von Benjamin Schmädig,

US-amerikanisches Copyright Office erlaubt im Ausnahmefall das Cracken von Spielen

Spielkultur (Sonstiges) von 4Players
Spielkultur (Sonstiges) von 4Players - Bildquelle: 4Players
Die Kongressbibliothek (Library of Congress) der USA hat mit einer Ergänzung des Digital Millennium Copyright Act (DMCA) den Erhalt älterer Computer- und Videospiele erleichtert, wie Polygon berichtet. Die Neuregelung erlaubt das Verändern des Programmcodes von Spielen, die mit einem Onlineserver kommunizieren müssen. In manchen Fällen ist zudem ein Jailbreak der Hardware, also ein Verändern des Betriebssystems von Konsole oder Computer erlaubt.

Die Regelung bezieht sich ausschließlich auf Titel, deren Server abgeschaltet wurden - diese dürfen laut Polygon in Zukunft von Fans, Museen und Bibliotheken wieder lauffähig gemacht werden. Ein Jailbreak bleibt allerdings öffentlichen Institutionen vorbehalten, die um das Archivieren von Spielen bemüht sind.

Die Änderungen des DMCA gehen auf entsprechende Anträge der Electronic Frontier Foundation (EFF) beim US-amerikanischen Copyright Office vom Februar dieses Jahres zurück. Die EFF ist eine gemeinnützige Organisation, die sich für "Bürgerrechte in der digitalen Welt" stark macht.

Die Entertainment Software Association (ESA), die US-amerikanische Organisation, welche sich für die Belange der Spielehersteller einsetzt, hatte darum gebeten, dem Antrag nicht stattzugeben (wir berichteten). Sie führte frühere Entscheidungen des Copyright Office an und argumentierte, dass die Gefahr des Erstellens, der Verbreitung sowie der Nutzung von Raubkopien durch Änderungen des Programmcodes deutlich größer sei als etwaige Einschränkungen bei der regulären Verwendung eines Spiels.

Das Copyright Office nahm die Einwände der ESA ernst, weshalb es einer rechtlichen Erlaubnis bedarf, um Spiele mit Onlinefunktion zu verändern. Es kommen zudem nur solche Titel in Frage, deren Mehrspieler-Funktionen durch abgeschaltete Server nicht mehr verfügbar sind. Online-Rollenspiele, deren Inhalte vollständig auf einem Server gespeichert sind, dürfen laut Polygon nach wie vor nicht spielbar gemacht werden. Erweitern darf man den Mehrspieler-Umfang des ursprünglichen Spiels zudem nicht.

Der Chef des kalifornischen Museum of Art and Digital Entertainment, Alex Handy, bezeichnet die Änderungen gegenüber Polygon als "wegweisende Entscheidung". Immerhin könnten alte Konsolen so als funktionstüchtige Geräte für die Nachwelt erhalten werden. Er sieht es als sinnvoll an, dass Fans Server für ihre Spiele betreiben dürfen, die vom Entwickler bzw. Publisher ohnehin nicht mehr geschäftlich betrieben werden.

Letztes aktuelles Video: The Name of the Game-Dokumentation

Quelle: Polygon

Kommentare

wnxkraid schrieb am
Also geht man dann demnächst ins Museum zum Zocken?
greenelve schrieb am
Find ich eine gute Änderung. In der Formulierung wird auch deutlich gemacht, dass es nicht die Privatkopie anspricht, oder Privatserver zum Zocken, sondern in erster Linie der Erhalt spielbarer Spiele im Vordergrund steht.
Captain Obvious schrieb am
Ich persönlich bin dafür, den Sourcecode des Spiels bei einer Archivierungseinrichtung zu hinterlegen und dann nach X Jahren den Code freizugeben, damit das Spiel erhalten werden kann. Verkaufen kann man es immernoch, indem einfach die Assets (Level, Grafiken, Musik, etc) beim Urheber verbleiben.
Das einzige Problem dabei ist natürlich die Middleware, da müsste man sich dann etwas überlegen.
CritsJumper schrieb am
Ja eine gültige Lizenz muss natürlich vorhanden sein. Aber ich finde die Entscheidung der Amerikaner da jetzt auch sehr gut, es muss ja besonders für die Nachwelt auch lauffähig bleiben. Besonders alte Hardware oder Programme die wie ich finde auf jeden Fall einen kulturellen Wert haben ist es sehr schön das die Gesetzte gelockert wurden.
Ich finde es eigentlich schade das nach 15 Jahren zum Beispiel die Konsolen-Hardware und Spezifikationen generell veröffentlicht werden oder die Hersteller einen Community-Lagacy Support anbieten. Ich fände das wirklich toll wenn Hersteller das als gute Note machen würden. Bibliotheken und Museen mit Hardware/Spielen/Konzeptzeichnungen zu versorgen. Bekomme immer noch Bauchschmerzen wenn ich daran denke das Cupcom alte Arbeiten zu Resident Evil schon nicht mehr hat, oder es keine Original-Tonspuren von DOTT gibt. Aber ist ja auch immer die Frage in welchem Land man eine solche Ausstellung anbieten darf. Andererseits könnten auch Universitäten solche Inhalte Studierenden zur Verfügung stellen.
schrieb am