von Jan Wöbbeking,

Crytek: Zahl der Mitarbeiter sinkt von 950 auf 700

Crytek (Unternehmen) von Crytek
Crytek (Unternehmen) von Crytek - Bildquelle: Crytek
In einem Interview mit Eurogamer.net (via gamesindustry Deutschland) hat sich Crytek-Mitgründer Cevat Yerli über die finanzielle Schieflage seines Unternehmens und die Hintergründe geäußert. Durch den Verkauf der Nottingham Studios und die Stellenstreichungen in Austin habe sich die Zahl der Belegschaft um über ein Viertel von 950 auf 700 Mitarbeiter reduziert. Auch die Berichte über ausstehende Gehaltszahlen hat Yerli bestätigt:

"Man hat zwei Möglichkeiten, nicht wahr?", erläutert Yerli, "Entweder man verzögert Zahlungen - noch mal: es handelte sich um Verzögerungen; es ist ja nicht so, das sie überhaupt nicht bezahlt wurden - also man verzögert Zahlungen und rettet das Unternehmen. Oder man leitet den Geldfluss weiter zu den Studios, muss aber einen Insolvenzantrag stellen. Beide Optionen sind wirklich schlecht. Also musst du dich für die bessere von zwei schlechten Optionen entscheiden."

Mittlerweile seien aber alle ausstehenden Forderungen beglichen worden - zusätzlich seien auch die angekündigten Entschädigungszahlungen überwiesen worden. Der Verkauf der Niederlassung in Nottingham habe strategische Gründe gehabt und bei der Kostenreduzierung geholfen, um für die Zukunft als Anbieter von Spielen als Service beser aufgestellt zu sei. Auf den Investor, der offenbar für eine Finanzspritze gesorgt hat, geht Yerli im Interview nicht näher ein.

"Wir befinden uns in einer Transformationsphase", erklärt Yerli, "genau wie der Rest der Spieleindustrie. Ein Teil der Transformation war finanzieller Natur, ein Teil war strategischer Natur und ein Teil drehte sich um die Reorganisation. Der Wechsel von Handelsprodukten hin zu einem Spiele-Service - das ist es, was wir gerade durchmachen. Als Ergebnis davon haben wir unsere komplette Strategie für jedes einzelne Spiel angepasst. Wir haben die Spiele untersucht und überprüft, welche davon nicht zu dieser Strategie passen. Das erforderte zusätzliche Investitionen, welche die Kapitalressourcen zeitweise erschöpft haben. Aber heute sind wir voll und ganz darauf vorbereitet, einen Spiele-Service anzubieten. Von einer strategischen Perspektive aus gesehen sind wir finanziell dafür aufgestellt. Und wir haben die Studios so restrukturiert, dass wir uns auf Frankfurt, Sofia, Kiew, unsere asiatischen Niederlassungen und Budapest konzentrieren können, um diese neue Strategie zu unterstützen."
Quelle: Eurogamer.net, gamesindustry Deutschland

Kommentare

LeKwas schrieb am
crewmate hat geschrieben:Auf der Gamescom hatten die übrigens noch einen ordentlichen Stand für Arena of Fail und Ryse: PC. Da war eine Art kleiner Garten angelegt. Auch dafür ist Geld da.
Beide Titel gehören zu den letzten drei Grashalmen, an denen sie sich noch klammern (der dritte wäre Hunt), da wollen sie sich natürlich noch möglichst gut verkaufen. Antiidiotika hat es gut umschrieben, für Marketing ist eben immer Geld da.
johndoe1730081 schrieb am
crewmate hat geschrieben:Auf der Gamescom hatten die übrigens noch einen ordentlichen Stand für Arena of Fail und Ryse: PC. Da war eine Art kleiner Garten angelegt. Auch dafür ist Geld da.
Gang und gebe, dass für Marketing immer Geld da ist, ist bei uns auch so. Bei uns läuft der Markt gerade schlecht, aber das Marketing haut trotzdem in die Preschen. Ist ja auch richtig, man will ja das es wieder läuft. Gut, in dem Fall wäre weniger eventuell auch nicht schlecht, aber okay.
Und sich über die Situation bei Crytek auszulassen ist schwierig, da spielt mehr mit, als nur Arbeiten für lau. Qualifikation der Arbeiter, Arbeitsmarktlage (Spieleentwickler sind keine 08/15 Berufe), Familiäre Situation, wie wird in der Firma kommuniziert, wie ist das Verhältnis unter der Belegschaft, gab's das bei Crytek schon mal und hatte geholfen.
Zu sagen, dann geh ich oder lieber verzicht ich oder jede andere Aussage darüber ist hirnrissig. Da wir nicht alle Faktoren kennen.
unknown_18 schrieb am
Klar, die werden noch auf dicke Hose machen, wenn bereits der Insolvenzverwalter an der Tür klopft. ^^
crewmate schrieb am
Auf der Gamescom hatten die übrigens noch einen ordentlichen Stand für Arena of Fail und Ryse: PC. Da war eine Art kleiner Garten angelegt. Auch dafür ist Geld da.
Nanimonai schrieb am
Balmung hat geschrieben:Also mir wäre das zu stressig, dem Geld hinterher rennen, sich mit dem Amt rum schlagen, dennoch zur Arbeit gehen sollen und auch noch nach einem neuen Job umgucken.
Aber egal, es mag vielleicht eine Option sein, die aber auch nur je nach Firma in Frage käme.
Klar ist das stressig. Es bietet Dir aber die größtmögliche Sicherheit und die bestmögliche Zukunftsperspektive in dieser Situation. Nicht nur was die finanzielle Absicherung angeht, auch was einen potentiellen Arbeitgeberwechsel angeht. Es ist belegt, dass Bewerbungen aus einem bestehenden Arbeitsverhältnis heraus erfolgreicher sind als Bewerbungen aus Arbeitslosigkeit.
schrieb am