Spielkultur
24.07.2015 13:41, Jan Wöbbeking

Sexismus-Studie: Schlecht spielende Männer neigen zu aggressiven Kommentaren gegenüber Mitspielerinnen

Weibliche Shooter-Spieler bekommen mehr negative Kommentare von schlecht spielenden Männern als von deren besseren Geschlechtsgenossen - zu diesem Schluss kommt eine Sexismus-Studie, die von Michael Kasumovic (University of New South Wales, Australien) und Jeffrey Kuznekoff (Miami University, Ohio, USA) geleitet wurde. Schlecht spielende Männer versuchen demnach, ihren sozialen Status in der Hackordnung der Gruppe zu verteidigen. Die Ergebnisse lassen sich auf plos.org einsehen , als Grundlage diente die Beobachtung von Mehrspieler-Matches in Halo 3.

Laut Huffington Post UK fiel die Stichprobe mit 163 beobachteten Partien allerdings eher klein aus. Männer, bei denen es im Match schlecht lief, hätten häufiger aggressive oder sexistische Kommentare abgelassen, wenn das Gegenüber eine weibliche Stimme besaß. Bei einer männlichen Chat-Stimme hätten sie sich dagegen deutlich freundlicher verhalten. Souveräner verhielten sich laut der Studie die starken männlichen Spieler: Sie tendierten dazu, weibliche Teilnehmer mit aufmunternden Worten zu unterstützen. Wie die Chat-Kommentare im Detail formuliert waren, verrät das Ergebnis allerdings nicht. In einer Zusammenfassung auf phys.org gehen die Leiter der Studie auf zugrunde liegende Motivationen ein:

"Die negativen und sexistischen Kommentare mancher Männer sind in Wahrheit nur eine Form des Hänselns, motiviert durch den Fakt, dass sie als niedriger in der Rangordnung wahrgenommen werden. Eine wichtige Erkenntnis ist offenbar, dass diese Männer - ähnlich wie hänselnde Tyrannen - feindseliger waren, wenn sie fürchteten, dass eine Frau sich ihre Position in einer Hierarchie unter den Nagel reißt. Wenn man die Situation aus einer evolutionären Perspektive betrachtet, wird ein Teil der Herleitung klarer. Die Paarungs-Chancen eines Mannes werden schließlich eher durch seinen Status als durch sein Aussehen bestimmt - wenn eine Frau seinen Status also an sich reißt, indem sie besser abschneidet als er, bedeutet das, dass er weniger attraktiv auf einen potenziellen Fortpflanzungspartner wirkt, insbesondere wenn derjenige in der Hierarchie über ihm steht. Obwohl es unwahrscheinlich ist, dass Männer beim Spielen von Halo 3 über sexuelle Anziehungskraft nachdenken, denken wir, dass die steigende Negativität gegenüber Frauen mit höherem Status eine unterbewusste Reaktion darauf ist, dass ihre Männlichkeit von einer Frau in Frage gestellt wird. Das Verlieren gegen eine Frau wird von vielen Männern nach wie vor als nicht akzeptabel angesehen und kann ihren Status in den Augen anderer reduzieren - sowohl gegenüber Männern als auch gegenüber Frauen.

(...)

Vielleicht hilft diese Perspektive dabei, die Frauenfeindlichkeit zu erklären, die wir sehen, wenn Frauen in einige männlich dominierte Felder eindringen. Die Agression könnte von Männern mit niedrigerem Status kommen, die versuchen, Frauen fernzuhalten, indem sie auf sexistisches Hänseln zurückgreifen, um in Anwesenheit ihrer männlichen Kollegen nicht ihren Status zu verlieren."

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