von Julian Dasgupta,

Gothic 3: "Fehler von Gothic 1 wiederholt"



Auf der Quo Vadis 2007 Konferenz hielt Ralf Marczinczik, unterstützt vom für Community und Soundtrack verantwortlichen Kai Rosenkrantz, einen Vortrag über die Art-Direction von Gothic 3 (ab 2,15€ bei kaufen) . Den Entwicklern, die sich auch schon in mehreren Forenposts für den Zustand der Releaseversion des Spiels entschuldigt hatten, war es ein Anliegen, auch über jene Dinge zu reden, die in der Produktion nicht geklappt hatten.



Und so eröffenet Piranhas Art Director seine Präsentation auch kurz und knapp: "Bei Gothic 3 haben wir alle Fehler wiederholt, die wir seinerzeit bei Gothic gemacht hatten." Man sei selbst überrascht gewesen, wie gut sich das Spiel dennoch verkauft habe, auch hätten sie "viele Preise bekommen, von denen wir einige eigentlich nicht verdient haben."



Die Hauptwurzel des Übels dürfte die parallele Entwicklung von Technologie und Spiel gewesen sein. Hatte man Gothic 2 relativ effizient in kurzer Zeit produzieren können, da man auf einer ausgebauten Version der ersten Engine sowie den bereits bestehenden Tools aufbauen konnte, musste man beim dritten Teil wieder von Grund auf anfangen.



Die ursprüngliche Ansage der Programmierung sei gewesen, dass sich die Grafiker um die Polygonzahlen (Poly-Count) keine Sorgen machen müssten. Und dementsprechend detailiert ging man dann vor. Die ersten Häuser hatten einen Poly-Count von 10.000, 20.000 oder mehr gehabt. Was bei einer kleinen Siedlung wohl schon problemos ausgereicht hätte, um die Engine in die Verzweiflung zu treiben, auch hatten die Coder mittlerweile ihre originale Angabe revidiert.



Auch das modulare System, mit dem man Frisuren und Helme auf die Köpfe der Charaktere montieren wollte, funktionierte nicht wie eigentlich angedacht. Das Endergebnis sah extrem unnatürlich und somit unbrauchbar aus. Apropros Haarpracht: die Darstellung von Haaren und Fell ließ sich trotz längerer Bemühungen nicht so umsetzen, wie man sich das eigentlich ursprünglich gewünscht hatte. Was die hohe Glatzkopfquote sowie den Mangel an Charakteren mit längeren Haaren erklärt.



Unzufrieden ist man auch mit dem Intro. Ursprünglich sollte dieses nicht intern entwickelt werden, allerdings hatte sich Piranha Bytes im Austausch für eine andere Gegenleistung bereit erklärt, jene Arbeit selbst zu übernehmen.



Marczinczik führt weiter aus, dass auch innerhalb des Teams die eine oder anderen Hürde genommen werden musste. Im Angesicht des Umfangs der Produktion ist Piranha Bytes mit knapp 20 Mann eine recht kleine Firma, die flache Hierarchien habe. So sei es durchaus vorgekommen, dass es dann 20 verschiedenen Meinungen zu einem neuen Feature oder künstlerischen Vorschlag gegeben habe. Dem Entscheidungsprozess sei dies nicht gerade zuträglich gewesen.



Erst als die vielen Einzelteile dann in der Zeit vor dem Release nach und nach zu einem Ganzen zusammengefügt wurden, sei allen Beteiligten wirklich klar geworden, wieviel Arbeit man eigentlich noch vor sich hat. Sei es sonst eigentlich üblich, ein paar Tage Crunchtime, also ein extrem hohes Arbeitspensum, in der Masterphase durchmachen zu müssen, so haben die Piranhas schon Wochen vor dem Goldmaster rund um die Uhr an ihrem RPG werkeln müssen. Viele hätten in dieser Zeit für gewöhnlich 50 Stunden am Stück gearbeitet, wären dann für 8 Stunden nach Hause gefahren oder hätten in der Firma geschlafen, um dann wieder zur nächsten Schicht anzutreten.



Nach dem Release sei man vom Publisher angehalten worden, sich nicht zu öffentlich äußern. Allerdings habe sich das Team dann eine Woche nach der Veröffentlichung entschieden, sich im Forum zu den Bugs zu äußern. Dies habe dann auch einen Stimmungsumschwung bewirkt.



Besserung gelobt Marczinczik für die Zukunft. So sei die Teamstruktur mittlerweile angepasst worden, so dass Entscheidungen schneller getroffen werden können. Auch habe man kürzlich die Umstellung des Workflows abschließen können. Bei kommenden Produkten werde man wesentlich früher mit der Integration der einzelnen Komponenten anfangen, als das bisher der Fall gewesen war.



Der Art-Director plauderte auch sonst noch etwas über seine Arbeit an Gothic 3. Für die Orks hatte es diverse Entwürfe gegeben, beispielsweise gab es eine Variante, in denen er Elemente von Werwölfen eingearbeitet hatte. Man entschied sich jedoch später für einen Look, der eher in Richtung der Henson-Puppen ging. Auch habe er sehr viel Concept-Art entwickelt, die es zwar nicht ins finale Spiel geschafft hätte, aber sehr wichtig für das Team gewesen war, um zu sehen, in welche Richtung es gehen soll. So ergänzt Kai Rosenkrantz, dass die Stimmung der Artworks vielfach der Ausgangspunkt für seine Kompositionen gewesen waren.



Kommentare

leeresRegal schrieb am
Ich finde G3 ist trotzdem ein superspiel gerade jetzt nach dem neuen CP ;-)
Ekl schrieb am
World of Gothic ist die größte Gothic Community und da ist es überhaupt nicht verwunderlich, dass PB genau dort Kontakt mit Gothic-Interessierten aufnimmt. Wieso man dem Menschen, der die Rede gehalten hat, keinen Glauben schenken kann wenn er versucht was bezüglich der Rede richtig zu stellen, musst du mir noch erklären.
Gothic 3 wurde stark gehypt .. das stimmt .. es hat die Erwartungen nicht erfüllt .. das stimmt auch (was aber wegen der Genialität der Vorgänger kaum verwundert). Es ist aber kein schlechtes Spiel, was auch viele Preise bestätigen - ich spiel grundsätzlich keine schlechten Spiele länger als 10-20 Stunden ... doch Gothic 3 habe ich durchgespielt, war vom Ende und von der Story zwar enttäuscht, hatte aber währrend des Spielens viel Spass (und auch Frust).
Im Groben ist diese Aussage schon richtig und zeigt nicht unbedingt die Verblendung der Fans. Die Aussage ist nur sehr allgemein und ungenau. Es hängt natürlich auch ab was der Betreffende mit dem Spielprinzip von Teil 1 und 2 meint.
TNT.sf schrieb am
4p-fanboys? also leute, die einen haufen kritiker mögen? das klingt doch abartig ^^
und ich mein selbst die 4p leute haben g3 ja nicht alles positive abgesprochen, immerhin hat das spiel im test 68% gekriegt und keine 0%, also musst du in der hinsicht nicht übertreiben.
vielleicht hat 4p wirklich ein wenig falsch zitiert aber was solls? die kernaussage wurde doch übertragen, und die von vielen usern vertretene meinung, daß gothic 3 dem ganzen hype und den verkaufszahlen an spielerischer qualität nicht gerecht wurde halte ich auch für richtig.
ich habe es selber durchgespielt und war nicht gerade so begeistert. es gab bugs ja, es gab auch ein haufen zeugs, was vom potential her super aussah, aber im spiel nicht richtig umgesetzt wurde. und das kampfsystem ist ohnehin grausam. sowas von unintuitiv und nicht mal mit ordentlicher kollisionsabfrage, sowas kann man doch einfach nicht ignorieren. das kampfsystem hat mich aber auch schon bei den beiden vorgängern so ziemlich genervt.
aber wenn ich dann solche kommentare im gothic forum lese
das einzige was man an gothic3 aussetzen kann, ist dass das spielprinzip von teil 1 und 2 hätte weiterverfolgt werden sollen und dass die hardwareanforderungen etwas hoch sind.
dann kann ich mich doch wirklich nur wundern, wie verblendet diese fans sind.
da die pb vertreter auch nur in diesem forum stellung genommen haben, wo ihnen sowieso der applaus solcher fans sicher ist, kann ich ihren worten sowieso genauso wenig glauben wie der 4p redaktion.
vielleicht bauen ja wirklich beide seiten scheisse, aber für 4p muss ich wenigstens kein geld bezahlen :D
Ekl schrieb am
der Link sollte den Kommentar des PB Mitarbeiters auf die 4players News zeigen
ich glaube hier bei 4players sind auch nicht wenige, die "verblendet" sind und auch alles an Gothic 3 kritisieren und um es mit deinen Worten zu sagen alles ignorieren, was Gothic 3 gut gemacht hat - und das nur weil 4players so negativ auf Gothic 3 zu sprechen ist - man könnte sie auch als "4players Fanboys" bezeichnen!
Ebenso ist das falsche und einsetige Zitieren bei der News kein Pluspunkt für die 4players Redaktion.
TNT.sf schrieb am
au man, wenn ich das so lese was dort in diesem forum geschrieben wird. die sind so verblendet, die ignorieren einfach alles, was man vernünftigerweise an gothic kritisieren konnte.
fanboys sind wirklich schon wie radikale fundamentalisten.
also nehmt euch in acht 4p, demnächst kommen gothic fanboy selbstmordattentäter zu euch ^^
schrieb am
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