von Benjamin Schmädig,

Day One: Garry's Incident - Wollte Entwickler kritische Berichterstattung unterbinden?

Day One: Garry's Incident (Shooter) von Wild Games Studio Inc.
Day One: Garry's Incident (Shooter) von Wild Games Studio Inc. - Bildquelle: Wild Games Studio Inc.
John Bain, der unter dem Pseudonym TotalBiscuit auf YouTube Spiele, darunter zahlreiche Independent-Spiele, sowohl vorstellt als auch kritisiert, beschuldigt Entwickler Wild Games Studio, mit unfairen Mitteln einen kritischen Beitrag zu Day One: Garry's Incident entfernt zu haben. Laut dem CEO des Studios, Stephane Woods, wurde das Video mithilfe des YouTube-Automatismus zum Schutz von Markenrechten deshalb entfernt, weil TotalBiscuit kein Recht habe, Material des Spiels gewinnbringend zu verarbeiten. In einem aktuellen Video stellt Bain diese Begründung allerdings öffentlich in Frage.

Bain führt zunächst an, dass TotalBiscuit mit der Bitte um den Code für ein Testmuster ausdrücklich auf die Absicht der Monetarisierung hingewiesen habe. Auf diese Bitte und Information hin habe Wild Games Studio den Steam-Code zukommen lassen. Der YouTube-Kanal würde zudem seit Jahren auf diese Weise verfahren, sei in der Branche bekannt und andere Entwickler bzw. Publisher hätten nie auf eine derartige Weise in den Betrieb eingegriffen.

Andere Kanäle, die ebenfalls gewinnbringend und kritisch über Day One: Garry's Incident berichtet haben, wären zudem nicht betroffen - Woods' Begründung sei also schwer haltbar. Nicht zuletzt habe der CEO anderen Spielern das Erstellen von YouTube-Videos ausdrücklich und öffentlich erlaubt.

Zu guter Letzt spricht Bain noch andere Themen, etwa die Entwicklung der modernen Spielekritik an, zu der selbstverständlich auch Videobeiträge gehörten. Er kritisiert außerdem Googles einseitige Interessenvertretung der Markeninhaber. Der gesamte Beitrag ist etwa eine Viertelstunde lang.

Laut Kotaku scheint sich die Situation inzwischen immerhin entspannt zu haben, denn ein Stephane beantwortet die Bitte um einen Kommentar mit den folgenden Worten: "Nachdem wir die negativen Reaktionen gesehen hatten, haben wir uns entschieden, die Beschwerde auf YouTube zurückzuziehen."

Update: Nachdem die Geschichte im Laufe des Montags ordentlich die Runde gemacht hat, hat sich Wild Games per Stellungnahme entschuldigt. Der Knackpunkt sei der Umstand gewesen, dass John Bain (TotalBiscuit) mit seinen Videos Geld verdiene. Davon sei nie die Rede gewesen, als man ihm seinerzeit einen Key zur Verfügung stellte. Es sei letztendlich die Schuld der Entwickler, dass dies nicht klar kommuniziert worden war.

Man nehme die Reaktion auf das Vorgehen und die Bedenken hinsichtlich der freien Meinungsäußerung in der Community sehr ernst. Wild Games glaube an die freie Meinungsäußerung von Leuten und Medienvertretern und verzichte deswegen auf seine Copyright-Ansprüche. Man habe nie vorgehabt, jemandem dieses Recht zu nehmen. Das Studio entschuldige sich aufrichtig bei TotalBiscuit und allen anderen, die sich in irgendeiner Form ihrer Freiheiten beraubt gefühlt hatten.

Letztes aktuelles Video: Crafting und Umgebungen

Quelle: TotalBiscuit

Kommentare

Usul schrieb am
sourcOr hat geschrieben:Das Problem ist einfach, dass die Sache mit der Alternativplattform zu einfach gedacht ist. Das kann man als Außenstehender leicht sagen, aber es ist für solche Youtuber keine Option. Und das wollen sie auch garnicht, weil sie ihre Viewer bei Youtube haben. Und die bleiben dort, weil Youtube noch mehr zu bieten hat wie z.B. eine endlose Fülle an Katzenvideos.
Ich weiß doch, daß es offensichtlich für erfolgreiche Kanalbetreiber keine richtige Option ist. Und ich sage ja auch nicht, daß sie die Plattform wechseln sollen.
Vielmehr frage ich: Gibt es denn eine andere sinnvolle und realistische Art, Youtube dazu zu bewegen, die ungeliebten Regelungen zu ändern?
Meine Antwort: Nein. Youtube hat TROTZ dieser Regelungen den Markt quasi schön im Griff. Die User werden nicht weniger, die Anbieter werden nicht weniger, das dort verdiente Geld wird nicht weniger, die Marktmacht wird nicht geringer usw.
Liege ich also falsch damit, wenn ich davon ausgehe, daß Youtube rein gar nichts an den eigenen Regeln ändern wird, wenn sich die Kanalbetreiber und/oder viele User darüber beschweren, aber sonst nichts geschieht?
Liege ich falsch damit, wenn ich meine, daß ausschließlich ein Userschwund Youtube dazu bringen würde, etwas an den Dingen zu ändern, die TB (und andere, auch hier im Thread) zurecht anprangert?
Wenn dies aber der Fall ist, komme ich wieder zu der einzigen Möglichkeit, da wirklich etwas zu ändern: Und das ist leider Gottes der Plattformwechsel.
Ich verstehe wirklich nicht, wie man diese meine Aussagen etwa als Bullshit auffassen kann oder gar meint, daß ich hier leichtfertig irgendjemanden sage, daß er doch einfach gehen soll, wenns ihm nicht paßt. Ich stelle nur fest, wie die Sachlage ist. (mal hoffend, daß ich keine valide Option übersehe)
Wenn dem aber so ist und TB es eben nicht um seinen Kanal und nicht um seine Abonennten und nicht um sein Geld ginge, sondern darum, das unfaire Verhalten von Youtube zu ändern, dann - und NUR DANN - wäre der...
adventureFAN schrieb am
Wer wechselt auch freiwillig von einem gut bezahlten Job zu einem schlecht bezahlten (wenn überhaupt!) Job?
Da muss man sich halt an die Regeln vom "Boss" halten.
sourcOr schrieb am
Usul hat geschrieben:
Martin Luther wollte auch keine neue Kirche. :ugly:
Welche perfektes Beispiel. :) Denn er hat letztendlich die Entstehung der alternativen Plattform in die Wege geleitet, weil ihm seine ursprüngliche Plattform nicht mehr ganz gefallen hat. ;)
MEINE EIGENEN WAFFEN GEGEN MICH!!
Aber es lässt sich so nicht hinbiegen, denn der Pöbel hat von einem Wechsel nichts und bleibt bei Youtube. Und wie Martin Luther nicht gesagt hat "Ich bau mir jetzt 'ne eigene Kirche" würde TB selbst wenn er zu Tode gestriked wurde wahrscheinlich eher... einen neuen Account aufmachen.
Das Problem ist einfach, dass die Sache mit der Alternativplattform zu einfach gedacht ist. Das kann man als Außenstehender leicht sagen, aber es ist für solche Youtuber keine Option. Und das wollen sie auch garnicht, weil sie ihre Viewer bei Youtube haben. Und die bleiben dort, weil Youtube noch mehr zu bieten hat wie z.B. eine endlose Fülle an Katzenvideos.
Sir Richfield schrieb am
Kajetan hat geschrieben:Ich fand TBs Video zu "Dear Esther" sehr informativ. Weil es ganz klar gezeigt hat, dass jemand, der klassisches "Gameplay" erwartet, mit diesem Titel nichts anfangen kann. TB sagt auch klipp und klar, dass er damit nichts anfangen kann, weil es für ihn kein "Spiel" enthält. Er sagt aber auch (und das ist selten in dieser Branche), dass er nicht genug von Kunst oder Poesie versteht, um sagen zu können, ob das nun gute oder schlechte Kunst ist. Und diese Aufrichtigkeit schätze ich an ihm. Ich stimme mit ihm nicht in jedem Punkt überein, ich habe zu manchen Spielen eine andere Meinung, aber er ist in dem, was er da tut, aufrichtig.
... und macht da weiter beim WTF is/isn't The Stanley Parabel?
(Generell ist die Wirkung dieser "Installation" auf ihre "Spieler" sehr interessant. Reihenweise brechen "Reviewer" aus ihrem Muster aus. Und die Extra Demo für Steam Train (disclosure: Ich habe keine Mittel, die Echtheit zu verifizieren) fand ich grandios. Das alles sagt so wenig und doch so viel über das "Spiel". Jetzt müsste ich nur zu sowas in der mentalen Verfassung sein. Die rät mir aber aktuell eher zu Lego Marvel...)
TachiFoxy schrieb am
Usul hat geschrieben:
Kajetan hat geschrieben:Und genau dieses "Bumm, aus!" im größeren Kontext spricht TB an. Weil es nicht nur um ihn geht.
Wenn es TB nicht eher um sein Werk und damit um seine Einnahmen ginge (was ich nicht kritisiere - soll er so viel Geld verdienen, wie er nur kann!), dann wäre der naheliegende Schritt eigentlich ganz einfach:
Ciao Youtube, Hallo {alternativ-Plattform}.
Klingt sehr vereinfachend, ich weiß... aber wir haben es ja lang genug durchgekaut. Ich wüßte ehrlich nicht, was Youtube dazu bewegen würde, die herrschenden Regeln zu überdenken, außer finanzieller Verlust. Wenn sich TB oder andere prominente Youtube-Nutzer über die Zustände aufregen, ist das zwar ganz nett, aber was ist die Konsequenz?
Der einzige Weg, Youtube zu Änderungen zu zwingen, besteht meiner höchstbescheidenen Meinung nach darin, die Plattform nicht zu nutzen. Das bedeutet für Kanäle wie TB kurz- und mittelfristig leider, daß sie vermutlich weniger Geld einnehmen... und für die User bedeutet das, daß sie nicht einfach bei Youtube nach was suchen müssen, sondern auch mal andere Plattformen frequentieren müssen. Aber es wäre das einzig hilfreiche Mittel gegen eine Plattform, die man offensichtlich relativ folgenlos kritisiert.
Lustigerweise kam das Thema gestern im Co-Optional Podcast vor, wo es auch um Alternativplattformen (wie Blip z.B.) ging, wo dann, wie vermutet, direkt damit argumentiert wurde, dass TB (und andere, wenn die wohl zu sowas wie Blip wechseln wuerden) sicherlich 90-95% der Subscriber-Basis verlieren wuerden und eigentlich nur die Diehard-TB-Fans (sozusagen die "Fanboys") ihm folgen wuerden zu Blip.
Ein Wechsel der Plattform waere schon fast gleichbedeutend mit einem Neuanfang, als wenn sein Youtube-Account durch 3 Strikes gekillt werden wuerde. Das ist einer der Hauptpunkte, wieso sowas schwer fuer jeden auf Youtube waere mit vielen Subscribern.
schrieb am