von Marcel Kleffmann,

Blizzard Entertainment gewinnt Big Brother Award

Blizzard Entertainment (Unternehmen) von Blizzard Entertainment
Blizzard Entertainment (Unternehmen) von Blizzard Entertainment - Bildquelle: Blizzard Entertainment
Der Big Brother Award (als Negativpreis) in der Kategorie "Verbraucherschutz" ist an Blizzard Entertainment verliehen worden (Quelle). Seit dem Jahr 2000 werden in Deutschland die Big Brother Awards an Firmen, Organisationen und Personen verliehen, die in besonderer Weise und nachhaltig die Privatsphäre von Menschen beeinträchtigen oder persönliche Daten Dritten zugänglich machen.

Neben der Chataufzeichnung, dem Anlegen von Persönlichkeitsprofilen und den Nutzungsbedingungen, denen man zustimmen muss um überhaupt Zugriff auf das Online-Rollenspiel zu haben, wurde in der "Laudatio" insbesonders die Spielverlaufsprotokollierung (Erfolgsstatistik) erwähnt: "Sehr ergiebig für die Schnüffeleien unseres Daten-Drachen ist dagegen die Spielverlaufsprotokollierung. Dabei werden alle Handlungen des Spielers chronologisch erfasst. Damit man aber nicht so direkt merkt, dass hier eine Vorratsdatenspeicherung mit Anlage von Bewegungsprofilen stattfindet, hat man die Erfolgsstatistik eingeführt. Lobende Einträge gibt es zum Beispiel für Kämpfe, für 'Spieler gegen Spieler'-Aktionen, für das Absolvieren von 'Dungeons & Schlachtzügen', für von der Spielfigur erlernte Berufe, für den erworbenen Ruf der Spielfigur und die Teilnahme an so genannten 'Weltevents'. Nicht nur Spieler können die eigenen Ergebnisse betrachten, im Prinzip kann jeder, der den Spielewelt- und Charakternamen kennt, über das sogenannte 'Arsena' Informationen im Internet abrufen. Dort kann dann ermittelt werden, wer wann, wie lange und wie oft gespielt hat."

Auszug aus der "Laudatio": "Wir verleihen den Big Brother Award heute für das ganze Zusammenspiel verschiedener Komponenten unter dem Stichwort Real ID. Wenn sich die Spieler heute mit der gleichen E-Mail-Adresse z.B. in "World of Warcraft" und "Starcraft II" einloggen, sind sie damit auf Blizzards Battle.Net-Server und können sehen, ob ihre Freunde bei den anderen Blizzard-Spielen online sind. Und sie werden natürlich auch gesehen. Durch Real ID müssen die Spieler sich sehr gut informieren, mit mehreren Mailadressen arbeiten und ihre Spiele penibel voneinander trennen, wenn sie keinen Charakter-Fingerabdruck im Netz hinterlassen, sondern einfach nur ein bisschen in bunten, spielerischen Welten abschalten wollen.

Mit der gescheiterten Einführung von Klarnamen über die Real ID hat der Drache zwar einen Kopf verloren, aber welche zwei werden bald nachwachsen? Denn nicht Einsicht und Spielerkomfort waren der Grund für diesen Teil-Rückzug, sondern massive Proteste und ein blauäugiger Marketing-Fehler. Mit ausgiebigen Protokollen von Spieleraktionen und Verhaltensmustern ebnen Blizzard und andere Online-Spieleanbieter den Weg für personenbezogene In-Game-Werbung und Charakterprofile, die mit einer unbemerkt eingeführten Änderung der Nutzungsbedingungen problemlos Dritten zugänglich gemacht werden könnten.

Damit uns keiner falsch versteht: Wir halten Online-Spiele nicht für ein generelles Übel. Gerade die Firma Blizzard hat mehrere sehr kreative Spiele im Programm. Wir wünschen uns durch die Verleihung der BigBrotherAwards und die damit verbundene Publizität, dass Blizzard seine Privatsphäre-Einstellungen überdenkt und die Spieler sich die Mühe machen, die Nutzungsbedingungen wirklich durchzulesen. Wir hoffen, dass von unserem Preis eine Signalwirkung für die ganze Branche zum Vorteil der Verbraucher ausgeht."

Der Big Brother Award in der Kategorie Kommunikation ging übrigens an "die Cloud" als Trend, Nutzerinnen und Nutzern die Kontrolle über ihre Daten zu entziehen (Quelle).
Quelle: Big Brother Awards

Kommentare

Nacros schrieb am
Thommy741 hat geschrieben:Ich finde jeden Award in dieser Richtung wichtig und kann Spieler nicht verstehen, die scheinheilige Firmen wie Blizzard oder Bethesda mit gutem Gewissen verteidigen nur weil 1-2 derer Spiele auf persönlichen Top-Favoriten Listen gelandet sind. Ja, Skyrim an sich ist echt ne nette Sache aber jeder, der Bethesdas Handeln im Verhalten auf die PS3 Umsetzung verteidigt macht sich klar etwas vor und sollte sich andere Firmen angucken, die Spiele beim Release auch fertig auf den Markt bringen.
Und warum bekommt Blizzard den Award und nicht Valve (Steam), EA (Origin), Facebook, Google oder wer auch sonst auf der langen Liste von Datensammlern steht? Was hat Blizzard besonders Schlimmes gemacht im Vergleich zu den anderen Firmen? Alles, was ich in der Laudatio lese (nachwachsende Köpfe hat übrigens eine Hydra und kein Drache, soviel dazu), kann sich Steam beispielsweise auch an den Hut kleben und das sogar schon weit früher.
Ich denke, dieser unglaublich seriöse Moralaward hat sich einfach den schillerndsten Namen herausgepickt, um einen stellvertretenden Buhmann zu markieren. Das nennt man dann Sündenbock.
Ich nenne das geltungsbedürftig, scheinheilig oder/und asozial.
Thommy741 schrieb am
Ich finde jeden Award in dieser Richtung wichtig und kann Spieler nicht verstehen, die scheinheilige Firmen wie Blizzard oder Bethesda mit gutem Gewissen verteidigen nur weil 1-2 derer Spiele auf persönlichen Top-Favoriten Listen gelandet sind. Ja, Skyrim an sich ist echt ne nette Sache aber jeder, der Bethesdas Handeln im Verhalten auf die PS3 Umsetzung verteidigt macht sich klar etwas vor und sollte sich andere Firmen angucken, die Spiele beim Release auch fertig auf den Markt bringen.
Aurellian schrieb am
Nichtswisser hat geschrieben:Du bist ganz schön naiv. Die haben schon mal deine IP da man über nen Proxy kaum online spielen kann = dein richtiger Name. Mit der IP und deinem Namen kann man dann praktisch ein komplettes Bewegungsprofil für dich erstellen, denn dank Handy weiß man wo du wann und wie lange in der realen Welt warst, dank Google, Facebook und co ebenfalls wo und wie lange du dich in der virtuellen Welt herumtreibst, und dank Blizzard kannst du nicht mal in Azeroth herumlaufen ohne das man deine Bewegungen genau verfolgt.
Noch ne Kamera auf dem Klo und die Überwachung ist perfekt.
Stimmt zwar in vielen Fällen, dass diese Daten gesammelt werden, aber man darf es dann doch noch als fraglich ansehen, ob die vorhandenen Daten so einfach zusammengeführt werden (können).
Nichtswisser schrieb am
The_Chosen_Pessimist hat geschrieben:
lingonberrypancake hat geschrieben:
Leute wie dich werde ich wohl nie verstehen (genauso wie der ganze Origin Wahnsinn).
Wahnsinn wäre es eigentlich nur dann, wenn es den Leuten komplett egal wäre, was es manchen (zum Glück) nicht ist.
Offenbar bist du dir der Thematik nicht bewusst, oder es interessiert dich einfach nicht, was da alles vor sich geht, und ob das eigentlich in Ordnung ist.
Genauso wie ein iPhone-User, den es nicht schert, dass im Hintergrund jede Menge Leute versuchen, neue Quellen für die seltenen Rohstoffe zu finden, die für die Produktion notwendig sind. Laut dem Motto: Einfach Augen zu vor den echten Problemen, und alles Schlechte in der Welt ignorieren - lebt sich schließlich ja auch viel leichter.
Mein, irgendwie weit hergeholtes, Beispiel mag vielleicht auf Unwissenheit beruhen. Aber auch wenn dieses Wissen da wäre, würde es doch keinen interessieren, sind es doch langweilige Themen.
Stimmt nicht was du da sagst. Ich finde nur die hier vorgelegten Gründe lächerlich. Nicht weil ich ein Blizzard Fan bin, sondern weil ich nichts wichtiges auf meinem PC habe. Das einzige, was Blizzard un co. über mich weiss ist meine Nationalität, in welchem Land ich wohne und wie ich heisse. Sogar mein Geburtsdatum fake ich. Und ob die jetzt nachprüfen wann ich was spiele ich mir auch Wurst. Hört sich "Konsumopfrig" an, ist aber nun Mal so.
Du bist ganz schön naiv. Die haben schon mal deine IP da man über nen Proxy kaum online spielen kann = dein richtiger Name. Mit der IP und deinem Namen kann man dann praktisch ein komplettes Bewegungsprofil für dich erstellen, denn dank Handy weiß man wo du wann und wie lange in der realen Welt warst, dank Google, Facebook und co ebenfalls wo und wie lange du dich in der virtuellen Welt herumtreibst, und dank Blizzard kannst du nicht mal in Azeroth herumlaufen ohne das man deine Bewegungen genau verfolgt.
Noch ne Kamera auf dem Klo und die Überwachung ist perfekt.
The Incredible Hojo schrieb am
Die dunkle Seite der Medallie ist immer gleich groß wie die stahlende, das haben Medallien so an sich, sei es drum und weg vom Vergleich: Spiel x kostet y Euro, damit verbunden ist die Online-Pflicht, Datentransfer, was auch immer Böses. Meine freie Entscheidung ist doch entweder kaufen und Nachteile akzeptieren (wenn es überhaupt welche sind) oder es sein lassen und das Spiel nicht spielen.
schrieb am