X Rebirth
18.11.2013 08:11, Benjamin Schmädig

Erste Eindrücke, Test dauert noch

Pünktlich um 13:00 Uhr fiel der Startschuss für X Rebirth (ab 29,99€ bei kaufen) – die vierte große Episode der Weltraumoper und der Versuch eines Neuanfangs. Da wir von Egosoft bis zum Verkaufsstart keine Testversion erhalten haben, sind wir vor einigen Stunden erst in die unendlichen Weiten vorgestoßen. Da die große Wirtschaftssimulation erneut viel Zeit verschlingen wird und wir sie in Ruhe unter die Lupe nehmen wollen, können wir zwar noch keinen Test anbieten, wollen aber unsere ersten Eindrücke schildern.

Ein neuer Held nimmt an Bord eines neuen Raumschiffs Platz und dieses wird er anders als sein Vorgänger nicht mehr hergeben: Er kann das Schiff zwar aufrüsten, ebenfalls eine Flotte aufbauen sowie Raumstationen errichten. Er steuert aber stets nur das Stinktier von Albion. Das Schiff heißt tatsächlich so und ist ein hochentwickelter Prototyp, der trotz seiner Stärke als halbes Wrack zurückgelassen wurde. Für Kenner interessant: Vor seiner Verschrottung trug er noch den Namen Stolz von Albion.

Mein Alter Ego hat sein neues Schiff jedenfalls gerade erst aufgetrieben, als ich in seine Haut schlüpfe. Zumindest befinde ich mich im Cockpit, als das frisch erbeutete Vehikel noch regungslos am Fleck verharrt. Unmittelbar darauf trifft ein Hilferuf von einem heran fliegenden Schiff ein und schon wenige Sekunden später platzt eine junge Dame an Bord: Wachsgesicht, bunte Haare, steife Bewegungen und hautenger Raumanzug. Hauteng - bis auf den plumpen Ausschnitt von Hals bis Silikonbusen. Da fehlt nämlich ebenso viel Stoff wie Geschmack.

Leider redet diese Karikatur pubertärer Sehnsüchte auch noch, als kenne sie "Schauspiel" nur vom Hörensagen. Und warum sollte sie sich auch bemühen? Die Dialoge sind zum Erröten schlecht; ein Regisseur war während der Aufnahmen vermutlich nicht anwesend. Egosoft will eine Geschichte erzählen, aber mir ist jetzt schon die Lust darauf vergangen. Zu allem Überfluss ist die abstoßende Labertasche selbst im freien Spiel, das ja ohne Handlung auskommt, meine ständige Copilotin.

Apropos Cockpit: Einige wichtige Menüpunkte, etwa zur Navigation, sind zwar nach wie vor unter zu vielen Ebenen versteckt, trotzdem macht die Menüführung zumindest einen durchdachten Eindruck. Auch das Anklicken eines Raumschiffs oder eine Station, um damit verbundene Aktionen aufzurufen, erleichtert die komplexe Steuerung. Den Einstieg hat Egosoft übrigens noch immer nicht gemeistert. Denn während mir behutsam viele Funktionen beigebracht werden, erscheinen andere wichtige Hinweise nur eine kurze Zeit mitten im Bild - keine gute Art, Neulinge an die Hand zu nehmen.

Der Ausblick ist dafür einmal mehr überwältigend: Gasnebel, Asteroiden, riesige Planeten und gewaltige Raumbasen, deren Komplexe durch röhrenförmige Module miteinander verbunden sind, lassen einen beeindruckenden Weltraum lebendig werden. Obwohl mehr Farbe im Spiel ist als zuletzt, trotzdem erzeugen viele dunkle Töne im Zusammenspiel mit der elektronischen Musik dabei eine angenehm düstere Stimmung. Das zweite System, in das ich fliege, scheint sogar in den Resten eines zerbrochenen Planeten zu liegen, denn in der Ferne erstrecken sich gewaltige Gesteinsbrocken über den Horizont. Damit das gut aussieht, verlangt X Rebirth allerdings einen flotten Rechner.

Die langen Reisewege innerhalb eines Systems kann ich neuerdings verkürzen, indem ich so genannte Highways nutze: In diesen rase ich auf einer von neun Spuren durchs All und wenn ich hinter einem schnellern Flieger in dessen Spur wechsele, nutze ich sogar dessen "Windschatten". Die Reise in ein anderes System erfolgt über ähnliche Trassen. Schön auch, dass sich selbst abseits der Schnellstraßen Fliegerkolonnen bilden, die z.B. an den Verkehr über Coruscant erinnern.

Angetan bin ich auch von der Steuerung des Stinktiers und meinen ersten Raumkämpfen, denn die fühlten sich tatsächlich wie zeitgemäße Weltraumaction an – dieser Aspekt war stets ein Schwachpunkt der X-Serie. Und obwohl ich in Rebirth ausschließlich das eine Schiff steuere: Ich kann Mannschaftsmitglieder anheuern, die verschiedene Werte der Schiffe, z.B. ihre Verteidigung stärken. Solche Besatzungsmitglieder finde ich auf Raumbasen, wo sie leider nur starr am Fleck meinen Klick erwarten.

Überhaupt bin ich von dem Betreten der Stationen nicht begeistert. Natürlich ist es toll, wenn das große eigene Schiff im Hangar steht, wo ich es über die ausgefahrene Rampe betreten und verlassen kann. Die Innenarchitektur ist allerdings bedeutend unattraktiver als der Blick aus dem Cockpit und bisher habe ich nur sehr überschaubare Abschnitte betreten. Enge Gänge und winzige Räumlichkeiten zeichnen das Innenleben aus, in dem sich viele Bauteile ständig wiederholen.

So interessant das Verlassen des Raumschiffs auf dem Papier sein mag: Mehr als aufgeblasene Menüs sind die Stationen bisher nicht. Ich bin gespannt, wie sich X Rebirth entwickelt. Dem ersten Eindruck nach ist es vielleicht keine Neugeburt, aber eine zumindest im Kern durchdachte Weiterführung der Serie.

UPDATE vom 18.11.: Die obigen Eindrücke beziehen sich auf die ersten Stunden des  Spiels, in denen ein Programmstopp während des Ladens eines Spielstands der einzige nennenswerte Fehler war. Zu diesem Zeitpunkt ahnten wir noch nicht, dass uns am Wochenende mehrere Fehler davon abhielten, in der Kampagne voran zu kommen. Wir konnten zahlreiche Abstürze auf zwei verschiedenen Rechnern nicht vorhersehen und wir waren noch nicht lange genug unterwegs, um uns über zahlreiche inhaltliche Schwächen zu ärgern.

Inzwischen fliegen wir mit zwei Schiffen nicht nur ernüchtert, sondern enttäuscht durch die endlichen Weiten und werden in Ruhe vor allem die Einzelheiten des freien Spiels mit dem Tricoder scannen. Ob der Aufbau eines Handelsimperiums wenigstens im späteren Verlauf das erhoffte X-Gefühl zurückbringt?

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