von Benjamin Schmädig,

E3-Eindruck: Nintendo 3DS *Update*

Nintendo 3DS (Hardware) von Nintendo
Nintendo 3DS (Hardware) von Nintendo - Bildquelle: Nintendo


Nintendos kleines Wunder

Der Nintendo 3DS ist gerade so, als hätte R2D2 seinen Kumpel C3PO tatsächlich mit magischen Kräften in die Luft gehoben: zu schön, um wahr zu sein. Da ringen große Kinoketten, namhafte Fernseherbauer und bedeutende Spielehersteller ihrem Publikum mit großer Mühe einen Aha-Effekt ab, indem sie ihm klobige Nasengestelle ins Gesicht setzen - und dann kommt ein technisch gar nicht mal so beeindruckendes Schminkköfferchen und macht virtuelle 3D-Bilder möglich. Einfach so. Aufklappen, starten, 3D: Ich fühle mich, als hätte ich gerade das erste Mal einen bewegten Pixel gesehen!



Bezauberndes Blumenmeer

Der Breitbildschirm des 3DS hat mir ein breites Grinsen ins Gesicht gezaubert. Ich sitze bei Nintendo, schaue eine selbstlaufende Demo zu Metal Gear Solid: Snake Eater 3D an und staune: Eine Streichholzschachtel fällt herunter und bleibt auf den Blättern einer Pflanze hängen - mitten im Bild! Snake lehnt sich mit zwinkender Lässigkeit auf die 3 im Logo seines eigenen Spiels. Blätter fliegen beinahe greifbar an mir vorbei, ein großer Hubschrauber donnert hinter Snake durch ein enges Tal, beim Kriechen drückt der Schleicher Grashalme nach unten... Und dann läuft er plötzlich durch ein weites Bett im Wind wiegender Blumen. Es ist die Begegnung mit seinem weiblichen Mentor "The Boss", die Kojima für die Demo noch einmal in Kurzform inszeniert. Und sie ist schöner denn je, wenn Blütenblätter aufgewirbelt werden und Snakes Faust fast aus dem Bildschirm schießt. Und ja: Als Kojima einmal mehr Mann sein darf und sie aus unerfindlichen Gründen ihren Anzug aufknöpft, wirken ihre Brüste reizvoller denn je. Nintendo zeigt auch andere Demos - z.B. eine ähnliche eindrucksvolle, allerdings wesentlich kürzere Zwischensequenz des brandneuen Resident Evil - und lässt mich in Pilot Wings Resort mit einem Jetpack durch nicht ganz so aufwändige 3D-Kulissen fliegen.

Eine Frage des Winkels

Es ist nicht alles Gold, was vorne und hinten glänzt: So muss man z.B. unbedingt im richtigen Winkel auf den Bildschirm blicken, weil man sonst ein seltsam verschobenes Bild ohne echtes 3D erhält. Da hilft auch das stufenlose Verändern des 3D-Effekts nichts, mit dem man die Tiefe der dritten Dimension jederzeit seinen Vorlieben anpassen und sogar auf Null regeln kann. So überzeugend das dreidimensionale Bild wirkt, so sehr muss man zudem festhalten, dass es nicht so glasklare Eindrücke liefert wie die herkömmliche Darstellung. Und obwohl Snake Eater 3D das Tor in eine beeindruckende Welt öffnet, springt der 3DS nicht in eine neue technische Generation. In Sachen Polygone und Effekten erreicht Nintendo nicht die Klasse der PSP - beim Vergleich der zweidimensionalen Bilder sieht der Dschungel in Metal Gear Solid: Peace Walker einfach dichter und idyllischer aus. Pilot Wings wirkt mit seinen groben Objekten und Texturen sogar erstaunlich nüchtern. Der Faszination tut das aber wenig Abbruch.

Starker Nippel

Bisher ist wenig spielbar, so dass ein genaues Studium der Steuerungselemente wie des Analognippels noch warten muss. Grundsätzlich liegt der Schieber je nach Vorlieben aber genau so gut oder schlecht in der Hand wie jener der PSP. Der 3DS-Nippel wirkt allerdings eine Idee leichtgängiger und liegt dank seiner nach innen gewölbten Form etwas fester unter dem Daumen. Ebenfalls von Vorteil: Weil der Schieber weiter oben platziert wurde als sein Sony-Gegenstück, liegen Hand und Daumen fester auf, so dass man mehr Gefühl für die analoge Steuerung hat. Die restlichen Bedienelemente gleichen denen des DSi. Die Schultertasten sind vielleicht eine Idee fester und damit direkter - spielerisch genutzt habe ich sie aber noch nicht. Auch die Funktion der neuen "Menu"-Taste (sie ruft Systemfunktionen auf; es könnte sich also um ein Pendant der Home-Taste auf PSP handeln) sowie die vielfältigen Eingabemöglichkeiten per Bewegungs- und Gyro-Sensor können wir bisher leider nur erahnen. Gespannt bin ich zudem auf die neue Online-Funktionalität, dank der der Handheld sogar im Standby-Modus Daten empfangen oder mit anderen 3DS' tauschen kann.

Es stimmt: Der 3DS kann noch viel mehr - dreidimensionale Fotos schießen und Videos abspielen etwa. Der große Run auf den Nintendo-Stand ist allerdings Gift für den engen Terminplan eines Messeredakteurs... Wir halten euch daher auf dem Laufenden, wenn wir auch die Videos und die Kamera unter die Lupe genommen haben! Interessant vielleicht noch, dass der 3DS zu den Modulen der bisherigen DS-Modelle kompatibel sein wird und dass es einen Slot für eine SD-Speicherkarte geben wird.

Das große Staunen

Bis ihr den 3DS in Aktion gesehen habt, werdet ihr keinem Screenshot den überzeugenden Tiefeneffekt auch nur im Ansatz abnehmen! In Aktion ist der Effekt aber ebenso überzeugend wie ihn Nintendo mit fast schon spielerischer Leichtigkeit möglich macht. Dass man im richtigen Winkel auf den Bildschirm schauen muss, ist natürlich ein Kompromiss, der die Grenzen der neuen Technik deutlich macht. Dennoch werden sich einmal mehr die Kinder in der U-Bahn umsetzen, sobald sie zum ersten Mal einen 3DS in Aktion sehen. Man kommt ja selbst ins Staunen, wenn man sich in der neuen Dimension verliert! Wenn es Nintendo jetzt noch gelingt, dem visuellen Schritt auch eine neue spielerische Dimension abzugewinnen - der 3DS wäre der vermeintlichen Revolution auf Konsolen und im Kino schon voraus, bevor diese richtig durchstartet!

E3-Eindruck: sehr gut

***Update: Inzwischen konnte ich auch dreidimensionale Fotos schießen, habe weitere Demos gesehen oder gespielt und noch einmal die Metal Gear Solid 3D-Demo unter die Lupe genommen. Es stimmt: Die Konami-Demo sticht in ihrer visuellen Qualität aus den meisten anderen Präsentationen heraus und könnte in etwa auf Par mit Metal Gear Solid: Peace Walker sein. Vielleicht liegt es daran, dass Kojima auf dem 3DS mit weniger Effekten spielt und dadurch einen bodenständigeren, vielleicht also weniger aufregenden Eindruck erzeugt, wenn man den 3D-Effekt abschaltet. Nicht zuletzt ist die Demo komplett selbstlaufend (man kann immerhin per Analognippel die Kamera drehen - das Gezeigte ist laut einem Nintendo-Mitarbeiter Spielgrafik) und hält sich fast durchgehend in ausgesprochen engen "Gängen" auf. Es ist schwierig, die Leistung des DS anhand dieser Bilder wirklich einzuordnen.

Zumal die Qualität der Präsentationen enorm schwankt. Sämtliche spielbare Demos stehen z.B. mit N64-Titeln auf einer Stufe: Sie sehen gut, aber bei weitem nicht überwältigend aus. Starfox zischt etwa an ausgesprochen eckigen Gebäuden und Gegnern vorbei. Für das bereits erwähnte Pilot Wings galt Ähnliches. Immerhin kommen für den Flugfuchs fast sämtliche Tasten zum Einsatz: Ein "Doppelklick" auf die recht schwergängigen Schultertasten mit ihrem kurzen Anschlag erlaubt seitliche Überschläge, per Druck aufs Digikreuz legt man gar einen Looping hin und geschossen wird mit A (Standardwaffe) oder Y (Bombe). Der wieder nur selbstlaufende Kid Icarus fliegt übrigens ebenfalls durch relativ eintönige Canyons an farbenfrohen Monstern vorbei, bevor er schließlich in einer Art Kolosseum ankommt, hinter dessen Mauern eine riesige Medusa winkt, was in 3D durchaus schick aussieht.

Und der "Foto-Apparat"? Bevor man ein Bild knipst, sollte man auch hier die Stärke des 3D-Effekts justieren. In dem engen Raum, in dem mein 3DS angebunden war, musste ich sie jedenfalls auf das Minimum herunterregeln, um "Spiegelungen" des gleichen Bildes in meinem Foto zu erhalten. Der Grund: Das endgültige Foto wird aus den Bildern der beiden Kameras zusammengerechnet. Sollte der Brennpunkt dabei nicht zur gewünschten Entfernung passen, weichen die beiden Bilder so sehr voneinander ab, dass die Verschiebung sichtbar wird. Will man ein Objekt in weiter Entfernung fotografieren, müsste man den 3D-Effekt in der Theorie also höher einstellen. Ob das tatsächlich so funktioniert, konnte mir ein Nintendo-Mitarbeiter allerdings nicht beantworten.

Wie dem auch sei: Es ist faszinierend, die Welt durch das "Auge" der Kamera nicht nur zweidimensional zu sehen, sondern mit dem 3DS quasi ein reales Guckloch in die Wirklichkeit zu erhalten. Und ja: Der Handheld schießt echte 3D-Fotos! Unterm Strich gibt es noch viele Fragezeichen - für Technikpuristen, jedenfalls. Was auch daran liegt, dass Nintendo selbst auf hartnäckiges Fragen nur betont, man wolle vorerst die 3D-Erfahrung in den Vordergrund stellen - Details zum Innenleben folgen erst in den kommenden Wochen und Monaten. Doch selbst wenn man den Chip des 3DS mit Streichölzern anwerfen müsste: Ich habe den Blick in die neue Dimension so sehr genossen wie schon lange keine technische Errungenschaft mehr! Freut euch auf das kleine Wunderwerk!



Bisher ist wenig spielbar, so dass ein genaues Studium der Steuerungselemente wie des Analognippels noch warten muss. Grundsätzlich liegt der Schieber je nach Vorlieben aber genau so gut oder schlecht in der Hand wie jener der PSP. Der 3DS-Nippel wirkt allerdings eine Idee leichtgängiger und liegt dank seiner nach innen gewölbten Form etwas fester unter dem Daumen. Ebenfalls von Vorteil: Weil der Schieber weiter oben platziert wurde als sein Sony-Gegenstück, liegen Hand und Daumen fester auf, so dass man mehr Gefühl für die analoge Steuerung hat. Die restlichen Bedienelemente gleichen denen des DSi. Die Schultertasten sind vielleicht eine Idee fester und damit direkter - spielerisch genutzt habe ich sie aber noch nicht. Auch die Funktion der neuen Menu-Taste (sie ruft Systemfunktionen auf - es könnte sich also um ein Pendant der Home-Taste auf PSP handeln) sowie die vielfältigen Eingabemöglichkeiten per Bewegungs- und Gyro-Sensor können wir bisher leider nur erahnen. Gespannt bin ich zudem auf die neue Online-Funktionalität, dank der der Handheld sogar im Standby-Modus Daten empfangen oder mit anderen 3DS' tauschen kann.



 



Es stimmt: Der 3DS kann noch viel mehr - dreidimensionale Fotos schießen und Videos abspielen etwa. Der große Run auf den Nintendo-Stand ist allerdings Gift für den engen Terminplan eines Messeredakteurs... Wir halten euch daher auf dem Laufenden, wenn wir auch die Videos und die Kamera unter die Lupe genommen haben!



 



Bis ihr den 3DS in Aktion gesehen habt, werdet ihr keinem Screenshot den überzeugenden Tiefeneffekt auch nur im Ansatz abnehmen! In Aktion ist Effekt aber ebenso überzeugend wie ihn Nintendo mit fast schon spielerischer Leichtigkeit möglich macht. Dass man im richtigen Winkel auf den Bildschirm schauen muss, ist natürlich ein Kompromiss, der die Grenzen der neuen Technik deutlich macht. Dennoch werden sich einmal mehr die Kinder in der U-Bahn umsetzen, sobald sie zum ersten Mal einen 3DS in Aktion sehen. Man kommt ja selbst ins Staunen, wenn man sich in der neuen Dimension verliert! Wenn es Nintendo jetzt noch gelingt, dem visuellen Schritt auch eine neue spielerische Dimension abzugewinnen - der 3DS wäre der vermeintlichen Revolution auf Konsolen und im Kino schon voraus, bevor diese richtig durchstartet!



E3-Eindruck: sehr gut

E3-Eindruck bleibt: sehr gut


Kommentare

GodD schrieb am
Hört sich echt geil an!!!
Pictoplasma schrieb am
ich finds immer schade, dass scheinbar niemand mit etwas mehr Verständnis was virtuelle 3D Wiedergabe betrifft ein Hands-on schreibt.
Einige Dinge die hier oben va. im 3. Absatz des Update geschrieben wurden machen nämlich überhaupt keinen Sinn.
So ist z.B. ein echtes Regeln der virtuellen Tiefe des Raums nur bei echtzeit 3D Grafiken möglich. Wie Tief ein Raum wirkt hängt nämlich ganz davon ab, wie weit die beiden Kameras bei der Aufnahme der Szene auseinander standen und dieser Abstand kann bei den beiden Kameras des 3ds sichtlich nicht geändert werden. Das bedeutet für die 3D Fotofunktion eine Fixe Tiefenwirkung die natürlich bei nahen Objekten mehr wirkt als bei weit entfernten. Somit kann ich die Frage beantworten, die der Nintendo Mitarbeiter nicht beantworten konnte: Nein! Wollte man eine weitläufige Szenerie mit einem großen Tiefeneindruck aufnehmen müsste man die beiden Kameras schon mehrere Meter voneinander entfernt positionieren. Dabei kommt es dann häufig zu einem Miniatureffekt (Landschaft sieht aus wie im Modellbau). Das einzige, das man bei Fotos im Nachhinein noch regulieren kann ist die Positionierung der Nullebene (Ebene des betrachteten Bildschirms): Es gibt immer eine Stelle im Bild, an der sich beide Bilder (für linkes und rechtes Auge) genau überlappen. Diese Stelle hat den Eindruck als wäre sie räumlich gesehen in der Ebene des Bildschirms. Alles was im Foto weiter vorne oder hinten liegt erscheint dann auch bei der stereoskopischen Betrachtung entweder vor oder hinter der Bildschirmebene zu sein.
Ferner hat der Brennpunkt und die Entfernung der Fotografierten Objekte einer Szene nichts mit dem 3D Eindruck sondern lediglich mit der Schärfe des Bildes zu tun. Der 3D Effekt geht lediglich verloren, wenn sich Objekte zu nah an der Kamera befinden und dadurch die beiden Bilder zu unterschiedlich werden. Man kann das selbst testen. Fokussiert man einen Finger, den man sich nah vors Gesicht hält nicht, so sieht man diesen doppelt. Um ihn als einen...
unknown_18 schrieb am
Jo, kommt gut rüber auf dem Bild.
Ich hatte die zwei mit Halo 3 gemacht, da ist der Effekt noch nen Tick besser. :D
http://hoto.ath.cx/Halo_3_Stereo.jpg
http://hoto.ath.cx/Halo_3_Stereo2.jpg
Haben beide was, das erstere vor allem weil selbst das Gras richtig 3D aussieht. Bei zweiten muss man wegen der Breite allerdings etwas weiter vom Monitor weg gehen, wenn man nicht dauerhaft anschließend schielen will. ;)
So in etwa kann man sich den 3D Effekt dann auch mit Shutterbrille oder halt auf dem 3DS vorstellen, wobei ich bei letzterem nicht weiß wie weit die Tiefe geht.
tip toe schrieb am
Gerade vor den Bildschirm sitzen und schielen!
Bild
schrieb am