Spielkultur
10.03.2018 16:45, Marcel Kleffmann

Gewalt in Videospielen: Kommentare zum Treffen mit Donald Trump: "Ablenkung, unproduktiv, bizarr"

US-Präsident Donald Trump hat sich in den vergangenen Tagen mit einigen führenden Vertretern der Spielebranche, Wissenschaftlern, Kongressmitgliedern und entschlossenen Kritikern getroffen (Teilnehmerliste ). Das Thema war "Gewalt in Videospielen" und mögliche Auswirkungen auf die Konsumenten. Das Treffen fand als Reaktion auf den Amoklauf an einer Schule in Parkland statt, schließlich hatte Trump den Medien (speziell Filmen und Videospielen) teilweise einen negativen Einfluss auf die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen nachgesagt (wir berichteten).

Trump begann das Treffen mit einer Video-Montage, in der viele "gewalttätige" Spielszenen zu sehen waren, u. a. aus Call of Duty: Modern Warfare 2 (die Flughafen-Szene), Wolfenstein, Fallout 4, Sniper Elite und Sniper Ghost Warrior 3. Das mittlerweile massiv mit negativen Bewertungen und Kommentaren bedachte Video des Weißen Hauses findet ihr hier . Im Anschluss an die Video-Vorführung soll der Präsident gefragt haben: "Das ist gewalttätig, nicht wahr?"

Laut The Verge war das eilig zusammengerufene Treffen (Presse war nicht zugelassen) unproduktiv und bizarr - auch The Washington Post und Polygon berichten in ähnlicher Form. Gemäß der Medienberichte ging es kaum über "staatliche Beschränkungen" für Inhalte von Spielen - ein Schritt, der ohnehin erhebliche rechtliche Herausforderungen mit sich gebracht hätte. Stattdessen wurde über bessere Altersbeschränkungen oder freiwillige Maßnahmen seitens der Spiele-Industrie gesprochen. Trump meinte, dass die Spieler-Hersteller wohl "Dinge tun könnten", um die Gesellschaft "gesünder" zu machen.

Bei Polygon ist die Rede davon, dass "Insider der Spieleindustrie" das Treffen als Ablenkungsmanöver ansehen würden, um die Aufmerksamkeit von der Waffenlobby und der National Rifle Association abzulenken, die nach dem Amoklauf stark in der Öffentlichkeit standen. Am 14. Februar tötete der 19-jährige Nikolas C. 14 Schüler und drei Erwachsene an der Marjory Stoneman Douglas High School mit einem Sturmgewehr. Der Amokläufer zeigte schon im Vorfeld Verhaltensauffälligkeiten und machte hasserfüllte Social-Media-Kommentare über Minderheiten. Er war auch ein begeisterter Videospieler.

Die ESA (Entertainment Software Association) veröffentlichte im Anschluss ein Statement und versuchte klarzustellen, dass es keine wissenschaftlichen Nachweise für eine Verbindung zwischen gewalttätigem Verhalten und dem Konsum von Videospielen geben würde. Sie lobten das Alterseinstufungssystem, da es die Eltern über die Medienprodukte in unterstützender Form informieren würde.

Die International Game Developers Association, eine Non-Profit-Organisation, die Mitglieder der Entwicklungsindustrie vertritt, verurteilte den Zusammenhang zwischen Videospielen und Waffengewalt in sieben Tweets im Anschluss an das Treffen im Weißen Haus scharf. Die Association schrieb ziemlich unverblümt: "Die Fakten sind klar - keine Studie hat einen kausalen Zusammenhang zwischen Videospielen und Waffengewalt gezeigt." Videospiele sollten nicht als Sündenbock herhalten müssen, vor allem nicht von jemanden, der sich konsequent weigert, "vernünftige und rationale Schusswaffenbeschränkungen, die die Amerikaner wollen und verdienen", auch nur in Betracht zu ziehen.


Quellen: White House , Polygon , The Verge , The Washington Post

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