von Mathias Oertel,

E3-Eindruck: Star Wars - The Old Republic

Star Wars: The Old Republic (Rollenspiel) von Electronic Arts/LucasArts
Star Wars: The Old Republic (Rollenspiel) von Electronic Arts/LucasArts - Bildquelle: Electronic Arts/LucasArts


Bioware ist verdammt ehrgeizig. Dass die Mannen um Greg Zeschuk und Ray Muzyka eine ehrenvolle Rollenspiel-Ahnentafel haben, steht außer Frage: Von Baldur's Gate über Neverwinter Nights oder Star Wars Knights of the Old Republic bis Dragon Age und Mass Effect. Doch an Online-Rollenspielen sind schon ganz andere gescheitert. Und als ob das Unterfangen MMORPG an sich nicht schon anspruchsvoll genug wäre, hat man sich mit Star Wars eine weitere Bürde auferlegt. Man erinnere nur an das ambitionierte Star Wars Galaxies von Sony Online, das im Laufe der Zeit viel von seiner Faszination einbüßte.
Doch Bioware gibt sich selbstbewusst - und nach dem, was  wir bisher von Star Wars The Old Republic (ToR) sehen konnten, vollkommen zu Recht.

Neu: Schiffe, Schlachten

In Los Angeles gab es aber nicht nur eine Präsentation der neuen Features, sondern vor allem die Möglichkeit, endlich selber mit den Helden der alten Republik durch die Online-Landschaften zu ziehen. An den frisch angekündigten PvP-Schlachten (Player-vs-Player, rein menschliche Duelle, Anm. d. Red.) konnte ich allerdings nur als Zuschauer teilnehmen - gezeigt wurde eine Schlacht in der PvP-Kriegszone auf Alderaan, die sich im Hinblick auf Dramatik und Atmosphäre durchaus ambitioniert zeigte, das Schlachtgefühl der Filme widerzuspiegeln. Welche Auswirkungen diese Auseinandersetzungen auf die Welt der Alten Republik haben, wird Bioware allerdings erst in den nächsten Wochen und Monaten erklären.
Auch die Spielerschiffe, die sich je nach Gesinnung unterscheiden und die als Refugium ebenso dienen wie als Transportmittel oder auch als Möglichkeit, soziale Kontakte zu knüpfen, konnte ich noch nicht betreten.



Online-Rollenspiel à la Bioware

Dafür jedoch konnte ich mit einem vorgefertigten Charakter, in diesem Fall dem Inquisitor auf Seiten der Sith, erste Schritte in der mit ihrem Comic-Look leicht an die Klonkriege erinnernden Kulisse unternehmen, die einen überzeugenden Eindruck hinterlässt. Die Gebiete sind ansprechend groß und bieten mit ihren exotischen Bewohnern und kleinen Bewegungen hier und da nicht nur eine lebendige Atmosphäre, sondern verströmen auch Star Wars-Flair. Wie es sich für einen Benutzer der dunklen Seite der Macht gehört, fokussiert sich der Inquisitor im Kampf auf Lichtschwert und Machteinsatz, wobei vor allem die zeitverzögerte Machtexplosion zu gefallen wusste.

Doch abgesehen von den futuristischen Elementen unterscheidet sich das Spiel nur marginal von einschlägig bekannten Genre-Größen. Oder pragmatisch ausgedrückt: Man läuft durch die Gegend, sammelt Missionen von speziell markierten NPCs ein, wählt nach Stärke farbig codierte Gegner an, attackiert sie, setzt Spezialfähigkeiten ein, die sich nach Benutzung erst wieder aufladen müssen, durchsucht sie nach ihrem Ableben auf Beute, sammelt diese ggf. ein und wendet sich dann dem nächsten Gegner zu, der einem bei der Erfüllung der Aufgabe(n) oder dem Aufstieg zur nächsten Erfahrungsstufe im Weg steht. Dafür jedoch bräuchte ich kein neues Online-Rollenspiel; das machen ältere Titel wie EverQuest 2 oder World of WarCraft ebenso gut. Natürlich zehrt ToR dabei auch vom Star Wars-Bonus und der daraus entstehenden Atmosphäre, die sich durch die großen Gebiete zieht, bei denen es nur minimale Ladezeiten gibt.

Emotionen statt Textwüsten

Seinen ganz großen Reiz jedoch gewinnt der Abstecher in die Alte Republik durch klassische Bioware-Tugenden: Umfangreiche Sprachausgabe bei den nicht minder umfangreichen Dialogbäumen. Als erstes Online-Rollenspiel werden sämtliche Hauptfiguren und sämtliche Questgeber komplett vertont (auch in einer lokalisierten Form). Und das Ergebnis kann sich dank professioneller Sprecher nicht nur hören lassen, sondern wirkt sich positiv auf das Stimmungsumfeld aus. Wenn man die Emotionen in der Stimme des Gegenübers hört (die Gespräche lassen sich allerdings auch abkürzen, wenn man nur auf die Mission und Erfahrungspunkte aus ist), wird man ungleich intensiver in die Geschichte gezogen als bei "den anderen" Online-Rollenspielen, in denen man die Story nur lesen kann oder muss oder bei denen man von dem NPC nur mit einem knappen "Hallo" gegrüßt wird.



Dadurch bietet sich ToR auch für Online-Rollenspieler an, die vorzugsweise solo unterwegs sind, was auch Bioware bewusst zu sein scheint: Obwohl man natürlich betont, dass man Gruppenspiel unterstützt und nahelegt, wird man einen Großteil der Missionen auch alleine bewerkstelligen können, wenn gerade keine Mitspieler greifbar sind und man partout nicht mit den sich anbietenden Charakteren auf die Jagd gehen möchte.

Natürlich wird der Erfolg von ToR noch von zahlreichen weiteren Elementen abhängen. Was ist mit dem Gildensystem? Wie sieht es mit Crafting aus? Schafft es Bioware, den Jedi-Rittern und Sith-Lords auch im Endspiel genügend Inhalte zu bieten? Haben die PvP-Duelle Auswirkungen auf die politische Gestaltung der Alten Republik? Diese und weitere Fragen sollen in den nächsten Monaten geklärt werden. Doch ich bin zuversichtlich, dass Bioware zufrieden stellende Antworten findet. Star Wars The Old Republic birgt nach wie vor das Potenzial, eine feste Größe im Online-Rollenspiel zu werden.

E3-Eindruck: sehr gut



Kommentare

Arkune schrieb am
Für alle die es interessiert:
Angy Joe SW:TOR Interview
Ich mag Angry Joe. Er zieht immer eine Show ab und das nicht nur informativ sondern auch lustig. Er ist das Schauspiel eines Kind im Manne.
Ansonsten sieht SW:TOR ganz nett aus.
Die Voice Over für Dialoge machen einiges her genauso wie das typische BioWare-Dialog-System aber wie lang ist die Story der einzelnen Klassen und die globale Geschichte?
Text nimmt extrem wenig Speicherplatz ein daher kann ich abertausende Textzeilen in ein MMO klatschen und alles ausschraffieren mit beliebig vielen NPCs ohne den Clienten ins unendlich aufzublasen. Audio-Dateien auf der anderen Seite nehmen gehörig mehr Platz ein und kosten dabei dank Voiceactor und zusätzlichem Technik- und Zeitaufwand auch noch wesentlich mehr Geld.
Ich frage mich halt ob das im Grunde sehr zu begrüßende Voice-Over für alle Dialoge nicht in einer relativ kurzen Geschichte resultiert, weil das Budget und die Entwicklungszeit eben nicht unendlich sind und sein können.
Und wie sieht das Endgame aus? Was hält mich davon ab nach dem beenden der Geschichte mein Abo zu kündigen? PvP ist schön und gern gesehen klar aber gerade Politik-Systeme in denen Spieler bestimmte Verhältnisse festlegen können, sofern erfolgreich versteht sich, reizen die Leute besonders dabei zu bleiben. Abgesehen von der primitiven Item- und Level-Sucht.
deak1ns schrieb am
schön für dich wenn nach 15-20 Stunden bei dir schon Schluss war.
Es gibt auch Leute die zocken gemütlich.. nicht jeden Tag 3-4 Stunden..
Und was bitte ? was hast du davon ein Spieler mit "hohem Anspruch" zu sein?
mal abgesehen davon Dragon Age ist ja sooo schlecht und Ideenlos...
deswegen hat es auch bei 4P und anderen Spielemagazinen sooo schlecht abgeschnitten...
johndoe797130 schrieb am
deak1ns hat geschrieben:Ihr sagt Bioware macht schlechte Spiele? Mass Effect war nicht ganz so krass RPG ja aber dafür Dragon Age! Und das sind Top-Spiele. Von Der Atmosphäre über die Charaktere bis hin zur Story, die einfach genial is.
Mass Effect 1 fand ich von der Story her mega.. ich wollt garnich aufhören zu spielen, weil ich unbedingt wissen wollte wie's weiter geht.
Nur, dass nach 15-20 Stunden schon schluss war ... incl. aller Nebenquests. Am Witcher sitzt man selbst beim dritten Durchspielen noch ne Woche.
Davon mal abgesehen war die DA Story nix weiter als Lord of the Rings auf blutig. Da blieb die berühmte Bioware-Kreativität irgendwie im Aufzug stecken, ganz besonders beim Rohrkrepierer Awakening.
Es ist heutzutage echt hart, Spieler mit Anspruch zu sein. Das positive daran ist aber, dass man nicht laufend der neuesten Hardware hinterher hecheln muss ;).
Azurech schrieb am
dcc hat geschrieben:Ich sehe es schon kommen. Dialoge hui, gameplay pfui.
Wie in Dragon Age / Mass Effect. Bis auf paar vorgegebene Interaktionen war die Umgebung tot, wenn nicht sogar noch steriler als ein Krankenhaus.
So etwas taugt nicht als MMO wo man warscheinlich 100x das selbe machen wird. Dieses MMO wird darauf setzen monatlich zu zahlen und ein Single Player game zu spielen. Der Multiplayer part wird nichts taugen - die haben dort 0 Erfahrung. Bisher alles pure solo games.
Wie schon einmal gesagt: Warum können alle dummen Menschen hellsehen? -_^
deak1ns schrieb am
a.user hat geschrieben:
deak1ns hat geschrieben:
Vaedian hat geschrieben:Comiclook und EA-Bioware ... ich hab da so meine Bedenken. Mass Effect 2 und Dragon Age waren für ambitionierte Rollenspieler bereits eine echte Enttäuschung. Wenn die jetzt aus KOTOR3 ein ebenso oberflächliches und künstlich aufpoliertes Hack'n'Slay machen, haben sie sich entgültig vom RPG-Thron verabschiedet.
ironie an.. genau... ironie aus...
wenn man keine ahnung hat einfach mal den Mund halten..
dann halt doch die klappe!
süß
schrieb am