von Marcel Kleffmann,

Gewalt in Videospielen - Kommentare zum Treffen im Weißen Haus: "Unproduktiv, bizarr und eine Ablenkung"

Spielkultur (Sonstiges) von 4Players
Spielkultur (Sonstiges) von 4Players - Bildquelle: New York Post
US-Präsident Donald Trump hat sich in den vergangenen Tagen mit einigen führenden Vertretern der Spielebranche, Wissenschaftlern, Kongressmitgliedern und entschlossenen Kritikern getroffen (Teilnehmerliste). Das Thema war "Gewalt in Videospielen" und mögliche Auswirkungen auf die Konsumenten. Das Treffen fand als Reaktion auf den Amoklauf an einer Schule in Parkland statt, schließlich hatte Trump den Medien (speziell Filmen und Videospielen) teilweise einen negativen Einfluss auf die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen nachgesagt (wir berichteten).

Trump begann das Treffen mit einer Video-Montage, in der viele "gewalttätige" Spielszenen zu sehen waren, u. a. aus Call of Duty: Modern Warfare 2 (die Flughafen-Szene), Wolfenstein, Fallout 4, Sniper Elite und Sniper Ghost Warrior 3. Das mittlerweile massiv mit negativen Bewertungen und Kommentaren bedachte Video des Weißen Hauses findet ihr hier. Im Anschluss an die Video-Vorführung soll der Präsident gefragt haben: "Das ist gewalttätig, nicht wahr?"

Laut The Verge war das eilig zusammengerufene Treffen (Presse war nicht zugelassen) unproduktiv und bizarr - auch The Washington Post und Polygon berichten in ähnlicher Form. Gemäß der Medienberichte ging es kaum über "staatliche Beschränkungen" für Inhalte von Spielen - ein Schritt, der ohnehin erhebliche rechtliche Herausforderungen mit sich gebracht hätte. Stattdessen wurde über bessere Altersbeschränkungen oder freiwillige Maßnahmen seitens der Spiele-Industrie gesprochen. Trump meinte, dass die Spieler-Hersteller wohl "Dinge tun könnten", um die Gesellschaft "gesünder" zu machen.

Bei Polygon ist die Rede davon, dass "Insider der Spieleindustrie" das Treffen als Ablenkungsmanöver ansehen würden, um die Aufmerksamkeit von der Waffenlobby und der National Rifle Association abzulenken, die nach dem Amoklauf stark in der Öffentlichkeit standen. Am 14. Februar tötete der 19-jährige Nikolas C. 14 Schüler und drei Erwachsene an der Marjory Stoneman Douglas High School mit einem Sturmgewehr. Der Amokläufer zeigte schon im Vorfeld Verhaltensauffälligkeiten und machte hasserfüllte Social-Media-Kommentare über Minderheiten. Er war auch ein begeisterter Videospieler.

Die ESA (Entertainment Software Association) veröffentlichte im Anschluss ein Statement und versuchte klarzustellen, dass es keine wissenschaftlichen Nachweise für eine Verbindung zwischen gewalttätigem Verhalten und dem Konsum von Videospielen geben würde. Sie lobten das Alterseinstufungssystem, da es die Eltern über die Medienprodukte in unterstützender Form informieren würde.

Die International Game Developers Association, eine Non-Profit-Organisation, die Mitglieder der Entwicklungsindustrie vertritt, verurteilte den Zusammenhang zwischen Videospielen und Waffengewalt in sieben Tweets im Anschluss an das Treffen im Weißen Haus scharf. Die Association schrieb ziemlich unverblümt: "Die Fakten sind klar - keine Studie hat einen kausalen Zusammenhang zwischen Videospielen und Waffengewalt gezeigt." Videospiele sollten nicht als Sündenbock herhalten müssen, vor allem nicht von jemanden, der sich konsequent weigert, "vernünftige und rationale Schusswaffenbeschränkungen, die die Amerikaner wollen und verdienen", auch nur in Betracht zu ziehen.






Quellen: White House, Polygon, The Verge, The Washington Post


Kommentare

Wulgaru schrieb am
Aurellian hat geschrieben: ?15.03.2018 12:08
casanoffi hat geschrieben: ?14.03.2018 20:32Was man dabei aber gerne vergisst, ist, dass er damit verunsicherten Menschen, die nicht genau wissen, was sie mit dem Thema Videospiele anfangen sollen, möglicherweise einen Bärendienst erweist.
Ich meine, das ist immerhin der Präsident der USA, es soll Leute geben, die glauben, was der erzählt.
Stellt sich die Frage, ob diese Leute nicht sowieso schon verloren sind. Eigentlich muss es für jeden halbwegs klar denkenden Menschen offensichtlich sein, dass Donalds Glaubwürdigkeit negative Werte erreicht und man daher besser erstmal nichts glaubt, was er erzählt.
ein knappes drittel hält nach wie vor zu ihm in der Bevölkerung. Und wenn die das jetzt noch tun, könnt er wohl auch jemanden vor Kameras erschießen und sie würden es immer noch tun (das hat er übrigens im Wahlkampf selbst mal gesagt).
Aurellian schrieb am
casanoffi hat geschrieben: ?14.03.2018 20:32Was man dabei aber gerne vergisst, ist, dass er damit verunsicherten Menschen, die nicht genau wissen, was sie mit dem Thema Videospiele anfangen sollen, möglicherweise einen Bärendienst erweist.
Ich meine, das ist immerhin der Präsident der USA, es soll Leute geben, die glauben, was der erzählt.
Stellt sich die Frage, ob diese Leute nicht sowieso schon verloren sind. Eigentlich muss es für jeden halbwegs klar denkenden Menschen offensichtlich sein, dass Donalds Glaubwürdigkeit negative Werte erreicht und man daher besser erstmal nichts glaubt, was er erzählt.
casanoffi schrieb am
Aleman_Latino hat geschrieben: ?14.03.2018 20:18 Dass Trump mit seinen 70+ Jahren keinen wirklichen Zugang zum Medium Videospiel hat, sollte jedem klar sein. Dass er aus dieser Perpektive heraus in die gleiche Kerbe haut wie Politiker in seinem Alter hierzulande, war erwartbar, ist aber sicher kein Alleinstellungsmerkmal Trumps oder irgendein Nachweis seiner Amtsuntauglichkeit.
Am Ende wird nichts passieren, das die Umsätze der Spieleindustrie gefährden könnte, von daher keep cool!
Was man dabei aber gerne vergisst, ist, dass er damit verunsicherten Menschen, die nicht genau wissen, was sie mit dem Thema Videospiele anfangen sollen, möglicherweise einen Bärendienst erweist.
Ich meine, das ist immerhin der Präsident der USA, es soll Leute geben, die glauben, was der erzählt.
Förderlich ist es sicher nicht, wenn Videospiele in der Gesellschaft als Kunst anerkannt werden zu versuchen.
Das mag mir persönlich vielleicht egal sein, was man im allgemeinen darüber denkt, war mir noch nie wichtig. Aber geil finde ich diesen Umstand trotzdem nicht.
Aleman_Latino schrieb am
In den USA gibt es 30.000+ Todesopfer durch Schusswaffenmissbrauch, jedes Jahr. In einem Land, in dem sogar scharfe Waffen für Kinder verkauft werden, wundert mich das nicht.
Ich kann mich an eine interaktive Grafik bei Spiegel Online vor Jahren erinnern, in der jedes Opfer durch einen roten Punkt auf der Karte der USA verzeichnet war, der klickbar mit einem Link zum dazugehörigen Artikel aus der Lokalpresse versehen war. Ihr habt keine Vorstellung, wie viele Kinder unter den Opfern waren! (Es waren nur die erstem 2 Monate des Jahres dargestellt)
Aber das Problem ist hausgemacht und man nimmt diese Zustände wissentlich in Kauf, denn im Kapitalismus, und insbesondere in dem der USA, geht es vor allem ums Geld (Shareholder Value + Revenue) und dann erst um die Menschen. Das war bereits vor Trump so und das wird auch nach Trump so sein.
Dass Trump mit seinen 70+ Jahren keinen wirklichen Zugang zum Medium Videospiel hat, sollte jedem klar sein. Dass er aus dieser Perpektive heraus in die gleiche Kerbe haut wie Politiker seines Alters hierzulande, war erwartbar, ist aber sicher kein Alleinstellungsmerkmal Trumps oder irgendein Nachweis seiner Amtsuntauglichkeit.
Am Ende wird nichts passieren, das die Umsätze der Spieleindustrie gefährden könnte, von daher keep cool!
zmonx schrieb am
matzab83 hat geschrieben: ?13.03.2018 15:41 Um mal zum Thema zurück zu finden:
Bild
^^
So ein zusammengeschnittenes Video hat aber auch ne menge Potential... Zugegeben. Das Treffen musste übel enden :)
schrieb am