von Paul Kautz,

GC-Eindruck: Spider-Man: Web of Shadows



Spider-Man, der freundliche Spinnen-Nachbar, kehrt nach dem missratenen Beat-em-Up-Ausflug Spider-Man: Freund oder Feind zu seinen beschwingten Wurzeln zurück: Nach Manhattan, das von einer mysteriösen schwarzen Macht überrannt wird. Nicht nur spielerisch orientiert sich das neue Game von Treyarch und Shaba an Spielen wie Spider-Man 2, 3 und Ultimate Spider-Man (USM), auch optisch setzt man auf eine Mischung aus den drei Teilen. Das offene, frei erkundbare Manhattan ist glaubwürdig nachgebaut (und um die obligatorischen Marvel-Bauten wie den Daily Bugle erweitert), die Figuren könnten hingegen direkt einem Comic entsprungen sein. Die innovative Tinten-Technik aus USM kommt hier erneut zum Einsatz, wenn auch weniger offensichtlich - man setzt auf dezenten Cartoon-Look.

Den größten Teil des Spiels verbringt ihr nicht nur am Spinnennetz baumelnd, sondern auch Fäuste und Füße benutzend: Zu den typischen Spidey-Manövern wie der Netzattacke oder dem Netzschild gesellen sich etliche Nahkampf-Moves, die sich wunderbar flüssig auslösen lassen. Spider-Man kann sich jederzeit sehr einfach an Feinde heranziehen und ihnen die mutierte Visage verbiegen, wobei er nicht lange auf die Standard-Bewegungen angewiesen ist. Mit jedem Kampf gewinnt er nämlich Erfahrungspunkte, die sich in einem separaten Menü in Upgrades (sprich: neue Angriffe) investieren lassen. Hier kommt allerdings ein neuer Kniff ins Spiel: Ihr könnt jederzeit zwischen Spideys normalem roten Anzug sowie dem bösen schwarzen Outfit wechseln. Das verpasst euch nicht nur neue Attacken, sondern hat auch indirekt Einfluss auf das Spielgeschehen. Je nachdem, in welche Upgrades ihr Erfahrungspunkte investiert, entwickelt sich das Missionsdesign und vor allem auch die Story weiter - es gibt ein gutes und ein böses Ende. Falls ihr mitten im Spiel feststellen solltet, dass euch der aktuelle Verlauf doch nicht gefallen sollte, könnt ihr auch unliebsame Upgrades wieder verhökern - das Game passt sich dann entsprechend an.

Ebenfalls neu: In Web of Shadows seid ihr nicht mehr auf den Boden der Tatsachen angewiesen, um eure Widersacher zu vermöbeln. Neuerdings kann Herr Spinne nicht nur Wände hochlaufen (das kennt man ja), sondern auch in der Vertikalen die Fäuste sprechen lassen. Das Geschehen spielt sich der ungewöhnlichen Perspektive zum Trotz wie gewohnt, gewissermaßen wird einfach nur das Spielfeld gekippt. Dafür spricht auch, dass ihr beim Wandkampf nicht einfach so runterfallen könnt, wenn ihr das Spinnenkostüm verbeult bekommt - ihr landet immer an der Wand. Aber natürlich steht es euch jederzeit frei, selbst abzuspringen, um etwa ein kraftvolles Seil-Manöver zu starten. Oder ihr schwingt euch zusammen mit einem Gegner in die Lüfte und kloppt euch dort weiter: Hier allerdings ist das Runterfall-Risiko hoch, ihr müsst euch ständig zum Gegner ziehen, um nicht abzustürzen. Diese neue Erfahrung wird auch bei den obligatorischen Bossfights genutzt: Als Beispiel musste hier Grünschnabel "Vulture" herhalten, der hoch über Spider-Man schwebend mit seinen... ahem... "Flugschwertern" nach ihm wirft. Einfach hinschwingen geht nicht, dafür ist der Flattermann zu weit weg. Also muss Spidey um ihn herum schwebende Standard-Feinde als Absprungplattform nutzen, um sich zum Boss vorzuarbeiten und ihn dann nach allen Regeln der Kombos zu verhauen. Sehr cool! Vor allem cool inszeniert: Bei den Gefechten fliegen ordentlich effektreiche Fetzen, kraftvolle Manöver werden eindrucksvoll in Zeitlupe inszeniert - und von einem dramatischen Soundtrack begleitet.

Unser Eindruck: "Freund oder Feind" war experimentierfreudiger Mist, Web of Shadows besinnt sich dezent konservativ wieder auf das, was die Spidey-Spiele ursprünglich mal gut machte - und erweitert es. Das Konzept der individuellen Story-Weiterentwicklung klingt interessant, die Kämpfe steuern sich gewohnt locker und die neuen Ansätze wie das Gekloppe an Wand und in der Luft sind willkommene Ergänzungen. Überraschungen sind allerdings nicht abzusehen: Spider-Man-Fans scheinen genau das zu bekommen, was sie von der Serie gewohnt sind. Was angesichts der Qualität der bisherigen Teile wohl eine gute Entscheidung ist.





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