Spielkultur
26.12.2017 13:43, Marcel Kleffmann

WHO wird "Spiele-Sucht" (Gaming Addiction) offiziell als psychische Störung anerkennen

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) wird "Spiele-Sucht" (Gaming Addiction) im nächsten Jahr offiziell als eine psychische Störung anerkennen . Die Erkrankung soll in die nächste Auflage der ICD, der internationalen Klassifikation der Krankheiten, aufgenommen werden. Es wird erwartet, dass die ICD-11 im nächsten Jahr erscheint.

Die "Spiele-Sucht" wird als "Störung aufgrund von Suchtverhalten" in den Bereich "Psychische, Verhaltens- oder neurologische Entwicklungsstörungen" geführt. In der Beta-Version der ICD-11 wird das Krankheitsbild folgendermaßen beschrieben : "Gaming disorder is characterized by a pattern of persistent or recurrent gaming behaviour (‘digital gaming’ or ‘video-gaming’), which may be online (i.e., over the internet) or offline, manifested by: 1) impaired control over gaming (e.g., onset, frequency, intensity, duration, termination, context); 2) increasing priority given to gaming to the extent that gaming takes precedence over other life interests and daily activities; and 3) continuation or escalation of gaming despite the occurrence of negative consequences. The behaviour pattern is of sufficient severity to result in significant impairment in personal, family, social, educational, occupational or other important areas of functioning. The pattern of gaming behaviour may be continuous or episodic and recurrent. The gaming behaviour and other features are normally evident over a period of at least 12 months in order for a diagnosis to be assigned, although the required duration may be shortened if all diagnostic requirements are met and symptoms are severe."

Die drei Hauptmerkmale sind:

  1. Eingeschränkte bzw. beeinträchtigte Kontrolle über das Spielen (zum Beispiel Beginn, Häufigkeit, Intensität, Dauer, Beendigung, Kontext)
  2. Erhöhte Priorität für das Spielen, bis zu den Punkt, an dem das Spiel Vorrang vor anderen Lebensinteressen und täglichen Aktivitäten hat
  3. Fortsetzung oder Ausbau des Spielens trotz des Auftretens von negativen Folgen
"Das Verhaltensmuster ist so schwerwiegend, dass es in persönlichen, familiären, sozialen, erzieherischen, beruflichen oder anderen wichtigen Funktionsbereichen zu erheblichen Beeinträchtigungen kommt. Das Muster des Spielverhaltens kann kontinuierlich oder episodisch und wiederkehrend sein", heißt es weiter. Für die Diagnosestellung sollte das Verhalten über einem Zeitraum von mindestens 12 Monaten beobachtet/nachgewiesen werden.

Die Entscheidung die "Spiele-Sucht" in die Klassifikation der Krankheiten aufzunehmen, stößt aber auch auf Kritik, u. a. von der "American Psychological Association", die einem Bericht zu dem Schluss kommt, dass viele Aspekte dieses Krankheitskonzepts umstritten bleiben: "Gegenwärtig herrscht bezüglich diagnostischer Kriterien und geeigneter Symptome wenig Klarheit. Es ist unklar, ob Symptome, die mit problematischem Videospielverhalten einhergehen, als neue Störung festzumachen oder der Ausdruck eines zugrunde liegenden psychischen Zustands sind". Das Abstract des Berichts von Bean et al. (2017) "Video game addiction: The push to pathologize video games" findet ihr hier .

Bean, A. M., Nielsen, R. K. L., van Rooij, A. J., & Ferguson, C. J. (2017). Video game addiction: The push to pathologize video games. Professional Psychology: Research and Practice, 48(5), 378-389.

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