von Julian Dasgupta,

Crytek: Berichte über eingestellte Projekte und frustrierte Angestellte

Crytek (Unternehmen) von Crytek
Crytek (Unternehmen) von Crytek - Bildquelle: Die Welt
Nachdem Kotaku und Eurogamer.net vorgestern bereits über verzögerte Lohnzahlungen in diversen Crytek-Studios berichtet hatten, legt man jetzt noch etwas nach.

Laut den Quellen des britischen Magazins haben knapp 30 Entwickler Crytek UK seit dem Anfang der Produktion von Homefront: The Revolution vor ca. drei Jahren den Rücken gekehrt. Das ist nicht unbedingt viel angesichts der insgesamt 130 Angestellten, die das einst als Free Radical bekannte Team laut offiziellen Angaben derzeit hat - viele der Abgänger hätten aber dem Führungspersonal angehört. Ein kleiner Teil der Belegschaft sei außerdem kürzlich zu Cloud Imperium Games gewechselt. Die Macher von Star Citizen verwenden bekanntermaßen die CryEngine für ihr Projekt.

Einem Entwickler zufolge sei man schon Mitte 2013 erstmals etwas misstrauisch geworden, da Boni zurückgehalten wurden. Mittlerweile sei es um die Moral im Team schlecht bestellt; viele Entwickler würden sich verloren vorkommen. Es gebe ein allgemeines Vertrauensdefizit gegenüber dem Management. Laut einem anderen Entwickler hatten die Angestellten zuletzt nur noch 600 bis 700 Pfund pro Monat erhalten aufgrund der aktuellen Situation - andere wohl gar nichts. Ein weiterer Entwickler merkt an, es gebe aber noch genügend fähige und treue Angestellte bei Crytek UK, die unbedingt ein neues Homefront abliefern wollen würden.

Kotaku stand mit insgesamt zehn aktuellen oder ehemaligen Angestellten des Herstellers in Kontakt. Dem Vernehmen nach hat Crytek in den vergangenen Monaten die Arbeit an mehreren Projekt eingestellt oder einstellen müssen, was sich natürlich auf die finanzielle Situation auswirkte. So sei im Februar klar geworden, dass man nicht für Microsoft an Ryse 2 arbeiten wird. Angeblich konnten sich beide Parteien nicht darauf einigen, wer zukünftig die Rechte an der Marke haben soll. (Die Rechte an Crysis liegen ungeachtet der Zusammenarbeit mit Electronic Arts bei Crytek. Far Cry gehörte dem Studio ebenfalls, bis Ubisoft dem Unternehmen die Rechte vor einigen Jahren abkaufte. -Anm. d. Red.)

Eine Quelle schätzt, dass über 100 Leute Crytek in den vergangenen drei Monaten verlassen haben. In der Belegschaft werde offen über das Kündigen oder die Suche nach neuen Jobs gesprochen. Es gebe einen Mangel an Kommunikation, Einbindung und Vertrauen. Es sei schon öfter vorgekommen, dass das Gehalt zu spät überwiesen wurde - die Häufung in Verbindung mit dem Einstampfen diverser Projekte sei aber auffällig gewesen.

Die Entwickler bei Crytek seien nicht sehr angetan von dem Richtungswechsel des Herstellers, der komplett weg von ambitionierten AAA-Produktionen hin zu Free-to-play-Projekten wie Warface oder Arena of Fate gehen will. Ersteres sei überall außerhalb Russlands gefloppt, so drei Angestellte.

Anstatt sich auf seine bewährten Stärken zu besinnen, die CryEngine und innovative PC-Titel, würde man jedem Trend in der Branche nachrennen. Dabei sei Crytek aber stets etwas zu spät zur Stelle gewesen und hinter der Konkurrenz geblieben. Es gebe keine wirkliche Identität, und das sei frustrierend sowohl für die Angestellten als auch die Fans.

Der Umstand, dass Cevat und Avni Yerli nach wie vor in ihren Ferraris zur Arbeit gekommen wären, während die Gehälter auf sich warten ließen, sei für einige der Mitglieder des Frankfurt-Teams wie ein Schlag in Gesicht gewesen. Auch habe Crytek nach wie vor viel Geld für teure Bürostühle, Laptoptaschen und andere Studio-Leistungen ausgegeben, darunter auch Erste-Klasse-Flüge für Leute aus dem höheren Management.

Intern sei verkündet worden, dass Crytek bald einen größeren Geldbetrag erhalten wird. Derzeit gebe es aber nach wie vor Rückstände bei den Gehaltszahlungen.

Die PR-Abteilung hatte die Berichte über Zahlungsprobleme sowohl in dieser Woche als auch schon zuvor klar dementiert. Die Stellungnahmen wiederum kamen bei dem einen oder anderen nicht gut an. So schrieb ein ehemaliger Mitarbeiter, die Äußerungen würden ihn aufregen, da die Anschuldigungen schlichtweg stimmen würden. Avni Yerli habe die Belegschaft am Montag nochmal angewiesen, nicht mit der Presse zu sprechen, heißt es außerdem.

Fünf Anfragen von Kotaku seit der E3 seien bis heute nicht von der PR-Abteilung beantwortet worden.


Kommentare

LeKwas schrieb am
@ crewmate
Bild
Wie man das Feature übrigens ausstellen kann, weiß ich auch nicht.
crewmate schrieb am
@LePie: Crytek haben auch das iPhone Spiel "The Collectables" entwickelt.
Und eben die Social Network Bruchlandung GFace. Durch all das zieht sich dieses "Wir auch!" Gefühl. Kaum eigene Impulse (die grünes Licht von den Gebrüdern bekommen hätten)
Edit: Ich scheiß so hart auf 4ps "Beiträge während du geschrieben hast Feature. Wie stelle ich das bitte ab?
LeKwas schrieb am
Ich hab da noch etwas aus Cryteks Portfolio übersehen, nämlich das Mobile-F2P-Spiel The Collectables. Soll aber auch nicht so wirklich gut laufen:
Cryteks Vorstöße in den Free-to-play-Markt sind weitestgehend fehlgeschlagen. The Collectables sei etwa mehr als eine halbe Million Mal runtergeladen worden, generiert einer Quelle zufolge aber keinen signifikanten Umsatz.
http://www.eurogamer.de/articles/2014-0 ... revolution
unknown_18 schrieb am
@LePie: thx
Sind das wirklich alle Spiele?
Also 2006 haben sie begonnen zu expandieren und haben neben ihrem Hauptsitz in Deutschland 8 weitere Standorte aufgebaut. Da sie aber erst 2006 damit anfingen muss man im Grunde die ersten 3 Spiele weg rechnen, die sind ja davor entstanden (denke mal Predator kann man auch noch nicht dazu zählen, kam 2006 raus).
Somit haben wir also seit ihrer Expansion vor 8 Jahren sogar nur 5 veröffentlichte Spiele und wie viele in Entwicklung? Homefront und das MOBA klar, sonst noch was?
Das ist nicht nur offensichtlich, das ist mehr als jämmerlich, die müssten eigentlich schon seit Jahren pleite sein, wären so wohl ohne der CryEngine Lizenzierungen auch. ^^
Aber gut, mit Platinum kann man das nicht vergleichen, die haben ja keine Engine mit der sie auch noch gut Kohle machen können. Aber das ändert nichts daran, dass da hinten und vorne etwas nicht stimmt.
Solidus Snake schrieb am
Kajetan hat geschrieben:
Balmung hat geschrieben:Jeder wie er meint, wenn Jeder so empfindlich ist und es gleich in den falschen Hals kriegt muss man sich nicht wundern wieso diese Welt so schlecht ist wie sie ist. Sätze so zu nehmen wie sie dastehen ist ja eh out, zwischen den Zeilen lesen dagegen absolut in.
Gerade WEIL kaum jemand nachdenkt über das, was man so den lieben Tag über sagt, wird weder reflektiert über das, was man sagt, geschweige denn tut. Man plappert einfach reflexhaft irgendeinen Scheissdreck nach. Kein Zeichen von Intelligenz, geschweige denn eines zivilisierten Bewusstseins.
Das sagt der richtige!! Kajetan du bist doch wirklich die Selbstgefälligkeit in Person. Wie wäre es mal wenn du nicht einen Gang sonder ganze paar Gänge runterschalten würdest.
schrieb am