Atari
21.06.2008 11:24, Jörg Luibl

Erstes Statement: Deeskalation?

Ataris Anwälte verklagen uns, Ataris PR beschwichtigt in der Presse: Das Magazin DerWesten.de hat im Gegensatz zu uns eine erste Stellungnahme zum Alone in the Dark-Fall bekommen:

"ATARI Deutschland achtet und schätzt das Recht auf freie Berichterstattung und Pressefreiheit. Es ist weder im Interesse von ATARI Deutschland, noch Stil des Unternehmens, Medien welcher Gattung und Größe auch immer, anzugreifen oder unter Druck zu setzen. Dennoch ist ATARI Deutschland der Ansicht, dass Berichterstattung fair und nicht tendenziös sein sollte.

ATARI Deutschland behält sich, gerade auch im Wiederholungsfall vor, sich gegen unfaire und mutwillig geschäftsschädigende Praktiken zu wehren und notfalls juristisch vorzugehen.

Im konkreten Fall, der Berichterstattung von 4Players zu dem Spiel "Alone in the Dark", ist ATARI um Deeskalation bemüht. Eine entsprechende Kampagne ist in Vorbereitung und startet Anfang der nächsten Woche." 

Da wir nicht kontaktiert worden sind und diese Stellungnahme über das Wochenende nicht ignorieren wollen, gibt es einen Direkt-Kommentar:

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Achtet und schätzt das Recht auf Pressefreiheit? Oder muss es nicht eher heißen: Achtet und schätzt das Recht auf Pressefreiheit nur für gut wertende Magazine? Mir kommt angesichts der Meldung von Shacknews gerade die Galle hoch - auch niederländische Kollegen wurden bedrängt:

"Within an hour [after posting], Atari called to have the review pulled off, claiming there was an embargo till Friday," Bergervoet said in a comment to Shacknews. "Our review copy was sent directly to us by Atari and [was] not a pirated copy. They explicitly told [Gamer.nl] that they only let high scoring reviews break the post-release embargo date."

Sorry, aber das Wörtchen "Deeskalation" ist ein Witz - bis zum heutigen Samstag hat sich niemand von Atari bei uns gemeldet. Selbst diese Erklärung haben wir nicht erhalten. Und seit wann besteht Deeskalation aus einer "Kampagne", die man eine Woche nachdem man den juristischen Hammer kreisen ließ, starten will? Besteht "Deeskalation" nicht aus "Kommunikation"?

Es gab seit der Veröffentlichung unserer Vorschau vom 20. Mai 2008 (!) trotz E-Mail-Nachfrage unsererseits (!) weder telefonisch noch per E-Mail einen Kontaktversuch seitens Atari. Wir haben lediglich eine Reaktion zu spüren bekommen, als unser Test online ging: Die Unterlassungsklage vom 18. Juni, die bis heute nicht zurückgezogen wurde, die uns mit strenger Frist bis 14 Uhr ohne Vorwarnung (!) ins Haus fiel und unseren Test mit unverschämten Unterstellungen ins Offline-Nirvana verbannen sollte.

Diese Wir-schätzen-die Pressefreiheit-Erklärung von Atari ist reine Krisen-PR und hat nichts mit der Praxis zu tun, die das Unternehmen uns und anderen Online-Magazinen
gegenüber in den letzten Tagen und bis heute gezeigt hat - auch norwegische Kollegen(Gamereactor.no) und jetzt auch noch die niederländische Seite (Gamers.nl)  wurden aufgrund ihrer schlechten Tests vom Hersteller bedrängt, die Artikel zu entfernen. Das Ganze ist mittlerweile derart auf europäischer Ebene eskaliert und auch auf zig Spiele-Webseiten in den USA ein Thema, dass Atari jetzt plötzlich um "Deeskalation" bemüht ist.

Dagegen haben wir theoretisch nichts. Aber die beginnt in der Praxis nicht damit, dass man sich als Kläger in eine scheinheilige Opferrolle retten will, die sich gegen "Wiederholungtäter" wehren muss, sondern erst dann, wenn die Unterlassungsklage und damit die unverschämten Anschuldigungen, die unsere und andere Redaktionen kriminalisieren, zurückgezogen werden. "Geschäftsschädigend" ist nicht die Presse, sondern nur eines: Schlechte Spiele, schlechte PR..

Jörg Luibl
Chefredakteur

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