Der 4P-Kommentar
15.12.2006 15:32, Jörg Luibl

Streitgespräch: Wii oder nicht Wii?

Der Wii spaltet. Was für den einen der Schritt in die richtige Richtung, ist für den anderen der Schritt in die falsche. Innovative Steuerung kontra altbackene Grafik, rhythmische Remotegymnastik kontra gemütliche Couchstarre, New Generation kontra Next Generation. Die Meinungen über Nintendos Konsole gehen auch in der 4Players-Redaktion auseinander. Nicht jeder springt fasziniert auf den Wii-Zug auf...

Jörg: Okay Ben, was stört dich am Wii? Die schwache Grafik?

Benjamin: Die ist mir schnuppe.

Jörg: Was dann?

Benjamin: Die Steuerung ist scheiße.

Jörg: Na, na! Geht's ein bisschen genauer?

Benjamin: Was mich nervt ist einfach, dass die Steuerung zu träge auf Eingaben reagiert. Man sieht's schon im Menü: Wenn ich da schnell von rechts nach links schwenke, ist der Zeiger immer erst einen Bruchteil später am Ziel. Und das macht Action auf dem Wii für mich fast ungenießbar.

Jörg: Gut, mit Call of Duty 3 kam ich auch nicht klar. Und bei Splinter Cell gibt es Verbesserungsbedarf. Aber bei Red Steel kam ich z.B. nach einer Eingewöhnung richtig gut klar.

Benjamin: Was mich nervt sind zwei Sachen: Man muss mit der Remote manchmal erst die Kamera drehen, um zielen zu können. Und das dauert mir einfach zu lange, ist zu indirekt.

Jörg: Ja, stimmt, aber bei Red Steel kann man den Gegner recht schnell fixieren. Trotzdem fehlen mir hier auch 180-Grad-Drehungen. Vielleicht braucht jeder Wii-Shooter der Zukunft auch eine schnelle Kamerajustierung auf Normalposition. Also: Knopfdruck = schnelle Orientierung.

Benjamin: Aber daran wird ja schon deutlich, dass diese Art von Spiel, also alles, was das schnelle und direkte Zielen erfordert, auf dem Wii nicht funktioniert.

Jörg: Noch nicht! Ich gebe ja zu, dass das beste Actionspiel mit befriedigenden 70% auf dem Wii nicht gerade begeistert. Da liegen Welten zwischen dem Unterhaltungsniveau eines Gears of War, Rainbow Six: Vegas, Lost Planet und einem Red Steel. Aber genau so wie Next-Gen-Grafik Zeit braucht, braucht auch New-Gen-Steuerung Zeit.

Benjamin: Ja, aber das Problem ist, dass die Steuerung ein elementarer Bestandteil eines guten Spielerlebnisses ist. Die Grafik kann mäßig sein, aber das Spiel kann geil sein. Aber wenn die Steuerung mäßig ist, dann werf ich das Spiel schnell in die Ecke. Das habe ich z.B. damals auch bei Descent 3 gemacht.

Jörg: Ich bin optimistisch, dass die Steuerung in Zukunft noch verbessert wird. In Wii Tennis merkt man z.B., dass das Konzept der Bewegung im Raum durchaus aufgehen und Spaß machen kann.

Benjamin: Ich bin da sehr skeptisch. Die Steuerung wird auch in drei Jahren noch träge reagieren. Spiele, die speziell für die neue Steuerung entwickelt werden, könnten das jedoch kompensieren. Und da fällt mir derzeit nur Wii Sports ein.

Jörg: Na, das ist doch schon mal ein gemeinsamer Nenner. Der Wii hat ja noch Zeit, sich zu entwickeln. Ich finde es auch schon sehr bereichernd, dass man eine ganz andere Spielerfahrung macht - man bewegt sich aktiv, man hat ein ganz anderes Mittendringefühl.

Benjamin: Ich finde das Spielgefühl jetzt nicht so neu. Momentan löst man mit einer Bewegung eine Handlung aus, aber das Spiel bildet nicht unbedingt die Bewegung ab, die man in der Realität ausführt.

Jörg: Kannst du das konkretisieren?

Benjamin: Zum Beispiel Wii Tennis: Da ist es egal, ob ich eine weit ausholende Bewegung mache oder einfach nur kurz das Handgelenk einsetze - das Ergebnis auf dem Fernseher ist immer derselbe Schlag.

Jörg: Aber das Neue ist, dass man sich überhaupt bewegen muss und dass man sich ja, zugegebener Maßen mit etwas Fantasie, in jede Aktion reinsteigern kann. Sprich: Ich mache weite Hiebe mit dem Katana und es fühlt sich einfach gut an.

Benjamin: Für mich geht das noch nicht weit genug. Ich will, dass mein mächtiger Schwerthieb auch exakt so abgebildet wird und nicht auch über eine kleine Bewegung zum gleichen Ergebnis führt.

Jörg: Mir reicht die Illusion momentan aus. Und in Red Steel habe ich ja in den Optionen die Wahl, ob ich kurze oder weit ausholende Bewegungen aktiviere. Bei Letzteren kommen die Schläge nicht mehr aus dem Handgelenk. Was stört dich sonst noch am Wii?

Benjamin: Man muss die Hand ständig ruhig halten - bei Splinter Cell zum Beispiel. Das geht mir auf Dauer auf die Nerven, weil man in dieser Position verharren muss.

Jörg: Das Spielerlebnis ist aktiver und anstrengender. Aber bei mir geht das schnell in Fleisch und Blut über, wenn die Steuerung speziell für den Wii angepasst wurde. Zelda ist ein gutes Beispiel - ich will den Schild- und Schwertkampf nicht mehr missen! Nunchuk nach vorne, Remote gezückt!

Benjamin: Aktiv ist toll, nur das Stillhalten ist doof. Vor allem, wenn man keine Buttons drücken kann, ohne den Blickwinkel zu verziehen. Das suck0rt.

Jörg: Okay, gib's zu: Du bist nur sauer, weil du die letzten drei Spiele Wii Tennis sehr deutlich verloren hast!

Benjamin: Nö, ich finde Wii Tennis ja trotzdem toll.

Jörg: Das ist ehrenhaft. Aber den Wii kaufst du dir nicht, oder?

Benjamin: Auf keinen Fall!!!

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