von Jan Wöbbeking,

gc-Eindruck: Y - Der Fall John Yesterday

Der Fall John Yesterday  (Adventure) von Crimson Cow
Der Fall John Yesterday (Adventure) von Crimson Cow - Bildquelle: Crimson Cow
Pendulo schlägt einen neuen Weg ein: Bisher stand in den Adventures der Spanier ein sich zankendes Duo aus Mann und Frau im Mittelpunkt einer komödiantischen Abenteuergeschichte. Noch einmal wollten die Entwickler das bewährte Schema offenbar nicht wiederholen, deshalb wagen sie sich jetzt in die Gefilde des Psycho-Horrors: Auf der gamescom präsentierte Crimson Cow uns einen ersten Blick auf den Point-and-Klick-Titel mit dem ungewöhnlichen Namen "Y - Der Fall des John Yesterday". Die Geschichte dreht sich abwechselnd um eine ganze Reihe von Hauptfiguren, welche offenbar allesamt ernsthafte Neurosen mit sich herumtragen.

In einer dystopischen Zukunft verschwinden immer mehr Obdachlose von der Bildfläche und werden kurze Zeit später derart entstellt aufgefunden, dass es beinahe schon an den Film Predator erinnert. Eine mysteriöse Narbe in Y-Form erscheint auf den Händen einiger Personen, welche in keinem erkennbaren Zusammenhang zueinander stehen. Unerwartet findet sich Amnesie-Patient John Yesterday im Mittelpunkt einer weltweiten Verschwörung.

Jede Mengen Leichen im Keller

Im Laufe des Spiels schlüpft der Spieler in die Rolle der unterschiedlichen Charaktere und muss die finsteren Geheimnisse ihre Vergangenheit aufdecken. Die Polizei kümmert sich nicht um die Obdachlosen-Morde, also ermitteln zwei Freunde von einer Wohltätigkeitsorganisation auf eigene Faust. Sie begeben sich in New Yorks unterirdisches Tunnelgeflecht, um die dort lebenden Landstreicher auszufragen.

Der typische Pendulo-Stil ist zwar noch zu erkennen, trotzdem ist das Design viel düsterer geraten. Die Inszenierung orientiert sich mit an Graphic Novels und Serien wie Lost, Dexter und dem Adventure-Klassiker Baphomets Fluch. Wenn die Hauptfiguren Cooper, Henry White oder auch andere Personen emotional an ihre Grenzen getrieben werden, werden ihre Gefühle und Gedanken in kleinen Filmchen wiedergegeben, welche in Comic-Kästen ablaufen. Als z.B. der Anführer eines im Untergrund lebenden Kults Cooper als Kätzer bezeichnet, bekommen er und der Spieler plötzlich ein traumatisches Erlebnis aus seiner Kindheit zu sehen.

Rückblenden im Graphic-Novel-Stil

Ein Anführer seines alten Pfadfinder-Verbands faltet ihn mit einem wütenden Vortrag nach Strich und Faden zusammen, weil sich sein verhasster Befehlsempfänger schon wieder vor Angst in die Hose gemacht hat. Auf mentaler Ebene mag der stämmig gebaute Student nicht all zu stark sein, physisch ist er es schon. Er ist der Mann für's Grobe: Führt z.B. kein Weg über einen leeren Fahrstuhlschacht, kann er das Rätsel lösen, indem er eine Tür aus den Angeln reißt und sie als Brücke über den Abgrund legt.

Henrys Stärke ist dagegen sein Grips. Er bastelt wie MacGyver an einem Stück Blech einer Cola-Dose herum und knackt mit dem daraus entstandenen Werkzeug ein Schloss. Um die filmische Inszenierung zu verstärken, setzen die Entwickler in dramatischen Szenen auf schnell wechselnde, nahe Kamera-Einstellungen. Außerdem breitet sich die Gedankenwelt mitunter in die sichtbare Welt aus und es erscheinen z.B. eine Reihe von Schaufensterpuppen in einer Szene, in der sie eigentlich gar nicht auftauchen dürften.

Mysteriöse Weltreise

Der Mystery-Thriller dreht sich um insgesamt 20 Charaktere und führt in über 30 handgezeichneten Hintergründen auch auf den Gipfel Tibets und in die Gassen von Paris. Die Größe des Inventars soll in für Pendulo typischer Weise überschaubar bleiben. Ein interaktives Storyboard-System hilft beim Wiedereinstieg nach einer längeren Spielpause auf die Sprünge - außerdem gibt es eine Ingame-Hilfe, welche aber nicht ganz so viel verraten soll wie in The Next Big Thing. Je nach Erfahrung wird die Knobel-Session 6-16 Stunden dauern und kommt im Frühjahr 2012 für unter 30 Euro in den Handel. Die ersten präsentierten Szenen hinterließen bereits einen recht atmosphärischen und frischen Eindruck.

gc-Eindruck: gut


Kommentare

crewmate schrieb am
So sehr mich das Konzeot anspricht.
Gehen uns die Buchstaben aus, oder warum muss man es wie eine sehr gute RPG Reihe nennen?
schrieb am
Der Fall John Yesterday
ab 2,99€ bei