von Julian Dasgupta,

Amalur & Copernicus: 38 Studios pleite, wird ermittelt

Nicht, dass noch viel Hoffnung bestanden hätte, nachdem man vor drei Wochen sämtliche Angestellte entlassen musste: Wie das Providence Journal berichtet, hat 38 Studios jetzt offiziell Insolvenz angemeldet.

Das Unternehmen, zu dem auch Big Huge Games gehört, hatte in den vergangenen Wochen und Monaten eifrig versucht, neue Fördermittel anzuzapfen und Investoren aufzutreiben, um die drohende Pleite abzuwenden - ohne Erfolg. In einer offiziellen Stellungnahme heißt es:

"This action comes after several weeks when the company has reviewed, considered and received the recommendations and advice with respect to potential avenues for relief that are currently available. After ongoing negotiations with the State of Rhode Island and potential investors and other interested parties, the Company has been unable to find a solution to the current stalemate."

Das Hauptstudio war 2010 nach Providence, Rhode Island gezogen, da der Bundesstaat mit einem Kredit von 75 Mio. Dollar gelockt hatte, wovon letztendlich 49 Mio. ausgereizt wurden.  Zuvor hatten schon Curt Schilling sowie andere Investoren Geld in den 2006 gegründeten  Hersteller investiert, der 2009 noch Big Huge Games und dessen RPG-Projekt übernommen hatte. Aus jenem Projekt wurde später Kingdoms of Amalur: Reckoning (Codename: Project Mercury), während das 38-Hauptteam seit 2007 an einem MMORPG (Codename: Project Copernicus) gearbeitet hatte.

Massive Schulden & FBI-Untersuchung

Den Anteilhabern und Managern könnten aber noch über die Pleite hinausgehende Konsequenzen drohen: Mittlerweile sind die Polizei, die Staatsanwaltschaft sowie das FBI involviert, heißt es da. Es gehe darum, "Aktivitäten zu untersuchen, die erst kürzlich bekannt geworden sind." Man muss wohl kein Hellseher sein, um zu vermuten, dass es um Geldflüsse rund ums Studio gehen dürfte.

Laut der Involvenz-Dokumente (via WRPI) schuldet 38 Studios stolzen 1079 Geldgebern insgesamt satte 150,7 Mio. Dollar. Die noch austehenden Gehälter für die Entwickler machen da erwartungsgemäß nur einen kleinen Anteil aus. Die eigenen Besitztümer bewertet das Unternehmen mit 21,7 Mio. Dollar.

Das Tochterunternehmen 38 Studios Baltimore ist zusätzlich mit 5,5 Mio. Dollar verschuldet. Die Firma erhielt in den Jahren 2010 und 2012 insgesamt 22 Mio. Dollar von Electronic Arts. Der Publisher hatte letztendlich die Produktion von Kingdoms of Amalur: Reckoning finanziert, durfte dafür aber im Gegenzug dann auch den Großteil der Einnahmen behalten, als das Spiel im Februar veröffentlicht wurde. Laut Schilling, der übrigens 82,9 Prozent des Eigenkapitals von 38 Studios besitzt, hat sich das RPG bis dato ca. 1,2 Mio. Mal verkauft. Eine dritte 38-Tochter, Mercury Project LLC, hat 1,9 Mio. Dollar Schulden bei EA.

Wer übrigens eine interessante Analyse der Lage von 38 Studios lesen will, die über das doch etwas simple "zu ambitioniert" von Trion-Chef Lars Butler hinausgeht, sollte sich diesen Artikel vorknöpfen, der sich mit genauen Gründen für das Scheitern des Herstellers auseinandersetzt.


Kommentare

EvilAcid schrieb am
Sehr interessant... 150 000 000$ Miese ... das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen... was haben die denn mit der Knete verzapft... keine Ahnung was SWTOR gekostet hat, aber das kam wenigstens raus.... von Copernicus kamen 5 Screenshots... echt herb... das gibt noch ein interessantes Nachspiel fuer 38S ... und moeglicherweise muss Herr Schilling da nochmal nach seinem Geldbeutel greifen
Wenn man bedenkt, dass hier im Forum die anderen "38S-pleite" Posts wegen 75Millionen heiss diskutiert wurden... und nun ist der Berg doppelt so gross... krass...
Pioneer82 schrieb am
Hmm scheinbar war das Studio schon lange nich mehr zu retten.Interessante Analyse.
Kajetan schrieb am
4P|BOT2 hat geschrieben: ... sollte sich diesen Artikel vorknöpfen, ...
Danke. Sehr aufschlussreich.
schrieb am