von Julian Dasgupta,

Valve: Mysteriöse Entlassungen

Valve Software (Unternehmen) von Valve Software
Valve Software (Unternehmen) von Valve Software - Bildquelle: Valve Software
Bei Valve ticken die Uhren nicht nur dank der berühmten Valve Time etwas anders. Das Unternehmen, das der Versuchung des schnellen Geldes durch eine Übernahme oder einen Börsengang bisher stets widerstanden hat, legt Wert auf eine ausgeprägte Firmenkultur, die auf flache Hierarchien und eine hohe Eigeninitiative der Angestellten baut.

Trotz des Erfolges von Steam und ambitionierten Plänen für das Wohnzimmer: Nicht alles scheint bei den Mannen um Gabe Newell reibungslos zu verlaufen. So hatte Jeri Ellsworth gestern per Twitter verkündet, sie sei gefeuert worden. Die Entwicklerin hatte dem Vernehmen nach zuletzt in Valves Hardwareabteilung an Controller-Prototypen gearbeitet. Dass eine Person bei einem mittelgroßen Unternehmen entlassen wird, ist grundsätzlich keine weltbewegende Neuigkeit. In der Entwicklerszene von Seattle kursierten allerdings schnell Gerüchte, dass mindestens 25 Mitarbeiter ihre Arbeitsplätze räumen mussten. Insbesondere die Hardware- und Android-Sparten seien betroffen gewesen.

Das britische Branchenmagazin Develop wollte aus gut informierter Quelle erfahren haben, dass Jason Holtman nicht mehr für das Unternehmen tätig ist. Als Director of Business Development war der einstige Jurist einer der zentralen Personen beim Hersteller und war u.a. für den Ausbau von Steam und Steamworks sowie die Weiterentwicklung und Verbreitung der Source-Engine zuständig.

Einige findige Netzdetektive glichen daraufhin die aktuelle Mitarbeiterübersicht mit einer Version aus dem vergangenen Monat ab, die man Google Cache entnehmen konnte. Neben Holtman fehlen noch acht weitere, der Firma teilweise schon sehr lange verbundene Personen. Demnach ist Moby Francke nicht mehr an Bord, der u.a. Charaktere für Half-Life 2 entworfen und als Art-Lead von Team Fortress 2 einen zentralen Einfluss auf den Look des Shooters gehabt hatte. Der ehemalige Looking Glass-Mann Tom Leonard hatte seit 2002 für Valve gearbeitet und war u.a. in HL2, die beiden bisher veröffentlichten Episoden und Left 4 Dead involviert gewesen.

Realm Lovejoy war Teil des Teams vom Digipen Institute of Technology, welches Valve mit Narbacular Drop auf sich aufmerksam gemacht hatte und angestellt worden war. Das Konzept wurde bekanntermaßen zum Klassiker Portal weiterentwickelt. Bay Raitt wiederum war zentral für den Source Filmmaker verantwortlich. Vor einigen Stunden veröffentlichte er ein Foto auf Facebook und merkte an, es sei Zeit für neue Herausforderungen. Was auch ein Indikator dafür ist, dass Valve seine Mitarbeiterliste wirklich erst sehr kurzfristig aktualisiert hat und Raitt das Unternehmen nicht schon vor Wochen verlassen hatte.

Aufgrund der mit dem Vorgang verbundenen Mutmaßungen sah sich Gabe Newell wohl genötigt, die Lage gegenüber Engadget zu kommentieren. In der Stellungnahme heißt es:

"Wir reden normalerweise aus verschiedenen Gründen nicht über Personalsachen. Es scheint ein ungewöhnliches Maß an Spekulationen über ein paar kürzliche Veränderungen zu geben, also habe ich mir gedacht, dass ich das ausnahmsweise mal kommentieren werde. Nein, wir stampfen keinerlei Projekte ein. Nein, es gibt keine Änderungen von Prioritäten oder Projekten, über die wir geredet haben. Nein, dabei geht es nicht um Steam oder Linux oder Hardware oder irgendein beliebiges Spiel. Wir werden nicht im Detail erörtern, warum irgendeine Person hier arbeitet oder nicht mehr hier arbeitet."


Kommentare

Wigggenz schrieb am
Als französischer General machte man damals auch keine Kommentare über Napoleons Körpergröße...
gamma wave schrieb am
mr.digge hat geschrieben:Warum wird jetzt so ein Aufschrei gemacht? Es werden doch permanent irgendwelche Leute in der Branche entlassen, egal wie die Personalpolitik im jeweiligen Unternehmen ist. Imo geht das niemanden etwas an und wenn überhaupt: Früher oder später sickert eh irgendwas durch. Wozu also wild spekulieren?
Wenn viele Leute auf einmal entlassen werden, bedeutet das manchmal, dass es einer Firma schlecht geht und sie sparen muss. Manche machen sich da wohl ein wenig Sorgen. Ansonsten hast du natürlich recht.
v3to schrieb am
mr.digge hat geschrieben:Wozu also wild spekulieren?
mal so gesagt: als die news von angeblichen steam-box-prototypen bekannt wurde, kommt schon die frage hoch, wofür valve eine chip-designerin, bzw hardware-nerd braucht. jeri ellsworth ist mir eher bekannt, dass sie ihren eigene boards baut, gehäuse bastelt und derlei dinge.
mr.digge schrieb am
Warum wird jetzt so ein Aufschrei gemacht? Es werden doch permanent irgendwelche Leute in der Branche entlassen, egal wie die Personalpolitik im jeweiligen Unternehmen ist. Imo geht das niemanden etwas an und wenn überhaupt: Früher oder später sickert eh irgendwas durch. Wozu also wild spekulieren?
v3to schrieb am
so... mal etwas in die gerüchteküche einwerfen. die kündigung von jeri ellsworth kommt so kurz nach presseberichten bezüglich der steam-box, wo sich fremdhersteller als partner von valve bemerkbar gemacht haben??? zufall?
naja, mal gucken, was da so kommt. vielleicht gibt es demnächst wieder schräge retro-hardware-basteleien von ihr zu bestaunen...
schrieb am