von Benjamin Schmädig,

Angespielt: The Eye of Judgment



Michael hatte The Eye of Judgment schon im vergangenen Jahr unter die Lupe genommen (hier geht's zur Vorschau), aber mir juckte es trotzdem in den Fingern, eine Partie lang taktische Karten zu legen. Schließlich gab es bei Sony ausreichend Gelegenheit, sich mit Monstern und Zaubersprüchen vertraut zu machen. Zur Auffrischung: Ziel jeder Partie ist es, auf einer drei mal drei Felder großen Fläche fünf Felder mit eigenen Figuren zu besetzen - wahlweise legt ihr dabei gegen die Konsole, einen Kumpel oder wagt euch ins Online-Duell. Bevor es losgeht, baut ihr ein möglichst schlagkräftiges Deck aus 30 Karten, legt es verdeckt auf den Tisch und nehmt die ersten fünf auf die Hand. 110 Karten existieren übrigens zum Start, ungefähr doppelt so viele will Sony alleine im Jahr nach dem Release nachschieben, 30 Karten sowie ein Booster-Pack mit acht Karten liegen dem Spiel bei. Die Kamera samt Halterung sowie das Spielfeld sind ebenfalls enthalten.

In jeder Runde entscheidet ihr euch für eine der fünf Karten, wobei ihr die Anzahl nach jeder Runde wieder auf fünf aufstockt. Die Karten, oder vielmehr: die Kreaturen, die sich darauf befinden, werden aber nicht wahllos aufs Spielfeld gelegt. Denn jede Kreatur verbraucht eine bestimmte Anzahl eurer Mana-Punkte - zwei davon erhaltet ihr vor jeder Runde oder durch entsprechende Aktionen bzw. Zauber. Außerdem verfügt sie über Angriffs- sowie Verteidigungswerte. Diese zeigen, wie stark sie im Angriff und beim Verteidigen zuschlagen wird und in welche Richtung der Hieb gehen kann. Sie kann z.B. die Felder vor und hinter ihr angreifen, sich aber gegen Attacken von hinten nicht wehren. Fiele ihr ein Gegner in den Rücken, wäre sie dem Hieb nicht nur ausgeliefert; der Schaden würde sogar um einen Punkt schwerer ausfallen als käme er von der Seite.

Legt ihr also eine Kreatur, attackiert sie umgehend den vor ihr stehenden Feind - es sei denn, er kann zuschlagen, bevor der Angriff stattfindet. Vielleicht hilft euch in dieser Situation ein Zauber, welcher den Zustand des Erstschlags unterbindet oder die Blickrichtung des Gegners ändert. Zauber benötigen oft kein Mana und ihr dürft so viele Aktionen ausführen, wie ihr wollt - erst nachdem ihr eine Kreatur auf dem Spielfeld platziert habt, endet eure Runde. Die wichtigste Frage ist natürlich: Welche Karten muss man auf der Hand halten, bevor die Partie in ihre heiße Phase geht? Eventuell ist es daher sinnvoll, eine Runde auszusetzen. Dafür haltet ihr eine von vier Aktionskarten unter die Kamera, mit denen ihr u.a. aussetzt oder Ziele für Fernkämpfer markiert. Eine Art riesige Spinne kann z.B. jeden links unter ihr befindlichen Gegner attackieren - setzt ihr sie in die rechte obere Ecke, müsst ihr nur noch die entsprechende Aktionskarte auf das gewünschte Ziel legen und schon lässt das Biest einen Eishagel auf euren Feind niederprasseln.

Geübte Taktiker erledigen einen Gegner vielleicht in einem Zug. Um das zu erreichen, müssen sie allerdings eine weitere Variable in Betracht ziehen: Acht Felder gehören einem von vier Elementen (Erde, Wasser, Feuer, Wald) an, das mittlere ist hingegen eines, auf dem sich mechanische Kreaturen wohl fühlen. Warum wohl fühlen? Weil jedes Wesen ebenfalls den vier Elementen oder der Mechanik angehören. Wenn ihr also ein Waldwesen im Wald "aussetzt", werden seine Fähigkeiten verstärkt. Ihr wollt aber unbedingt eine Feuerkreatur setzen, obwohl kein solches Feld mehr frei ist? Dann dreht eines der Felder so, dass es sich von Erde zu Feuer wandelt - falls ihr den entsprechenden Zauber auf der Hand haltet. Dabei lassen sich die Elemente nicht beliebig anpassen; ein kleines Bild zeigt euch vielmehr, in was sie sich nach dem Zauber verwandeln würden.

Leider reißt selbst die ausführlichste Beschreibung die taktischen Möglichkeiten, welche sich auf dem äußerlich kleinen Spielfeld entfalten, höchstens an. Ich bin jedenfalls von der Tiefe, die schon nach wenigen Zügen durchschimmert sehr angetan. Bedauerlich find ich, dass es keine Kampagne gibt, in der man sich mit immer hartnäckigeren Gegnern messen darf - nicht einmal einen geradlinigen Missionsstrang gibt es. Sony will eben die Faszination der Trading Card Games möglichst unverändert nachahmen. Das gelingt den Japanern immerhin allein deshalb, weil sie nicht nur vom Start weg mehr als 100 Karten anbieten, sondern etwa doppelt so viele innerhalb eines Jahres nachliefern wollen - immerhin befinden sich nur 38 Karten in der Packung.

Das eigentlich Faszinierende ist aber nicht die Tatsache, dass The Eye of Judgment reales Sammeln in ein Videospiel einbindet; es ist das Wie. Schließlich könnt ihr eure Kreaturen auch außerhalb einer Partie in einer Art Showroom ansehen, wo ein Monster z.B. böse faucht, wenn ihr es mit der Hand "berührt". Die Kamera liest einen auf die Karten gedruckten Code und bringt das entsprechende Bild, ebenso wie jede Handbewegung, ohne spürbare Verzögerung auf den Bildschirm. Ein wenig versprüht das Spiel sogar den Charme von Virtual Reality, sobald die grauen Zellen nicht mehr bewusst zwischen dem zweidimensionalem Spielfeld und der unspektakulären, aber schön gezeichneten virtuellen Welt umschalten.

Ersteindruck: gut



Kommentare

motu1982 schrieb am
und wie sollte dann das die Camera erkennen ?????
schnaeps schrieb am
Ich denke mal die werden den "Code" der Karte lichtreflektierend drucken(wie bei Banknoten). dass wäre dann schon schwer zu fälschen.
motu1982 schrieb am
Naja aber auch das würde ja dann auch kein Problem sein, man lädt sich die Karte aus dem I-net zb und Druckt sie, für die Camera ist das das ja wohl das gleiche, wie das auf der Karte.
Krayt schrieb am
Es gibt ja auf den Karten oben und unten eine spezielle Musterung. Ich vermute, dass diese wie eine Art Strichcode wirkt, der von der Kamera erkannt wird.
Es würde also schwierig werden, das nachzumachen.
motu1982 schrieb am
Blöde Frage, reicht es nicht dann sich einfach die Karten abzuscannen auszudrucken, und damit spielen ????? wie erkennt die Camera das es auch Originale sind , une keine Fälschungen ?????
schrieb am