von Julian Dasgupta,

DayZ: Dean Hall verlässt Bohemia zum Jahresende

DayZ (Survival & Crafting) von Bohemia Interactive
DayZ (Survival & Crafting) von Bohemia Interactive - Bildquelle: Bohemia Interactive
Gegenüber Eurogamer.net verriet Dean Hall, er werde Bohemia Interactive gegen Ende des Jahres den Rücken kehren. Der Erfinder von DayZ will in seine Heimat Neuseeland zurückkehren, um dort ein eigenes Studio zu gründen. Das von ihm aufgebaute Team in Tschechien soll die Entwicklung fortführen.

Er selbst sei eine "Granate", so der Designer, der sich damit aber nicht loben will, sondern sagt: Er habe eben eine sehr bestimmte Funktion. Hall sei gut darin, Risiken einzugehen und andere davon zu überzeugen, ein Risiko einzugehen. Im Falle von DayZ habe er dies jetzt zwei Mal gemacht: das erste Mal bei der Modifikation, danach bei der kommerziellen Version. Ab einer gewissen Phase des Projekts sei es aber nicht mehr sehr förderlich, jemanden mit seiner Persönlichkeit in der Führungsrolle zu haben.

Auch habe er eigentlich nie vorgehabt, Neuseeland so lange fern zu bleiben. Bei Bohemia zu arbeiten sei außerdem ungefähr so, als koche man in einer fremden Küche. Ursprünglich habe er eigentlich schon dieses Jahr zurückkehren wollen - das wäre aber "blöd und unfair gegenüber der Community" gewesen. Hall will im Team bleiben, solange dies noch erforderlich und sinnvoll sei. In irgendeiner Form werde er sicherlich DayZ immer verbunden sein.

Hall weiß, dass die Neuigkeiten durchaus in der Community für Wirbel sorgen werden - es wäre aber sowohl gegenüber Bohemia als auch den Fans nicht fair gewesen, ein Geheimnis daraus zu machen. Der Neuseeländer erinnert dabei an Markus Persson, der das Minecraft-Zepter ohne Vorwarnung abgegeben hatte. Der Unterschied: Mojang sei Perssons eigenes Studio, Bohemia sei hingegen nicht Halls Studio. Bohemia habe eben seine eigene Arbeitsweise, außerdem vermisse er seine Heimat.

Hall hat schon Konzepte für drei neue Spiele niedergeschrieben, zwei weitere seien in der Mache. Bei vielen gebe es Ähnlichkeiten zu DayZ - er sei eben fasziniert von Multiplayer-Spielen und interessiert am Survival-Thema.

"Es kommt mir so vor, als ob DayZ ein grundsätzlich fehlerhaftes Konzept ist und ich war mir dessen immer bewusst. Es ist kein perfektes Spiel; es ist kein perfektes Multiplayer-Erlebnis und das kann es auch niemals sein mit dem absoluten Funken, den ich mir darin wünsche."

Er werde auch zukünftig das perfekte Multiplayer-Erlebnis anstreben.

Hall hatte bei Bohemia angeheuert und nebenbei die DayZ-Mod für Arma 2 entwickelt. Als diese sich zu einem riesigen Erfolg entwickelte und den Military-Shooter in die oberen Chartpositionen beförderte, beschloss das Studio, eine eigenständig lauffähige kommerzielle Version zu produzieren. Deren Alpha ging mit deutlicher Verspätung an den Start, konnte sich aber dennoch innerhalb eines Monats mehr als eine Mio. Mal verkaufen.

Update: Auf Reddit meldet sich Hall mit ein paar weiteren Anmerkungen zu Wort. So stellt er nochmal klar, dass er derzeit immer noch der Chef des DayZ-Teams ist und sich das vorerst auch nicht ändern wird. Bohemia habe die Rechte an dem Titel und werde sich auch weiterhin darum kümmern - es sei schon etwas beleidigend dem Team gegenüber anzunehmen, das Projekt werde ohne seine Anwesenheit gleich implodieren.

Er vermisse seine Heimat und habe seiner Familie schon seit langer Zeit versprochen, endlich wieder zurückzukehren. Dank seiner Zeit in der Armee und danach sei er jetzt fast ein Jahrzehnt woanders unterwegs gewesen. Es sei kaum sinnvoll und machbar, ein Team mit über 50 Entwicklern von Neuseeland aus zu leiten.

Auch geht er auf seine früheren Äußerungen ein: Er wolle das "ultimative Multiplayer-Spiel" machen - DayZ sei nicht jenes ultimative Multiplayer-Spiel und sei auch nie so konzipiert worden. Sein Ziel mag letztendlich vielleicht unerreichbar sein, es helfe ihm aber dabei, seine Arbeit selbstkritisch zu betrachten. Hall ist davon überzeugt, DayZ sei nicht das beste Spiel, das er erschaffen kann - sobald er keinen Wert mehr für jenes Projekt hat, wolle er neue, bessere Spiele machen.

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Kommentare

Mr.Freaky schrieb am
Alex011 hat geschrieben:Vielleicht Paranoia, er will nach Neuseeland weil in Filmen Neuseeland nie als Ort für eine Zombieapokalypse in Erscheinung tritt
Braindead? ;D
Alex011 schrieb am
Vielleicht Paranoia, er will nach Neuseeland weil in Filmen Neuseeland nie als Ort für eine Zombieapokalypse in Erscheinung tritt
unknown_18 schrieb am
Genau solche Leute wie Dean Hall braucht es deutlich mehr in der Spiele Branche, schön das er nun sein eigenes Studio machen will, bin gespannt was er zukünftig noch so für Ideen hat. :Daumenlinks:
Hij@ck3r schrieb am
So mancher scheint ja zu denken, dass er sein Geld direkt dem guten Mr. Hall in den Hut geworfen haben und er damit jetzt nach Mallorca geht und es versäuft... wtf? DayZ wird doch nach wie vor bestehen bleiben und weiter entwickelt. Daran wird Halls Weggang wohl kaum viel ändern, denke ich. Entsprechend ist alles Geld, das man ja in das Spiel und nicht in Hall investiert hat (o.o!) doch nicht verloren?! Hall stampft mit seinem Umzug und seinen Plänen ja nicht die Alpha ein und macht sich mit allem Geld und der Marke aus dem Staub wie in einem Bankraub-Film.
Ich finde völlig in Ordnung, was Hall da macht und vor allem WIE. Viel zu oft läuft sowas sehr viel unordentlicher. Seine Beweggründe sind absolut nachvollziehbar und mMn erst recht die völlig korrekte Erkenntnis, dass DayZ wie auch die anderen Genre-Vertreter letztlich nicht wirklich als das funktionieren, was sie gerne wären. Ich würde mir wünschen, dass Hall dem Problem näher rücken kann und zumindest Teile davon ausmerzen kann. Das Potenzial hat er definitiv, denke ich.
Ich bin jedenfalls schlicht gespannt, was wir in den nächsten Jahren Neues von Hall und womöglich seinem Studio hören werden.
mindfaQ schrieb am
Das ultimative Multiplayerspiel gibt es schon.
schrieb am