von Jörg Luibl,

GCDC 2007: Erste Keynote

Julian Eggebrecht hat mit seiner Keynote "No Sex, no Drugs and little Rock`n Roll - Ratings and the challenged creativity in games" die GDGC eingeleitet und Partei für die kreative Freiheit und Gewalt als Stilmittel ergriffen:

"That Manhunt got banned in the UK is a very scary development."

Es ging um das Thema Jugendschutz in den USA, die Brutalität in Spielen sowie die damit verbundene Problematik für das hauseigene PS3-Spiel Lair. Eggebrecht beschrieb, wie dieses in einem mehrwöchigen Prozess der Beschneidung auf die Einstufung "Teen" heruntergekürzt werden musste - so weit, dass Ragdollphysik & Co fast ihrer Existenzberechtigung beraubt wurden.

Da wurden herumfliegende Brocken bei Explosionen entfernt, da durfte der Drache den Kopf eines Ungetüms nur abreißen, wenn es einen Helm trägt und auch das martialische Kauen des Gegners mit anschließendem Schütteln samt Blutfontänen war den US-Behörden zu viel des Gewalttätigen - es musste auf ein Minimum reduziert werden. Das Verbrennen hunderter Krieger, die schreiend in den Tod rennen, war dagegen in Ordnung für Teenager.

Eggebrecht zeigte sich sichtlich entrüstet über dieses "bizarre System", das erstens nicht durchschaubar sei (Warum dürfen Jugendliche brennende Menschen sehen, aber keine Brocken in der Luft?) und zweitens die Kunstform virtueller Unterhaltung immer noch als Spielzeug für Kinder betrachte. Literatur und Film seien da schon viel weiter in der Akzeptanz von Gewalt als Stilmittel, obwohl es auch hier - wie bei allen neuen Medien - zunächst Aufschreie der Entrüstung gegeben habe; etwa bei Bonnie & Clyde 1967, Clockwork Orange 1971 oder Natural Born Killers in den 90ern.

Eggebrecht forderte eine weitere Einstufung zwischen "Teen" und "Mature" [ähnlich wie die deutsche 16er-Einstufung] sowie konkretere Hinweise auf das, was Entwickler einbauen dürfen, damit man nicht erst später alles in einem mühsamen Prozess herauskürzen müsse. Trotzdem sei es wichtig, dass Entwickler weiterhin auf ihre kreative Freiheit pochen und in Zukunft sowohl Gewalt als auch Sex als Stilmittel nutzen: "Push the violence! Push the sex!" gab Eggebrecht den versammelten Kollegen mit auf den Weg.  Gerade Letzteres käme kaum bis gar nicht in der Spielewelt vor, obwohl es laut Eggebrecht zig mögliche Schauplätze und Möglichkeiten gäbe, auch Sex sinnvoll zu integrieren.

Doch auch hier gibt es gerade in den USA Scheuklappen, die nicht so leicht zu überwinden sind: Factor 5 wollte in Anspielung an "Hot Coffee" in GTA ein Easteregg in Lair einbauen, das dem Spieler eine harmlose  fünfminütige Szene eines Entwicklers beim Kaffee kochen hätte zeigen sollen, wenn er denn "Hot Coffee" eintippen würde. Aber alleine die Anspielung auf das Thema war den Behörden zu viel - selbst Sarkasmus und Ironie werden mittlerweile aus Spielen verbannt. Für Eggebrecht sind das skandalöse Tendenzen.


Kommentare

TNT.sf schrieb am
es geht aber nur um sexuelle darstellungen als stilmittel. du sollst dir ja keinen runterholen, nur weil du im spiel ein paar titten siehst ^^
Mango Man schrieb am
Uranisotop 235 U hat geschrieben:warum im Spiel nicht in einen Puff gehen duerfen oder eine Freundin suchen koennen? Warum keinem Swinger Club beitreten duerfen?
Weil Sex und eine Freundin haben, im Gegensatz zur Gewalt, in der realen Welt mehr Spaß macht.
Wenn ihr glaubt, dass Porno der Schlüssel zum Erwachsenwerden der Spieleindustrie ist, dann glaube ich habt ihr entweder zu viel oder zu wenig Pornos geschaut.
TNT.sf schrieb am
ja dann geht doch nach amerika und bekehrt die leute :)
schrieb am