von Jan Wöbbeking,

Spielkultur: Bundestag beschließt Aufbau der weltweit größten Sammlung für Computerspiele

Spielkultur (Sonstiges) von 4Players
Spielkultur (Sonstiges) von 4Players - Bildquelle: 4Players
Das Medium Computerspiel hat bei der Anerkennung als Kulturgut einen großen Schritt nach vorne gemacht: Wie die USK auf ihrem Netzauftritt berichtet, hat der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages die Realisierung der weltweit größten Sammlung für Computer- und Videospiele beschlossen und dafür Mittel ab 2017 zur Verfügung gestellt. Sie soll mehr als 50.000 Titel umfassen, und zwar durch die Zusammenlegung der Bestände des Computerspielemuseums, der USK, der Computerspielesammlungen des Zentrums für Computerspielforschung der Universität Potsdam (DIGAREC) und der Zentral- und Landesbibliothek Berlin.

In der ersten Phase solle 2017 eine gemeinsame digitale Datenbank geschaffen und öffentlich zur Verfügung gestellt werden. Danach plant man, in einer zweiten Phase die Sammlungen an einem Standort auch physisch zusammenzuführen und zur öffentlichen Nutzung freizugeben. Die Stiftung Digitale Spielekultur (zur offiziellen Website) organisiert und koordiniert das Projekt. Der Standort steht noch nich fest:

"'Der Deutsche Bundestag unterstreicht mit seiner Unterstützung die große Bedeutung der Bewahrung dieses kulturellen Erbes auch mit Blick auf den Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort Deutschland. Die Räume der Alten Münze in Berlin wären für eine solche Sammlung beispielsweise ein wunderbarer Standort', so die zuständigen Berichterstatter Johannes Kahrs (SPD) und Rüdiger Kruse (CDU).

'Wir freuen uns über dieses wichtige Zeichen des Deutschen Bundestages für die Bewahrung digitaler Spiele als wichtiges Kulturgut und danken insbesondere dem Haushaltsausschuss für sein Engagement', so die vier Initiatoren Andreas Lange (Computerspielemuseum), Felix Falk (USK), Michael Liebe (DIGAREC) und Peter Tscherne (Stiftung Digitale Spielekultur).

Mit der Internationalen Computerspielesammlung wird eine Institution ins Leben gerufen, die auch die künftigen Entwicklungen des Mediums bewahrend begleitet. Grundlage der Sammlungs- und Bewahrungstätigkeit ist ein Leitbild, welches im Rahmen einer vom Medienboard Berlin-Brandenburg geförderten Machbarkeitsstudie erarbeitet wurde. Ein wichtiger Gesichtspunkt war dabei die Definition des Sammlungsgegenstands und seine Abgrenzung zu anderen medialen Phänomenen.

Die Sammlung bietet die einmalige Möglichkeit, die bereits für sich genommen beachtlichen Computerspielebestände der Projektpartner unter einem Dach zusammenzuführen und vorhandenes Fachwissen für deren Erschließung und Erhalt zu verbinden. Mit einer effektiven und angemessenen Erschließung und einem wissenschaftlich fundierten Konzept zur Langzeiterhaltung wird somit ein wichtiger Baustein in der nationalen Bewahrungsstrategie des kulturellen Erbes gelegt und der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt.

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Über die Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle
Die Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK) ist zuständig für die Prüfung von Computerspielen und Apps in Deutschland. Sie wurde 1994 als gemeinnützige Einrichtung gegründet. Mehr unter: www.usk.de

Über das Computerspielemuseum
Das Computerspielemuseum eröffnete 1997 die weltweit erste ständige Ausstellung zur Kultur und Geschichte der Computerspiele. Mit mehr als 100.000 Besuchern jährlich gehört es zu den meistbesuchten Museen Berlins.
Mehr unter www.computerspielemuseum.de

Über das Zentrum für Computerspielforschung der Universität Potsdam (DIGAREC)
Als erste interdisziplinäre Einrichtung dieser Art in Deutschland wurde das Zentrum für Computerspielforschung 2008 an der Universität Potsdam gegründet. Digital Games Research Center (DIGAREC) ist ein Pool aus interdisziplinär arbeitenden Forscherinnen und Forschern aus den Fachbereichen Medienwissenschaft, Pädagogik, Psychologie, Design, Medienrecht, Informatik und Kulturgeschichte.

Über die Zentral- und Landesbibliothek Berlin
Die Zentral- und Landesbibliothek Berlin (ZLB) ist die größte öffentliche Bibliothek in Deutschland und ist die meistbesuchte Kultur- und Bildungseinrichtung Berlins. In zwei Häusern stehen gut 3,4 Millionen Medien für alle Nutzerinnen und Nutzer zur Verfügung. Die ZLB ist ein Zusammenschluss zweier Häuser, der ehemals Westberliner Amerika-Gedenkbibliothek (AGB) und der Ostberliner Berliner Stadtbibliothek (BStB). Im Sinne der Stadt und der Nutzerinnen und Nutzer arbeitet die ZLB für eine Zusammenführung der Bibliothek an einem Ort.

Über die Stiftung Digitale Spielekultur
Die Stiftung geht auf eine gemeinsame Initiative des Deutschen Bundestages sowie der deutschen Computer- und Videospielbranche zurück. Sie versteht sich als eine Plattform für den offenen Diskurs zu Chancen und Herausforderungen digitaler Spiele. Mehr unter: www.stiftung-digitale-spielekultur.de'


Letztes aktuelles Video: Game Changers

Quelle: usk.de, stiftung-digitale-spielekultur.de

Kommentare

Todesglubsch schrieb am
Metal King Slime hat geschrieben: Ich glaube heute würde ein neuer Präzedenzfall dafür sorgen das wir zukünftig sehrwohl Nazisymbole in Spielen sehen dürfen, wenn diese nicht verherrlicht werden (rechte Propaganda).
Ich würde hier gerne ein Valiant Hearts 2 sehen, das im 2. Weltkrieg spielt. Ein Spiel dieser Art würde sich IMO gut aus Präzedenzfall eignen. Zumindest besser als irgendein Wolfenstein.
Kensuke Tanabe schrieb am
Es muß einfach in Spielen mit Nazikontext das Hakenkreuze erlaubt sein. Leider traute sich kein Publisher nach Wolfenstein3D (1992), ein Spiel mit diesem Symbol herauszubringen. Ich glaube heute würde ein neuer Präzedenzfall dafür sorgen das wir zukünftig sehrwohl Nazisymbole in Spielen sehen dürfen, wenn diese nicht verherrlicht werden (rechte Propaganda). Leider traut sich kein Publisher dies. Mit diesem Beschluß zeigt der Bundestag sehr wohl das Spiele Kulturgut sind und nicht einfaches Spielzeug, also genau was damals dagegen gesprochen hat diese Symbole zu zeigen. Traut eucht!
Seppel21 schrieb am
Todesglubsch hat geschrieben:
Seppel21 hat geschrieben: Ganz egal in welches europäische Nachbarland ich fahre, überall bekommt man Spiele und Filme unzensiert. Da muss man sich gar nicht gross informieren, die sind einfach viel liberaler als Deutschland. Und "unter der Ladentheke" muss auch nichts versteckt werden. Beschlagnahmt wird ebenfalls nichts.
Gratulation. Du hast nichts verstanden, was ich geschrieben habe.
Stimmt. Das kommt davon, wenn man im Fieberwahn postet.
Zuerst hielt ich es für eine ganz normale Erkältung die ich alleine auskurieren wollte. Nachdem ich dann gestern beim Schleim abhusten jede Menge Blut mit zu Tage förderte, habe ich doch einen Arzt aufgesucht. Jetzt bin ich mit Penicillin vollgepumpt und kann wieder einigermassen klar denken. True story.
Wulgaru schrieb am
LP 90 hat geschrieben: Meiner Meinung ist es Zensur, wenn jemand Angst haben muss ein gesetzeskonformes Produkt zu veröffentlichen. Jemand der solche Mechanismen verkennt hat keine Ahnung wie ideologisch autoritäre Systeme wirklich funktionieren.
Wobei man aber auch nicht alles als Zensur bezeichnen sollte. Wenn jemand ein Produkt entwickelt, von dem er möchte das es möglichst vielen Leuten gefällt, ist das ja zum Beispiel auch keine Selbst-Zensur. Natürlich nennt man es dann klassisch glattgebügelt, wenn man übers Ziel hinausschießt, aber zum Beispiel das Ziel zu haben einen spannenden Krimi zu schreiben und sich bei Elementen zu zügeln, die den Plot sperriger machen, ist ja schlicht eine sinnvolle kreative Entscheidung die getroffen wird, egal ob der Autor sich kreativ viel lieber austoben würde.
Du hast aber natürlich Recht. In den USA ist es sehr eindeutig das bestimmte Filme auf pg-13 runtergestutzt werden um eine höhere Gewinnmarge zu erzielen. Das ist witzigerweise auch ein Problem in das Zack Snyder öfters mal tapert, bei dessen Kauf-DVD/Blue-Ray-Versionen man sich dann wundert warum die länger, manchmal brutaler/nackter und oft auch besser sind. Ich finde es dann in solchen Diskussionen auch immer recht seltsam darauf zu pochen das dies ja ein Marktmechanismus ist und da nicht vom Staat keine Zensur. Wenn man aber ein System schafft, in dem alles durch Marktmechanismen bestimmt wird, wird diese Unterscheidung ziemlich gegenstandslos.
Todesglubsch schrieb am
Wigggenz hat geschrieben: Ich wüsste nicht, dass zB in den USA staatliche (!) Sanktionen drohen, wenn ein mit "Adults only" versehenes Spiel auch alle möglichen Formen von Nacktheit beinhaltet.
Das nicht. Aber wie geschrieben:
In den USA wird das Spiel halt bereits während der Entwicklung gekürzt. "Mach die Nacktheit raus, sonst bekommen wir ein AO-Rating, wir wollen aber ein Teen-Rating!". Das ist auch eine Form der Zensur. In Deutschland wäre das Spiel mit Nacktheit und nem 16er-Stempel rausgekommen. Da aber die Amis prüde sind, müssen wir darunter "leiden".
Und dieses Szenario dürfte heute öfters passieren, als wenn etwas wegen dem dt. Jugendschutz geschnitten wird. Hier haben glücklicherweise viele Publisher eingesehen, dass es besser ist, das Spiel einfach gleich nicht in Deutschland zu releasen. Eine verstümmelte Version verkauft sich eh schlecht.
schrieb am