Ubisoft
18.10.2018 13:28, Marcel Kleffmann

Politische Haltungen in Spielen können dem Geschäft schaden; Interpretationen sind aber gewollt

In The Division 2 wird es keine politischen Aussagen geben, obwohl es in einem verwüsteten Washington D.C. angesiedelt ist, stellenweise provokante Bilder verwendet werden und der Name "Tom Clancy" im Titel steht - dies teilte Ubisoft schon bei der E3 2018 mit (vgl. Polygon ). Nun erklärte Alf Condelius (COO vom Ubisoft-Studio Massive Entertainment) via GamesIndustry bei der Sweden Game Conference 2018 diese Einstellung und stellte klar, warum sie keine politische Haltung einnehmen oder vorgeben wollen. Vielmehr wollen sie, dass die Spieler selbst nach Interpretationen suchen.

Condelius: "Es ist ein Balanceakt, weil wir in unseren Spielen nicht offen politisch sein können. So gibt es zum Beispiel in The Division eine dystopische Zukunft, und es gibt schon viele Interpretationen, die besagten, dass [diese Zukunftsvision] etwas ist, auf das die gegenwärtige Gesellschaft zusteuern wird, aber so ist es nicht - es ist eine Fantasie. (...) Es ist ein Universum und eine Welt, die wir für Leute geschaffen haben, um zu ergründen, wie man ein guter Mensch in einer langsam verfallenden Welt sein kann. Aber die Leute mögen es, da Politik mit reinzubringen und wir weichen so weit wie möglich von diesen Interpretationen zurück, weil wir keine Haltung zur aktuellen Politik einnehmen wollen."

"Es ist aber auch schlecht für das Geschäft, leider, wenn man die aufrichtige Wahrheit möchte ... aber es ist interessant und es ist eine Diskussion, die wir haben, und es ist eine laufende Debatte, die wir mit unseren Nutzern führen, natürlich, weil die Leute eine Interpretation in das Universum, das wir geschafften haben, bringen wollen und sie ihre eigene Realität in den Fantasien, die wir ihnen geben, sehen wollen und den Geschichten, die die Spiele letztendlich sind."

Durch die Vermeidung offener politischer Aussagen, so Condelius, könne das Studio das Spiel offen für Interpretationen halten, was für Spiele wie The Division wichtig sei, in denen die Menschen "Stunden über Stunden" verbringen würden. Er bevorzugt zudem einen subtileren Ansatz im Vergleich zur Holzhammer-Methode und erklärte anhand von Avatar (James Cameron), ob sich Politik und Spiele überhaupt trennen lassen, schließlich befindet sich bei Massive auch ein Avatar-Spiel in Entwicklung.

Condelius: "James Camerons Vision mit [Avatar] war es, dass wir als Menschen etwas tun müssen, weil wir die Welt zerstören werden, wenn wir den Weg fortsetzen, den wir eingeschlagen haben. Das ist politisch, aber wir gehen nicht raus und sagen, dass du für diese Person stimmen sollst, oder du dies oder das nicht tun solltest; aber es ist natürlich eine politische Aussage, und wir denken, dass es wichtig ist, aber wir binden es niemandem auf die Nase. Es muss subtil sein, damit viele Menschen davon angezogen werden, es muss undefiniert sein, damit viele Menschen ihre eigene Definition dafür verwenden. (...) [Wenn] wir wollen, dass die Leute das Spiel stundenlang spielen, dann können wir nicht genau definieren, was alles bedeutet. Das wäre langweilig. Das wäre wie einer der Lehrfilme von der High School."

0
32
Kommentare

Du musst mit einem 4Players-Account angemeldet sein, um an der Diskussion teilzunehmen.

Es gibt noch keine Beiträge. Erstelle den ersten Beitrag und hole Dir einen 4Players Erfolg.