von Marcel Kleffmann,

Patrice Désilets verklagt Ubisoft und fordert Rechte an "1666"

Ubisoft (Unternehmen) von Ubisoft
Ubisoft (Unternehmen) von Ubisoft - Bildquelle: Ubisoft
Patrice Désilets hat eine Klage gegen Ubisoft eingereicht: Er verlangt insgesamt 400.000 Dollar vom Publisher sowie die Rechte an dem Spiel "1666: Amsterdam". Laut einem Bericht in der französischsprachigen Zeitung La Presse setzt sich dieser Betrag folgendermaßen zusammen: 250.000 Dollar Grundgehalt, 100.000 Dollar Schadensersatz (Kündigung und die Folgen), 35.000 Dollar für Aufwendungen und eine Abfindung in Höhe von 25.000 Dollar.

Außerdem soll es eine Klausel in seinem Vertrag geben, die es Désilets ermöglicht, die Rechte an 1666 und "bestimmte Bestände aus der Entwicklung des Spiels" zu erhalten. Schon sein alter Vertrag bei THQ sah vor, dass er die Rechte an dem Projekt bekommen würde, falls THQ es einstellen sollte. Nach der Pleite von THQ übernahm dann Ubisoft im Januar 2013 das Team aus Montreal inkl. bestehender Verträge. Neben der "1666-Klausel" wurde Désilets bei THQ eine enorme kreative Freiheit zugeschrieben, die es Ubisoft offenbar schwer machte, das Projekt zu kontrollieren. Anfang Mai 2013 wurde Désilets entlassen. Mitte Mai 2013 legte Ubisoft das Projekt auf Eis.

Désilets hatte als Creative Director von Assassin's Creed und Assassin's Creed 2 die Marke entscheidend mitgeprägt. 1666 war eines der beiden Projekte gewesen, die Ubisoft im Januar 2013 zusammen mit THQ Montreal für 2,5 Mio. Dollar übernommen hatte. Im Mai wurde Désilets bekanntlich unrühmlich gefeuert. Nach seiner Kündigung erklärte er: "Ubisofts Maßnahme entbehrt jeglicher Grundlage. Ich werde mich mit allen mir zur Verfügung stehenden Mitteln zur Wehr setzen und für meine Rechte, mein Team und mein Spiel kämpfen."

Ein Sprecher von Ubisoft hat sich bereits zu Wort gemeldet und bestätigt, dass die Diskussionen zwischen Patrice Désilets und Ubisoft in dem Unternehmen ergebnislos waren, man seine Klage erhalten hätte und man sich jetzt vor Gericht treffen werde.
Quelle: Polygon, VG247, Game Informer, La Presse, Joystiq

Kommentare

JoniSaid schrieb am
Bevor wieder alle auf die bösen publisher schimpfen: weiss jemand auch nur ansatzweise was dort wirklich abging? Vielleicht wurde er ja völlig zurecht gefeuert?
Und dieses ewige "ich boykottiere publisher xy" ist an heuchlerei kaum zu überbieten, es hält doch sowieso keiner ein :?
Easy Lee schrieb am
speedy110 hat geschrieben:
Sabrehawk hat geschrieben:fu ubisoft ich kauf eure scheisse schon lang nich mehr.

Boah bist du nen super Typ, Hammer!!!! :roll:
Ja, ist er. Hast du ein Problem mit Leuten, die sich nicht ihrer Vergnügungssucht unterwerfen?
Ragism schrieb am
Cry0n hat geschrieben:Ich wünschte es wäre so, ist es aber nicht. Man merkt an der Qualität bzw. den Eigenschaften eines Produktes nicht die Moral des Produzenten.
Beispielsweise Red Dead Redemption. Das vielleicht beste Westernspiel aller Zeiten, genial, lustig, kreativ. Und nach dem Durchspielen habe ich gelesen, wie es den Mitarbeitern ging...
Der Grund, warum die Publisher (bzw. jede Industrie) agiert wie sie agiert ist das kapitalistische System, unter dem wir arbeiten.
Und zum Topic im allgemeinen:
kA, wer wie sehr recht hat und ob Deslites gewinnt oder es verdient hätte zu gewinnen, aber kann mir vorstellen, dass die Käufer der THQ Produkte eher Interesse an Einnahmen haben denn an künstlerischer Freiheit, Gerechtigkeit, etc...
Red Dead Redemption ist im Grunde GTA IV, das auf einem Spiel basiert, das aus einer vollkommen anderen Ära stammt. Einer Ära nämlich, in der die Budgets für Mainstream-Spiele sehr viel kleiner waren und Spieleentwickeln weniger eine Auftragsarbeit als ein kreativer Prozess waren. Versteh mich nicht falsch, Red Dead Redemption war ein nettes Spiel. Es ist nur eine Auftragsarbeit, bei der die beschriebenen Arbeitsumstände nicht weiter verwunderlich waren: "Hey, Sklaven, GTA IV hat sich super verkauft, wir haben da noch eine Marke im Keller, der man das Spielprinzip gut überstülpen könnte..."
Bevor wir aber wieder zu sehr off topic werden: Ein pauschaler Boykott eines Publishers hilft niemandem. Falls Désilets bei EA unter Vertrag kommt und man merken kann, daß sein nächstes Spiel eine kulturelle Qualität besitzt, werde ich es auch kaufen - obwohl ich EA hasse wie die Pest.
Cry0n schrieb am
Ragism hat geschrieben:Ob ein Spiel unter kreativitätsfördernden und kompromissloseren Umständen entstanden ist, merkt man innerhalb von 20 Minuten, wenn man einen Hauch von Kulturverständnis besitzt. Bringt ein großer Publisher so ein Spiel heraus, belohne ich ihn auch mit meinem Geld.
Ich wünschte es wäre so, ist es aber nicht. Man merkt an der Qualität bzw. den Eigenschaften eines Produktes nicht die Moral des Produzenten.
Beispielsweise Red Dead Redemption. Das vielleicht beste Westernspiel aller Zeiten, genial, lustig, kreativ. Und nach dem Durchspielen habe ich gelesen, wie es den Mitarbeitern ging...
Der Grund, warum die Publisher (bzw. jede Industrie) agiert wie sie agiert ist das kapitalistische System, unter dem wir arbeiten.
Und zum Topic im allgemeinen:
kA, wer wie sehr recht hat und ob Deslites gewinnt oder es verdient hätte zu gewinnen, aber kann mir vorstellen, dass die Käufer der THQ Produkte eher Interesse an Einnahmen haben denn an künstlerischer Freiheit, Gerechtigkeit, etc...
Jazzdude schrieb am
Ragism hat geschrieben:Geht es allerdings um Bid-Budget-Produktionen, handelt Ubisoft exakt wie EA: Sie wollen das Gamepay mit jedem zusätzlich investierten Cent weiter eindampfen, bis das Spiel sich fast schon von selbst spielt, bzw. jemandes Oma es noch problemlos durchspielen könnte.
FarCry 3 kann auf höherem Schwierigkeitsgrad ohne alle Skills bezüglich Lebensenergie jedoch auch durchaus anspruchsvoll sein. Im offenen Kampf hält man sogar ziemlich wenig aus. Tatsächlich ist der Titel was Schwierigkeit angeht eigentlich ein perfektes Mittelding zwischen Oldschoolwahnsinn und dem neuen Casual. Zumal auch der Stealth in dem Spiel durchaus anspruchsvoller ist, als in anderen Titeln (auf Shooter bezogen, also Titel wie Thief ausgeschlossen).
Aber ja generell ist das schon ein Problem, da stimm ich dir zu.
Wobei bezüglich der Moral von Ubisoft ja gestritten wird, ob Désilets nicht auch selbst für seine Kündigung verantwortlich ist. Also möglicherweise unflätiges Auftreten oder Respektlosigkeiten etc.
Aber da vertreten beide Parteien ja ziemlich klar und subjektiv ihre Positionen.
Bezüglich seines Spiels ist er aber auf jeden Fall, sollte der Vertrag tatsächlich eine derartige Klausel enthalten, auf der sicheren Seite. Bei dem Geld wäre ich mir da nicht so sicher.
schrieb am