Der 4P-Kommentar
02.05.2007 12:49, Jörg Luibl

Ken Kuta-wohin?

Wohin? Was denn jetzt? Er macht weiter an seinem Netzwerk rum? Was, er geht zu Nintendo ? Und da kommt dann die PlayStation 4? Entschuldigung, ich bin verwirrt. Das Schicksal des PlayStation-Vaters bleibt mir ein Rätsel. Was macht Ken Kutaragi jetzt eigentlich? Ich dachte, er ist gekündigt und hat seine Visionen privatisiert? Heute lese ich das von ihm:

"I have the vision of PlayStation 4, 5 and 6, which will merge into the network."

Welches Netzwerk denn? Hab ich da was übersehen? Ist das nicht so, als würde sich Felix Magath noch einbilden, die Startaufstellung des FC Bayern machen zu können? Mensch Ken, man muss doch auch mal loslassen können - die haben dich aussortiert und degradiert! Deine Visionen interessieren Sony nicht mehr!

Moment: Vielleicht bin ich ja auch zu einfältig. Also noch mal langsam: Ken Kutaragi verlässt Sony ab dem 19. Juni. Bis hierhin ist alles klar und eindeutig: Eine Entlassung im Sommer - das ist nichts Besonderes, trifft Tausende andere auch. Aber im Gegensatz zu Ottonormalbürger ist man in den millionenschweren Sphären eines Konzerns nicht direkt arbeits- oder gar mittellos.

Nein, nein: Ken Kutaragi bleibt ja Berater! Ach so. Er verlässt Sony also nicht so richtig. Wen berät er denn? Für Howard Stinger ist er "unkommunikativ" und sein Nachfolger Kaz Hirai wird seinen Schreibtisch und seine Macht erben. Oder wen glaubt er, noch beraten zu können? Und sind Berater nicht die Leute, die anderen mit ihrem Wissen helfen können? Also müsste er doch zu Nintendo gehen, um die Virtual Console auf Vordermann zu bringen!

Zwischen den Zeilen offizieller Pressemitteilungen wabert ja oft der Nebel der inoffiziellen Andeutungen. Das ist wie bei Zeugnissen für Mitarbeiter: "Er war durchaus engagiert" ist die feige Businessquittung für das ehrlich gemeinte "Er war unfähig und faul." Übersetzen wir also mal Sonys Abschiedsmeldung - vielleicht hat Ken sie nur noch nicht richtig gedeutet:

"Sony hat enorm von der Vision und seinem kreativen Genius profitiert; auch von dem sehr starken Team, das er gebildet und geformt hat Wir werden Ken ermutigen und dabei unterstützen, wenn er sich neuen Herausforderungen stellt. Herr Kutaragi hat entschieden, seine Träume abseits der PlayStation zu verfolgen und seine Netzwerk-Vision zu verwirklichen."

Im Klartext heißt das:

"Sony ist froh, sich von Ken Kutaragi, einem sturen Eigenbrödler mit unrealistischen Vorstellungen, trennen zu können. Ohne seine zahllosen Mitarbeiter wäre er nie so weit gekommen. Nach der Entlassung kann er seinen visionären Kram anderen verkaufen. Er wollte seine Netzwerk-Spinnerei einfach nicht aufgeben - geh doch zur Konkurrenz damit!"

Jetzt ist doch alles verständlich, oder? Ken Kutaragi trinkt gerade grünen Tee mit Satoru Iwata, um alle Ideen in das globale Nintendo-Netzwerk 2.0 einfließen zu lassen. Wenn der Tee nicht schmeckt, dann klingelt er mit einem Koffer voller Visionen eben bei Bill Gates. Und wenn der ihn nicht ernst nimmt, dann ist eben Siemens dran - die suchen auch gerade Führungskräfte mit Charakter. Und den hat der Japaner, der die PlayStation 1994 einführte und sechs Jahre später mit der PlayStation 2 die erfolgreichste Konsole aller Zeiten auf den Weg brachte.

Er kommentiert seinen Abschied nämlich so:

"Ich bin glücklich, mich nach der erfolgreichen Einführung von vier Plattformen in der PlayStation-Familie von Sony Computer Entertainment Inc. zu verabschieden."

Und wenn man sich die Bescheidenheit wegdenkt, bedeutet das:

"Ich hab den ganzen Scheiß hier alleine aufgebaut, ich hab vier Konsolen konzipiert und den Grundstein für Sonys Erfolge gelegt. Ihr werdet es noch bereuen!"

0
0
Kommentare

Du musst mit einem 4Players-Account angemeldet sein, um an der Diskussion teilzunehmen.

Es gibt noch keine Beiträge. Erstelle den ersten Beitrag und hole Dir einen 4Players Erfolg.