von Marcel Kleffmann,

Ubisoft: Politische Haltungen in Spielen können dem Geschäft schaden; Interpretationen sind aber gewollt

Ubisoft (Unternehmen) von Ubisoft
Ubisoft (Unternehmen) von Ubisoft - Bildquelle: Ubisoft
In The Division 2 wird es keine politischen Aussagen geben, obwohl es in einem verwüsteten Washington D.C. angesiedelt ist, stellenweise provokante Bilder verwendet werden und der Name "Tom Clancy" im Titel steht - dies teilte Ubisoft schon bei der E3 2018 mit (vgl. Polygon). Nun erklärte Alf Condelius (COO vom Ubisoft-Studio Massive Entertainment) via GamesIndustry bei der Sweden Game Conference 2018 diese Einstellung und stellte klar, warum sie keine politische Haltung einnehmen oder vorgeben wollen. Vielmehr wollen sie, dass die Spieler selbst nach Interpretationen suchen.

Condelius: "Es ist ein Balanceakt, weil wir in unseren Spielen nicht offen politisch sein können. So gibt es zum Beispiel in The Division eine dystopische Zukunft, und es gibt schon viele Interpretationen, die besagten, dass [diese Zukunftsvision] etwas ist, auf das die gegenwärtige Gesellschaft zusteuern wird, aber so ist es nicht - es ist eine Fantasie. (...) Es ist ein Universum und eine Welt, die wir für Leute geschaffen haben, um zu ergründen, wie man ein guter Mensch in einer langsam verfallenden Welt sein kann. Aber die Leute mögen es, da Politik mit reinzubringen und wir weichen so weit wie möglich von diesen Interpretationen zurück, weil wir keine Haltung zur aktuellen Politik einnehmen wollen."

"Es ist aber auch schlecht für das Geschäft, leider, wenn man die aufrichtige Wahrheit möchte ... aber es ist interessant und es ist eine Diskussion, die wir haben, und es ist eine laufende Debatte, die wir mit unseren Nutzern führen, natürlich, weil die Leute eine Interpretation in das Universum, das wir geschafften haben, bringen wollen und sie ihre eigene Realität in den Fantasien, die wir ihnen geben, sehen wollen und den Geschichten, die die Spiele letztendlich sind."

Durch die Vermeidung offener politischer Aussagen, so Condelius, könne das Studio das Spiel offen für Interpretationen halten, was für Spiele wie The Division wichtig sei, in denen die Menschen "Stunden über Stunden" verbringen würden. Er bevorzugt zudem einen subtileren Ansatz im Vergleich zur Holzhammer-Methode und erklärte anhand von Avatar (James Cameron), ob sich Politik und Spiele überhaupt trennen lassen, schließlich befindet sich bei Massive auch ein Avatar-Spiel in Entwicklung.



Condelius: "James Camerons Vision mit [Avatar] war es, dass wir als Menschen etwas tun müssen, weil wir die Welt zerstören werden, wenn wir den Weg fortsetzen, den wir eingeschlagen haben. Das ist politisch, aber wir gehen nicht raus und sagen, dass du für diese Person stimmen sollst, oder du dies oder das nicht tun solltest; aber es ist natürlich eine politische Aussage, und wir denken, dass es wichtig ist, aber wir binden es niemandem auf die Nase. Es muss subtil sein, damit viele Menschen davon angezogen werden, es muss undefiniert sein, damit viele Menschen ihre eigene Definition dafür verwenden. (...) [Wenn] wir wollen, dass die Leute das Spiel stundenlang spielen, dann können wir nicht genau definieren, was alles bedeutet. Das wäre langweilig. Das wäre wie einer der Lehrfilme von der High School."

Quelle: GamesIndustry.biz, Polygon

Kommentare

magandi schrieb am
ach der reitet doch nur auf dem battlefield 5 desaster rum. ein politischer unterton stört niemanden. eine agenda die nichts mit dem spiel zu tun hat hingegen schon. außerdem hassen es die spieler wenn man fortnite kopiert.
johndoe1794441 schrieb am
Kajetan hat geschrieben: ?18.10.2018 18:58 Jain. Denn Politik verschwindet ja nicht, wenn man sie nicht bemerkt :)
Sie sollte aber verschwinden, wo immer es im Alltag nur geht. Und in Videospielen sowieso.
Spiritflare82 schrieb am
Temeter  hat geschrieben: ?18.10.2018 14:32 Ach, dann wirds wohl wieder so ein scheiß Ding wie in Far Cry 5, wo Ubisoft zu viel Angst hatte zu sagen, ein irrer Mörderkult wäre etwas schlechtes?
Far Cry 5 hatte immerhin einen sich über Obama beschwerenden NPC und die Storyline ist praktisch das die USA durch Atombomben ausgelöscht werden weil der Präsident Beef mit einem anderen Land hat. Also wenn das nicht politisch ist...
Genau wie Tom Clancy selbst mehr als politisch war. Die Aussage "kann dem Geschäft schaden" ist schon klar, man will auch die Verkäufe von Patrioten, Rechten, homophoben und andersweitigen leuten.
Das ist auch einer der Gründe warum die Stories in Ubi Spielen generell so dünn sind: man will sich die Kunden nicht vergrätzen also kann man dort keine wirklichen Aussagen treffen. Leute foltern um an Infos zu kommen ist dagegen gerne drin in Ubisoft Clancy Spielen (Splinter Cell Blacklist, Ghost Recon Wildlands z.B.), sowas wird von einer bestimmten Klientel sicherlich gefeiert.
The Division ist doch auch absurd hoch drei, ein staatlich legitimiertes Killerkommando streift durchs apokalyptische New york und räumt "das Gesocks" von den Straßen...urks. aber dann, bei der E3, da tanzen dann die bunten Bären über die Bühne und alles wirkt wie Kindergeburtstag. Das ist doch fast schon schizophren...
Ganz ehrlich: Pfui deibel, Ubisoft stinkt einfach nach wie vor und ich frag mich warum die Spiele überhaupt so gut bewertet werden, keinerlei Aussagekraft und man macht nach 50Stunden das gleiche wie am Anfang nach 5 Stunden...jedes Ubisoft Spiel ist für 5Stunden "ok" danach ists immer nur noch das gleiche in Dauerschleife
NomDeGuerre schrieb am
Nimi hat geschrieben: ?18.10.2018 16:26 Jetzt bin ich ja schon fast gespannt wie hart sie sich hier verbiegen werden, um eine Story über einen Bürgerkrieg, der sich in der Hauptstadt der Vereinigten Staaten abspielt, politik-frei zu halten.
Es waren die Wasserkriege. Verdammtes Wasser!
schrieb am