Crytek
25.06.2014 10:18, Julian Dasgupta

Berichte über eingestellte Projekte und frustrierte Angestellte

Nachdem Kotaku und Eurogamer.net vorgestern bereits über verzögerte Lohnzahlungen in diversen Crytek-Studios berichtet hatten, legt man jetzt noch etwas nach.

Laut den Quellen des britischen Magazins haben knapp 30 Entwickler Crytek UK seit dem Anfang der Produktion von Homefront: The Revolution vor ca. drei Jahren den Rücken gekehrt. Das ist nicht unbedingt viel angesichts der insgesamt 130 Angestellten, die das einst als Free Radical bekannte Team laut offiziellen Angaben derzeit hat - viele der Abgänger hätten aber dem Führungspersonal angehört. Ein kleiner Teil der Belegschaft sei außerdem kürzlich zu Cloud Imperium Games gewechselt. Die Macher von Star Citizen verwenden bekanntermaßen die CryEngine für ihr Projekt.

Einem Entwickler zufolge sei man schon Mitte 2013 erstmals etwas misstrauisch geworden, da Boni zurückgehalten wurden. Mittlerweile sei es um die Moral im Team schlecht bestellt; viele Entwickler würden sich verloren vorkommen. Es gebe ein allgemeines Vertrauensdefizit gegenüber dem Management. Laut einem anderen Entwickler hatten die Angestellten zuletzt nur noch 600 bis 700 Pfund pro Monat erhalten aufgrund der aktuellen Situation - andere wohl gar nichts. Ein weiterer Entwickler merkt an, es gebe aber noch genügend fähige und treue Angestellte bei Crytek UK, die unbedingt ein neues Homefront abliefern wollen würden.

Kotaku  stand mit insgesamt zehn aktuellen oder ehemaligen Angestellten des Herstellers in Kontakt. Dem Vernehmen nach hat Crytek in den vergangenen Monaten die Arbeit an mehreren Projekt eingestellt oder einstellen müssen, was sich natürlich auf die finanzielle Situation auswirkte. So sei im Februar klar geworden, dass man nicht für Microsoft an Ryse 2 arbeiten wird. Angeblich konnten sich beide Parteien nicht darauf einigen, wer zukünftig die Rechte an der Marke haben soll. (Die Rechte an Crysis liegen ungeachtet der Zusammenarbeit mit Electronic Arts bei Crytek. Far Cry gehörte dem Studio ebenfalls, bis Ubisoft dem Unternehmen die Rechte vor einigen Jahren abkaufte. -Anm. d. Red.)

Eine Quelle schätzt, dass über 100 Leute Crytek in den vergangenen drei Monaten verlassen haben. In der Belegschaft werde offen über das Kündigen oder die Suche nach neuen Jobs gesprochen. Es gebe einen Mangel an Kommunikation, Einbindung und Vertrauen. Es sei schon öfter vorgekommen, dass das Gehalt zu spät überwiesen wurde - die Häufung in Verbindung mit dem Einstampfen diverser Projekte sei aber auffällig gewesen.

Die Entwickler bei Crytek seien nicht sehr angetan von dem Richtungswechsel des Herstellers, der komplett weg von ambitionierten AAA-Produktionen hin zu Free-to-play-Projekten wie Warface oder Arena of Fate gehen will. Ersteres sei überall außerhalb Russlands gefloppt, so drei Angestellte.

Anstatt sich auf seine bewährten Stärken zu besinnen, die CryEngine und innovative PC-Titel, würde man jedem Trend in der Branche nachrennen. Dabei sei Crytek aber stets etwas zu spät zur Stelle gewesen und hinter der Konkurrenz geblieben. Es gebe keine wirkliche Identität, und das sei frustrierend sowohl für die Angestellten als auch die Fans.

Der Umstand, dass Cevat und Avni Yerli nach wie vor in ihren Ferraris zur Arbeit gekommen wären, während die Gehälter auf sich warten ließen, sei für einige der Mitglieder des Frankfurt-Teams wie ein Schlag in Gesicht gewesen. Auch habe Crytek nach wie vor viel Geld für teure Bürostühle, Laptoptaschen und andere Studio-Leistungen ausgegeben, darunter auch Erste-Klasse-Flüge für Leute aus dem höheren Management.

Intern sei verkündet worden, dass Crytek bald einen größeren Geldbetrag erhalten wird. Derzeit gebe es aber nach wie vor Rückstände bei den Gehaltszahlungen.

Die PR-Abteilung hatte die Berichte über Zahlungsprobleme sowohl in dieser Woche als auch schon zuvor klar dementiert. Die Stellungnahmen wiederum kamen bei dem einen oder anderen nicht gut an. So schrieb ein ehemaliger Mitarbeiter, die Äußerungen würden ihn aufregen, da die Anschuldigungen schlichtweg stimmen würden. Avni Yerli habe die Belegschaft am Montag nochmal angewiesen, nicht mit der Presse zu sprechen, heißt es außerdem.

Fünf Anfragen von Kotaku seit der E3 seien bis heute nicht von der PR-Abteilung beantwortet worden.

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