von Michael Krosta,

Prison Architect: Verstoß gegen Genfer Konvention - "Rotes Kreuz" in Pixeldarstellung sorgt für Ärger

Prison Architect (Taktik & Strategie) von Introversion Software / Astragon / Double Eleven / Paradox Interactive
Prison Architect (Taktik & Strategie) von Introversion Software / Astragon / Double Eleven / Paradox Interactive - Bildquelle: Introversion Software / Astragon / Double Eleven / Paradox Interactive
Mit der wiederholten und gerade mal fünf Pixel großen Abbildung des Roten Kreuzes haben sich die Macher der Gefängnissimulation Prison Architect (ab 6,25€ bei kaufen) Ärger mit dem Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) eingehandelt. Darüber hat PC Gamer ausführlich berichtet. Tatsächlich handelt es sich bei dem bekannten Symbol um ein geschütztes Zeichen, das man in Spielen nicht einfach auf Krankenwagen oder Rucksäcken von Sanitätern abbilden darf. Doch genau das haben Produzent Mark Morris und Designer Chris Delay getan - wie gefühlt 1000 andere Entwickler vor ihnen, die das besagte Zeichen vor allem auf die üblichen "Heilpakete" pinselten.

Doch vor Weihnachten machte das Britische Rote Kreuz die Leute von Introversion nicht nur darauf aufmerksam, dass es sich um ein geschütztes Symbol handelt, sondern die unauthorsierte Nutzung seit 1957 auch eine Straftat in Großbritannien darstellt. Gesetze wie diese wurden in erster Linie auch deshalb erlassen, um einen Missbrauch des Zeichens zu verhindern. So wie 2008, als sich kolumbianische Spezialagenten als Sanitäter verkleideten, um politische Gefangene zu befreien.

"Wenn das Rote-Kreuz-Zeichen oder ähnliche Symbole zweckentfremdet werden, ganz egal wie gut gemeint oder belanglos es sein mag, dann wird die spezielle Bedeutung des Zeichens abgeschwächt. Das Rote Kreuz oder ähnliche Designs sind kein allgemeines Zeichen für Krankenwagen, das Gesundheitswesen, erste Hilfe, Krankenpflege oder Ähnliches. Darüber hinaus sind es keine Zeichen, die für kommerzielle Zwecke genutzt werden dürfen, wie etwa für Werbekampagnen oder auf Produkten", heißt es in der E-Mail, die das Studio bekommen hat.

Tatsächlich könnte man den Verantwortlichen rechtlich vorwerfen, mit der Pixelbild-Darstellung gegen die Genfer Konvention verstoßen zu haben und sie folglich als Kriegsverbrecher vor Gericht stellen. Allerdings wollten die beiden dieses Risiko nicht eingehen und haben umgehend eingelenkt: Mit wenigen Handgriffen wurde die Farbe verändert und aus den roten Kreuzen wurden grüne.

"Ich habe immer gedacht, dass es sich beim Roten Kreuz um das universelle Symbol für Heilpakete, Heilpakete - einfach alles rund ums Heilen in Videospielen handelt"
, meint Delay. "Ich bin mir sicher, es gab auch vor 20 Jahren rote Kreuze auf den Heilpaketen in Doom."

Nicht nur deshalb üben die beiden leichte Kritik am Roten Kreuz, weil man sich hier ausgerechnet auf einen kleinen Indie-Entwickler gestürzt hat, während das Symbol in vielen anderen und größeren Produktionen weiter genutzt wird, darunter z.B. älteren Teilen von Halo oder Left 4 Dead. Sie finden es darüber hinaus verwunderlich, dass man mit Teilen der eingenommenen Spendengelder lieber Abmahnanwälte bezahlt anstatt das Geld für den eigentlich vorgesehenen Zweck, nämlich der medizinischen Unterstützung, zu verwenden.

Letztes aktuelles Video: Version 20

Quelle: PC Gamer

Kommentare

Sir Richfield schrieb am
Wulgaru hat geschrieben:Das medizinisch Heilung anders funktioniert, hat ja nichts mit diesem Symbol zu tun bzw. die Gamer die das daraus ziehen, haben eventuell noch ganz andere Probleme. :wink:
Du machst dir keine Vorstellung vom Ausmaß meiner Verwunderung, als ich bei der Grundausbildung lernte, dass man eine Waffe nicht aufnimmt, indem man auf sie drauftritt. :)
Auf den Rest deines Posts möchte ich zusammenfassen reagieren mit:
Ja, das ist ein differenzierteres Thema, als es auf den ersten Blick scheint.
johndoe1770423 schrieb am
Temeter  hat geschrieben: Ich denke das ist ja, was am ehesten da sauer aufstößt, insbesondere zusammen mit den angedrohten drakonischen Strafen, die das ganze ins Absurde verkehren. Selbst wenn man die genauen Hintergründe nicht kennt (und da gibt es wohl Aufklärungsbedarf).
Das hätte man wahrlich besser lösen können.
Ja!
Das ist natürlich auch PR, provoziernd vieleicht, oder evtl. aus dem Kontext gerissen (Medien -> Clickbait).
Macht aber vieleicht den einen oder anderen nachdenklich über die Hintergründe.
Ich fand die 3-teilige ZDF-Doku zum Thema Killerspiele nicht so schlecht, in einer Folge ging es um dieses Problem, ich glaube, da war auch das Interview mit den Arma-Entwicklern.
Wulgaru schrieb am
Sir Richfield hat geschrieben: Wie du an der Reaktion hier und in anderen Foren sehen kannst, ist das bereits geschehen.
Das Rote Kreuz steht für Spieler für "Hier Leben auffrischen".
Schlimmer noch, durch Spielmechaniken wie "Kill the Medic" wird die Bedeutung des Logos in das absolut exakte Gegenteil gekehrt.
Nun, bei der ersten Bedeutung, finde ich nicht unbedingt das sich das verkehrt. Wenn du das Symbol mit Heilung und Rettung assoziierst, dann wird sie dadurch ja doch eher bestärkt. Das medizinisch Heilung anders funktioniert, hat ja nichts mit diesem Symbol zu tun bzw. die Gamer die das daraus ziehen, haben eventuell noch ganz andere Probleme. :wink:
Deinen zweiten Punkt finde ich da spannender. Denn hier kann man wirklich sagen das das eine Perversion ist. Schließlich haben Sanitäter dieses Symbol aus einem bestimmten Grund und zwar insofern das sie quasineutrale Kräfte in einem Konflikt sind. Das man sich in der Realität wohl auch eher weniger daran hält, ist natürlich auch etwas was man einwenden könnte, aber per se gilt. Diese Gestalt da vorne mit der Binde in Ruhe lassen, den Nebenmann kannste killen.
Daher...wenn es nur um ein Medipak an sich ginge, kann ich mir es eigentlich nur insofern als negativ vorstellen, dass man vom Roten Kreuz einfach das Spielkonzept eines Spieles wie Prison Architect anguckt und damit moralisch nichts zu tun haben will. Was manche natürlich als humorlos bezeichnen würden, aber schon eine nachvollziehbare Haltung sein kann.
Purple Heart schrieb am
Ab nach Saudi-Arabien mit den Entwicklern und hinrichten!
Temeter  schrieb am
Sir Richfield hat geschrieben:Dank der jüngeren Geschichte ist so eine Abmahnung in meinen Augen halt nicht so geeignet, um ein klärendes Gespräch zu beginnen...
Ich denke das ist ja, was am ehesten da sauer aufstößt, insbesondere zusammen mit den angedrohten drakonischen Strafen, die das ganze ins Absurde verkehren. Selbst wenn man die genauen Hintergründe nicht kennt (und da gibt es wohl Aufklärungsbedarf).
Das hätte man wahrlich besser lösen können.
Außerdem würde ich mal sagen, dass ich das Rote Kreuz eher von humanitären Aktionen kenne: Die machen ja alles als Organisation, von der Katastrophenhilfe (die Leuten am ehesten bekannt sein sollte), Blutspenden, medizinische Lehrkurse oder Veteranen-Unterstützung. Dürfte auf die Mehrheit zutreffen, oder?
Das auf 'nicht schießen' zu verrringern, ist schon ein bischen absurd. Zumal meinem Verständnis nach das Zeichen nicht auf die Organisation beschränkt ist, sondern auch (unbewaffnetes) medizinische Personal von Militärstreitkräften, die die Genfer Konvention unterstützen?
schrieb am