Der 4P-Kommentar
07.07.2006 15:00, Bodo Naser

Spielebranche in der Krise

Die Krise ist längst da, obwohl sie viele lieber wegdiskutieren möchten. Vogel Strauß-Taktik hilft aber nicht weiter: 2006 ist bislang ein Jahr des Niedergangs für die Spieleindustrie, die Verkäufe dümpeln vor sich hin. Im letzten Weihnachtsgeschäft brachen die Umsätze der tonangebenden US-Branche um bis zu 18 Prozent ein, die Gewinne schrumpften und die Kosten für Produktion und Vermarktung explodierten gleichzeitig.

Wenn Großunternehmen wie Electronic Arts davon Husten bekommen, erwischt es die Mittelfirmen mit Lungenentzündung und andere liegen schon längst tot im Keller, ohne dass wir uns an ihre Leichen erinnern. Verantwortlich sei -das wird gebetsmühlenhaft allerorten wiederholt- die Umstellung auf die neuen Konsolen. Klar, dass PS3, Wii und Xbox 360 von den Publishern als die Heilsbringer gefeiert werden, die die Verkaufszahlen wieder nach oben treiben sollen. Aber stimmt das auch? Und was, wenn es anders kommt?

Ist es nicht so, dass wir auch in eine Krise der Spielinhalte geschlittert sind, die einfallsloser nicht sein könnten? Egal ob nach Effekt haschender Weltkriegs-Shooter, blutleeres Action-Rollenspiel oder Echtzeit-Strategie von der Stange - es wird der xte Aufwasch desselben Spielprinzips reproduziert. Mit sündteurem Marketing wird dann meist versucht, so etwas wie einen Hype zu kreieren und das Zeug an den Mann oder die Frau zu bringen. Die Verantwortlichen denken scheinbar, dass Erfolg so berechenbar wird. Egal ob Electronic Arts, Take 2 oder Activision - neue Impulse können oder wollen sie nicht liefern. Was sie können, ist vielversprechende Lizenzen einzukaufen und bis zum Gehtnichtmehr auszuschlachten. Bestes Beispiel ist die Herr der Ringe-Kuh, die EA bis heute melkt. Kreativität ist nicht gefragt, im Gegenteil: sie wird abgewürgt, da sie ein zu großes wirtschaftliches Wagnis darstellt.

Doch Innovation ist ein unverzichtbarer Bestandteil der Spielebranche, da nur sie neue Möglichkeiten schafft. Das gilt aber nicht nur bei der Hardware, wo Hersteller wie Nintendo deutlich innovationsfreudiger sind, es gilt auch für die Spiele selbst. Nur so entsteht etwas Neues, das vielleicht zum Dauerbrenner wird und so die Publisher in Zukunft ernähren kann. Derzeit haben wir eher Beharren, Stillstand und Rückgang, auch deshalb, weil mitreißende Inhalte fehlen. Die Spieler üben sich auch in Kaufzurückhaltung, weil sie die ewig gleiche Leier nicht mehr ertragen können. Denn was hilft die schönste Konsole, wenn es auf ihr nichts Gescheites zum Zocken gibt? Letztes Beispiel ist doch die Xbox 360. Wer hätte sie gekauft, wenn Microsoft nicht auch mit Oblivion gelockt hätte?

Bodo Naser
Redakteur

0
0
Kommentare

Du musst mit einem 4Players-Account angemeldet sein, um an der Diskussion teilzunehmen.

Es gibt noch keine Beiträge. Erstelle den ersten Beitrag und hole Dir einen 4Players Erfolg.