von Benjamin Schmädig,

gc-Eindruck: All Points Bulletin

All Points Bulletin (Shooter) von Electronic Arts
All Points Bulletin (Shooter) von Electronic Arts - Bildquelle: Electronic Arts


Auf der E3 hatte mich der neue Titel der Crackdown-Macher enttäuscht: Ihr "Action-Spiel in einer persistenten Online-Welt" (den Ausdruck "MMO" mag Realtime Worlds nicht, weil daran eine gewisse Erwartungshaltung geknüpft ist) sah aus, als würden sich Gangster und Gesetzeshüter zwischen kalten Großstadtmauern ständige Schusswechsel liefern - ohne, dass es dabei um taktische Finessen gehen würde. Und auch wenn die Entwickler in Köln endlich Live-Bilder aus dem Spiel vorführten (wir durften eine halbe Stunde lang zwei Online-Spielern zusehen und dabei Fragen stellen): Viel hat sich daran leider nicht geändert.

Es gibt zwei Dinge, die mich an Spielen faszinieren: Entweder zieht mich ihre Welt bzw. ihre Geschichte in ihren Bann oder das eigentliche Spiel fühlt sich so gut an, dass Handlung und Charaktere gerne nebensächlich sein dürfen. Alles, was ich zu APB bisher gesehen habe, konnte mich allerdings weder für das eine noch für das andere begeistern. Warum? Weil meist eine Hand voll, manchmal ein paar Dutzend Spieler zwischen grau bis schwarzen Betonmauern herumlaufen und auf Gegner schießen. Gegner sind dabei stets andere Spieler, denn sobald man einen Auftrag annimmt, übermittelt das Programm Spontan-Einsätze an die feindliche Fraktion. APB soll auf diesem Weg eine besondere Dynamik entwickeln - Realtime Worls will intensive Action, bei der stets die selbst kreierten Charaktere im Vordergrund stehen. Und das macht auch einen viel versprechenden Eindruck! Vergesst vorprogrammierte Bots - hier habt ihr stets einen Widersacher, der euch dank intelligentem Matchmaking ebenbürtig sein soll.

Das Problem ist nur: Ich kann mir einfach nicht vorstellen, durch eine Welt zu sprinten, in der gelegentliche, derzeit recht starr wirkende Zivilisten, das einzig Lebendige sind und in der ich nichts anderes mache als den Abzug irgendeiner Waffe zu betätigen. Zugegeben: Vor Crackdown hatte ich ähnliche Vorbehalte. Der geistige Vorgänger überzeugte aber mit seinem Stil, mit optionalen Rennen, mit fordernder Akrobatik und nicht zuletzt mit einer ausgesprochen motivierenden Charakterentwicklung. In APB kann man seine Waffen verbessern und Extras erhalten, mit denen bestimmte Aktionen leichter fallen - ansonsten fehlen all diese Elemente aber. Die vom Spieler kreierten Charaktere und ihre Autos sehen zwar teilweise richtig klasse aus. Doch spätestens, wenn die schicken Identifikationsfiguren im kalten Betondschungel untergehen, weil sie dort auch nur am Boden oder auf einer gelegentlichen Treppe unterwegs sind, könnte die Illusion auch schnell verloren gehen...

Sicher: Ich glaube den Entwicklern, dass das Action-Stakkato so intensiv ist, dass man APB nur in kurzen Schüben spielen kann. Das spricht durchaus für einen kurzweiligen Abstecher in Onlinewelt - mit dem großartigen InstaGib-Modus in Unreal Tournament ging es mir ähnlich. Es ist auch cool, dass die Gesetzeshüter mit nicht-tödlicher Munition schießen können, um Gangster festzunehmen, während sich die Unruhestifter im Gegenzug im Autodiebstahl und anderen Freizeitbeschäftigungen austoben dürfen. Gut auch, dass ein Teammitglied jederzeit zum Waffenhändler werden und seine Kameraden mit Munition und neuen Waffen versorgen kann. Ich glaube allerdings, dass diese Action nicht nur kurzweilig, sondern letztlich vor allem kurzlebig sein wird.

gc-Eindruck: befriedigend



Kommentare

Kinnaj1991 schrieb am
Die Leute da haben mir voll leid getan weil alle schon früher raus gegangen sind...war echt nicht so gut
schrieb am