

Am Donnerstag war bekannt geworden, dass sowohl drei der Gläubiger THQs als auch die eingesetzte Treuhänderin Einspruch gegen das vorgeschlagene Auktionsverfahren erhoben haben. Dies sei unfair gegenüber anderen Interessenten und sei eindeutig mit und für Clearlake konzipiert worden. Durch das Gesamtangebot müssten andere Parteien die Clearlake-Offerte um mindestens 2,75 Mio. Dollar überbieten - einzelne Assets zum Schnäppchenpreis wären so eher schwierig zu bewerkstelligen. Auch hätten andere Firmen kaum Zeit, die Geschäftsbücher des Unternehmens genau zu sichten. Ganz im Gegensatz zu Clearlake, wo man schon seit geraumer Zeit Einblick erhalten hatte. In der Anhörung wurde THQ auch vorgeworfen, strategischen Interessenten nicht genug Informationen zur Verfügung gestellt zu haben, um den Wert einzelner Marken genau einschätzen zu können.

Das Ansinnen der Gläubiger dürfte recht ersichtlich sein: Im Falle einer Übernahme durch Clearlake würden sie mit zehn Mio. Dollar entschädigt werden - was zehn Prozent der Summe entspricht, die ihnen THQ eigentlich schuldet. Würde man den Publisher hingegen zerlegen und die Einzelteile verscherbeln, könnte u.U. ein besserer Erlös rauspringen.

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