OnLive war zur GDC 2009 in aller Munde. Was steckt hinter dem Phänomen "Cloud Computing"? Für Denis Dyack ist es ein zukunftweisendes Übertragungssystem, das zwar Inhalte (Spiele) an einen Nutzer sendet bzw. streamt, aber diese nicht überträgt - es gibt also keinen fassbaren Austausch, keinen klassischen Kauf. Ein Anbieter versteckt seine Hardware quasi hinter einer Wolke und lässt nur den Spieleregen raus, den der User anfordert - es ist wie eine Art Vertriebs-Firewall.
Ist das nun gut oder schlecht für die Spielwelt? Es ist klasse. Jedenfalls für den Chef von Silicon Knights (
Eternal Darkness,
Too Human): Spiele werden laut Dyack zwangsläufig billiger und besser, denn das teure Marketing verschwindet ebenso wie der für den Käufer kontraproduktive Konsolenkrieg, der theoretisch zum Kauf mehrerer Plattform zwingt. Aber wenn sich der Spieler genau so wenig um die Hardware kümmern muss wie der Entwickler um die theoretisch hundert Konfigurationen, dann profitieren alle vom "unified development". Und würde es nicht erst so zu einem echten Wettbewerb kommen? Ein Duell wie jenes zwischen Resistance und Gears of War wäre so wesentlich direkter, weil plattformunabhängig. Ein weiterer Vorteil der Wolken: Sie erreichen wesentlich mehr Spieler, da jeder Haushalt sehr leicht an sie heran kommt und die Verwirrung der Plattformen wegfällt.
Das sagt jedenfalls Dyack, der die Wolkentechnik damit quasi zu einem Teil seiner One Console Future-These macht. Es werde in Zukunft also nicht eine Konsole oder gar einen Anbieter namens OnLive, sondern sehr viele Dienstleister geben wird - ähnlich wie es im Kabelfernsehen Kanäle gibt. Dyack prognostiziert eine Sony-Wolke, eine Nintendo-Wolke usw. Auch wenn es keine klassischen Konsolen mehr geben werde, wird es also exklusive Spiele über firmeneigene Wolkenserver geben - zwar wird es weniger Spiele geben, aber dafür bessere. Zudem sei ein Vorteil, dass Spiele auf den Servern archiviert werden können.
Aber wem gehört dann letztlich das Spiel, wenn es auf einer Hardware läuft, die man nicht im Haus hat? Und wollen Spieler nicht auch eine Box anfassen und sammeln können? Diese Fragen kommen aus dem Publikum, aber Dyack verweist auf die Gewöhnung und iTunes: Auch damals hat man den Apple-Service belächelt; jetzt lache man über ihn, wenn er in einen Plattenladen geht. Auch das kritische Thema Lags, also die mögliche Verzögerung bei der Übertragung über Streams, beunruhigt Dyack überhaupt nicht, da die Technik ganz einfach verbessert werden wird und Ruckler noch nie ein wesentliches Problem innerhalb der Spielewelt darstellten.
Also: Die Konsolen sterben aus, alles wird digital vertrieben und die neuen Streaming-Wolken lassen viel bessere Spiele vom Himmel regnen.